Freitag, 11. Januar 2019

„Merkel am Ende

Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ von Ferdinand Knauß, erschienen im Finanzbuchverlag
Teil 1

Das Buch fand ich in einer Buchhandlung und kaufte es, weil mir der Titel auffiel und ich den Vertrieb so eines Buches honorieren wollte. Es ist in einer klaren, nicht zu wissenschaftlichen Sprache geschrieben, so dass ich das ganze Buch schnell und mit Genuss las. Mit Genuss: weil überzeugend dargestellt wird, was viele Menschen intuitiv erkannt haben, aber nicht so gut zum Ausdruck bringen können. Der Autor unterzieht die Politik Angela Merkels einer sachlichen Analyse. Es werden Zitate der Politikerin aufgeführt und mit anderen entsprechenden früheren Zitaten derselben Politikerin konfrontiert, die oft das Gegenteil des später Gesagten sind. Im Buch ist dabei keine Häme zu finden, und für die taktischen Leistungen zollt der Autor Frau Merkel sogar Respekt. Wenn er kritisch wird, dann kritisiert er was Angela Merkel tat und sagte.

Ferdinand Knauß setzt sich mit Angela Merkels Taktiken zur Machterlangung und zum Machterhalt auseinander (er hält ihre Beherrschung für die größte Stärke der Politikerin). Und er beschäftigt sich mit den Besonderheiten ihrer Anhänger und zeigt, wie sehr sie im „System Merkel“ verquickt sind. Er zieht Bilanz, wie Deutschland nach 13 Jahren Merkel-Regierung da steht. Seine These ist es, dass Angela Merkel als eine „unpolitische“ Politikerin anzusehen ist, die die CDU inhaltlich in ihrem Kern entleerte. Das belegt er mittels überzeugender Beispiele. Im letzten Kapitel erklärt der Autor, warum Angela Merkel überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit passt und warum eine Neuauflage ihres Regierungsstils nicht mehr möglich sein wird.

Das Buch beginnt im November 2017, als ein Kreisvorstand der Jungen Union revoltierte und den Rücktritt Angela Merkels forderte, was sofort abgeschmettert wurde. Weitere Beispiele von Aufständen gegen Merkel wurden aufgezeigt, die weniger über die „Aufständischen“ sagen, als über die gekonnte Strategie Merkels zu ihrer Niederschlagung. Der Autor meint, dass niemand in der CDU den Mut zu zeigen wagte, den Merkel einst hatte, als sie Helmut Kohl stürzte. Hohe analytische Intelligenz und einen starken Willen zur Macht werden ihr attestiert. Beim CDU-Parteitag im Dezember 2016, als das ganze Chaos der Flüchtlingsbewegung längst offensichtlich war, erhielt Merkel von ihren Parteifreunden 11 Minuten tosenden Applaus, und Knauß kann sich nicht genug darüber wundern, wie ergeben die CDU-Mitglieder diese „teils banale, teils abstruse Rede“ hinnahmen. Das erinnerte wirklich vieles an die DDR.



Weiter beschäftigt sich Knauß umfassend mit den verschiedenen Krisen, die während Merkels Kanzlerschaft durchlaufen wurden: Finanzkrise, Energiewende und Flüchtlingskrise. Auffällig ist, dass Angela Merkel alle wesentlichen Entscheidungen in den Krisen selbstständig (man kann auch sagen selbstherrlich) getroffen hat, ohne dass je eine parlamentarische Debatte darüber stattfand. Die Entscheidung zur sofortigen Energiewende bezeichnet der Autor als „Wiedervereinigung mit dem Zeitgeist“. Den Zeitgeist ordnet er der grünen Bewegung zu, die heute in Gesellschaft und Medien meinungsbildend ist. So nimmt er heutzutage zwei große gesellschaftliche Ängste wahr: es ist einerseits die Angst vor Atom und vor Klimawandel und andererseits die Angst vor der großen Anzahl von Flüchtlingen. Hier offenbart sich die heute viel beklagte Spaltung der Gesellschaft. Angst vor Klimawandel, Naturzerstörung und Atomkraft bewegen die tonangebende Klasse, die selbst eher unter sich abgeschottet lebt und - nebenbei gesagt - auch besonders gern im Flugzeug reist. Diese Schicht von Menschen wird lautstark und einseitig von den relevanten Medien unterstützt, deren Vertreter selbst dieser Klasse angehören. Die Sorge vor den Flüchtlingen, die ins Land strömen und vor den Folgen der Flüchtlingspolitik haben mehr die „Abgehängten“, also jene Menschen, die die Folgen dieser Politik unmittelbar erfahren, weil sie mit den Flüchtlingen um billige Wohnungen und einfache Arbeitsplätze konkurrieren müssen und auch direkter mit ihnen im Alltag konfrontiert sind.
(Fortsetzung folgt)

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