Auf einer Israelreise (II)
Bei meiner ersten Israelreise 1993 mit einer christlichen Reisegruppe war ich umgeben von Pfarrern und christlichen Teilnehmern. Meine Vermutung, dass solche Menschen, deren Profession es ist, mit Begriffen wie Schuld und Vergebung umzugehen, großes Interesse daran hätten, sich dort mit der Vergangenheit und dem Verhältnis zu den Deutschen zu beschäftigen, bestätigte sich nicht. Im Gegenteil, es war ihnen unangenehm. (immerhin waren sie fast alle in der Nazizeit junge Leute gewesen). Den obligatorischen Besuch in der Gedenkstätte Yad Vashem empfanden sie als Zumutung, was auch darin zum Ausdruck kam, dass hinterher kein einziges Wort darüber gesprochen, sondern munter über allerhand belanglose Dinge gelacht wurde. Die Skulptur von Elia auf dem Berg Karmel missbilligten sie, denn der hat ja immerhin 450 Priester getötet. (Ich fragte mich im Stillen, ob ihnen bewusst sei, wie viele Menschen in ihrer Jugendzeit von ihren Landleuten an einem Tag getötet wurden).
Während dieser Reise hatte ich zwei private Besuche bei Israeli unternommen, die ich noch vor Öffnung der DDR-Grenze kennen gelernt hatte, was die Reisegruppe in einige organisatorische Umstände brachte, aber schließlich hatte alles gut geklappt. Über meine Besuche erzählte ich meinen Mitreisenden nichts, hauptsächlich weil ständig so ein angeregtes Geschnatter in der Gruppe zugange war, dass an meinen Erlebnissen kein großes Interesse bestand. Wahrgenommen hatten die Mitreisenden meine „Ausreißer“ durchaus, und das machten sie mir deutlich klar. Bei der (wie ich später feststellte) üblichen Gruppenindoktrination für christliche deutsche Israelbesucher in der deutschen evangelischen Gemeinde Jerusalem stellte ich einzig und allein die Frage: „Wie war es denn vor der israelischen Besatzung (von der ständig die Rede war), gab es damals einen palästinensischen Staat?“, worauf die Referentin sofort ihre Tonlage abmilderte. Nach dem Vortrag trat eine der Pfarrfrauen auf mich zu und gab mir einen Ratschlag. Und sie sagte: „Wissen sie, bei dieser Angelegenheit dürfen gerade wir als Deutsche uns nicht auf die eine oder auf die andere Seite stellen. WIR haben gleich gemerkt, dass SIE auf der anderen Seite stehen!“
So aussagekräftig dieser Ratschlag auch war - ich muss heute immer noch darüber lachen.
Während dieser Reise hatte ich zwei private Besuche bei Israeli unternommen, die ich noch vor Öffnung der DDR-Grenze kennen gelernt hatte, was die Reisegruppe in einige organisatorische Umstände brachte, aber schließlich hatte alles gut geklappt. Über meine Besuche erzählte ich meinen Mitreisenden nichts, hauptsächlich weil ständig so ein angeregtes Geschnatter in der Gruppe zugange war, dass an meinen Erlebnissen kein großes Interesse bestand. Wahrgenommen hatten die Mitreisenden meine „Ausreißer“ durchaus, und das machten sie mir deutlich klar. Bei der (wie ich später feststellte) üblichen Gruppenindoktrination für christliche deutsche Israelbesucher in der deutschen evangelischen Gemeinde Jerusalem stellte ich einzig und allein die Frage: „Wie war es denn vor der israelischen Besatzung (von der ständig die Rede war), gab es damals einen palästinensischen Staat?“, worauf die Referentin sofort ihre Tonlage abmilderte. Nach dem Vortrag trat eine der Pfarrfrauen auf mich zu und gab mir einen Ratschlag. Und sie sagte: „Wissen sie, bei dieser Angelegenheit dürfen gerade wir als Deutsche uns nicht auf die eine oder auf die andere Seite stellen. WIR haben gleich gemerkt, dass SIE auf der anderen Seite stehen!“
So aussagekräftig dieser Ratschlag auch war - ich muss heute immer noch darüber lachen.
anne.c - 5. Dez, 09:55