Donnerstag, 19. August 2021

Zwei verschiedene Meinungen zu dem Thema: `Als Deutschland geteilt war`

Auf einer Fährüberfahrt nach Dänemark unterhielten sich zwei Freundinnen, was sie für Gedanken hatten, damals – als Deutschland noch in zwei Teile getrennt war. Man muss sich vor Augen halten, dass außer rund um Westberlin fast nicht einmal ein Blick auf „das andere Deutschland, bzw. den Westen“ möglich war. Doch die eine konnte von ihrem Heimatort an manchen Stellen die Türme Lübecks sehen – der Ort in dem ihr Vater einst in die Schule gegangen war. (Sie lebte kurz vor dem eigentlichen „Grenzgebiet“). Die andere konnte bei außergewöhnlich klarer Sicht von ihrem Heimatort die Kreidefelsen Moens erblicken. Oder man fuhr ins östliche Ausland, wo es Stellen gab, wo man direkt an die Grenze gelangen konnte, um einen Blick auf den „Eisernen Vorhang“ zu werfen. (Ich hatte einmal gehört, dass die DDR verlangt hatte, auch in der Tschechoslowakei eine Art unzugängliches Grenzgebiet zu errichten, aber das war wohl nur ein Gerücht). Jedenfalls war wohl fast in jedem DDR-Bürger der Gedanke an den Westen in irgendeiner Form übermächtig.

vorhang1
Blick auf den "Eisernen Vorhang in Mikulov (Nikolsburg)
(Grenzübergang am Ende des Sträßchens)

So erzählten sich die Freundinnen über die `damalige Zeit`. Die eine sagte, dass sie sich nie damit abfinden konnte, dass sie viele Stellen der Welt nicht erleben durfte. Dass sie die Ungerechtigkeit darüber empfand, dass sie nicht `auf den Spuren ihres Vaters` gehen konnte Und welche Wut sie überkam, wenn sie um Westberlin herumfuhr.

Die andere Freundin erzählte, wie sie es damals empfand: „Ich empfand gerade die Teilung Deutschland als interessant und geheimnisvoll. Wenn ich Westberlin sah, dann war mir bewusst, dass es so in der Nähe noch eine ganz andere Welt gibt, von der wir kaum etwas wissen. Dass sich da lebendiges Leben abspielt, und wir können es nur ahnen". (Als wir es dann selbst erlebten, erschien es eher als belanglos, das Interessante ergab sich ja gerade aus der Teilung).

Beide Meinungen kann ich als berechtigt ansehen. Gerechterweise muss man hinzufügen, dass die Trennung nicht ganz so hermetisch war, wie sie im Nachhinein dargestellt wird. Das Fernsehen, die Besuchsreisen der Rentner, und was diese alles mitbrachten und erzählten. Die Freunde und Verwandten aus dem Westen, die uneigennützig auf Auslandsreisen in den Ferien verzichteten und dafür ihre Ferien mit den Kindern in der DDR verbrachten (-eine Familie hatte an ihrer Pin-Wand immer ein Verzeichnis, wann sie einen Besuchsantrag rechtzeitig stellen muss, und wie die aktuellen Einreisebestimmungen waren). Von dem "kleinen Grenzverkehr", der für viele Menschen sehr wichtig war, ist kaum noch die Rede. (Er machte ab einer bestimmten Zeit spontane Reisen von Westlern ((die Bezeichnung Wessi und Ossi gab es damals nicht)) in die nähere DDR-Umgebung, ich glaube es waren 50 km ab Grenze, möglich. Die Besuchsreisen von DDR-Bürgern, die schon ab den 70-ger Jahren zu „dringenden Verwandtenbesuchen“ möglich waren. Über all das gäbe es unendlich viele Geschichten zu erzählen. Das war es, was die eine der Freundinnen an der Teilung Deutschlands interessant empfinden ließ und die heutige Zeit als recht trist empfinden lässt.

Im Luftreich des Traums

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