Vorschulerziehung in der DDR (Teil 5 - Ende)
Die insgesamt 4 Jahre Kindergartenzeit verliefen unspektakulär. Einmal wechselte in der Zeit die Kindergartenleitung, wovon ich aber nicht viel mitbekam. Darum fiel ich fast um, als mir jemand – es war schon nach der „Wende“ - sagte: „Weißt du, dass wegen dir damals Frau E. als Kindergartenleiterin abgesetzt wurde?“ Was hatte ich mit ihr zu tun gehabt? Nichts, außer zwei mal, dass ich Beschwerde eingelegt hatte.
Meine Tochter kam nach Hause und trällerte fröhlich ein im Kindergarten neu gelerntes Lied: „Wenn ich groß bin, dann gehe ich zur Volksarmee…..dann fahr ich mit dem Panzer, ratata, dann lad ich die Kanone, bum,bum,bum….“ Ich lief umwendend zum Kindergarten. Die Kindergärtnerin verwies mich etwas verwirrt auf die Leiterin, bei der ich mich beschwerte, dass die Kinder „kriegsverherrlichende Lieder“ lernen. „Aber Frau C., das ist doch ein Lied über unsere Nationale Volksarmee, die für die Landesverteidigung da ist. Unsere Kinder müssen doch mit der Lebenswirklichkeit vertraut werden!“ „Dann zeigen sie bitte den Kindern auch zerschossene Menschen in Großaufnahme und führen ihnen Sirenengeheul vor!“ „Aber Frau C.!“ (Letzteren Satz hatte ich in verschiedenen Nuancen, die jede nach Tonfall eine Aussage für sich waren, mehrmals gehört). Ich schrieb noch etwas ins „Muttibuch“ (für „ Anregungen und Beschwerden“, das es dort erstaunlicherweise gab), und damit war für mich die Angelegenheit erst einmal beendet. Normalerweise wurden solche Lieder nicht gesungen, nur laut Lehrplan eingelernt.
Beendet war die Angelegenheit damit doch nicht, denn nach einem Jahr hörte ich es meinen Sohn mit viel verve singen. Diesmal legte ich nicht den Umweg über den Kindergarten ein, sondern wir schrieben gleich eine Eingabe an das „Ministerium für Volksbildung“. ´Eingabe´: der Schrecken aller DDR-Behörden. Vielleicht wurden so wenig Eingaben geschrieben, dass jede einzelne eine ungeheure Wirkung hatte. Unsere Eingabe hatte jedenfalls die Wirkung, dass die Kindergartenleiterin von ihrer Leitungsfunktion entbunden wurde: …..weil sie es nicht geschafft hatte, die Eingabe zu verhindern…. Jedenfalls wurde es mir so erzählt. Ich denke eher, dass es so gewesen ist, dass sie wegen anderer Dinge auf der „Abschussliste“ stand, und unsere Eingabe als dankbarer Vorwand angesehen wurde, einen Leitungswechsel vorzunehmen. (Ende)
Meine Tochter kam nach Hause und trällerte fröhlich ein im Kindergarten neu gelerntes Lied: „Wenn ich groß bin, dann gehe ich zur Volksarmee…..dann fahr ich mit dem Panzer, ratata, dann lad ich die Kanone, bum,bum,bum….“ Ich lief umwendend zum Kindergarten. Die Kindergärtnerin verwies mich etwas verwirrt auf die Leiterin, bei der ich mich beschwerte, dass die Kinder „kriegsverherrlichende Lieder“ lernen. „Aber Frau C., das ist doch ein Lied über unsere Nationale Volksarmee, die für die Landesverteidigung da ist. Unsere Kinder müssen doch mit der Lebenswirklichkeit vertraut werden!“ „Dann zeigen sie bitte den Kindern auch zerschossene Menschen in Großaufnahme und führen ihnen Sirenengeheul vor!“ „Aber Frau C.!“ (Letzteren Satz hatte ich in verschiedenen Nuancen, die jede nach Tonfall eine Aussage für sich waren, mehrmals gehört). Ich schrieb noch etwas ins „Muttibuch“ (für „ Anregungen und Beschwerden“, das es dort erstaunlicherweise gab), und damit war für mich die Angelegenheit erst einmal beendet. Normalerweise wurden solche Lieder nicht gesungen, nur laut Lehrplan eingelernt.
Beendet war die Angelegenheit damit doch nicht, denn nach einem Jahr hörte ich es meinen Sohn mit viel verve singen. Diesmal legte ich nicht den Umweg über den Kindergarten ein, sondern wir schrieben gleich eine Eingabe an das „Ministerium für Volksbildung“. ´Eingabe´: der Schrecken aller DDR-Behörden. Vielleicht wurden so wenig Eingaben geschrieben, dass jede einzelne eine ungeheure Wirkung hatte. Unsere Eingabe hatte jedenfalls die Wirkung, dass die Kindergartenleiterin von ihrer Leitungsfunktion entbunden wurde: …..weil sie es nicht geschafft hatte, die Eingabe zu verhindern…. Jedenfalls wurde es mir so erzählt. Ich denke eher, dass es so gewesen ist, dass sie wegen anderer Dinge auf der „Abschussliste“ stand, und unsere Eingabe als dankbarer Vorwand angesehen wurde, einen Leitungswechsel vorzunehmen. (Ende)
anne.c - 11. Jan, 17:42