Was ist deutsche Arroganz?

Der Abgeordnete des Deutschen Bundestages Klaus Peter Willsch bei der Aussprache über die Verlängerung des Hilfsprogramms an Griechenland über den griechischen Ministerpräsidenten Tsipras und den griechischen Finanzminister Varoufakis:

"Schauen sie sich Tsipras an, schauen sie sich Varoufakis an: Würden sie von denen einen Gebrauchtwagen kaufen?"

Diese beiden sind immerhin frei gewählte Repräsentanten der griechischen Bevölkerung und wichtigste Mitglieder der Athener Regierung. Mit so einem Spruch sind also nicht nur diese beiden Männer gemeint, sondern das Misstrauen bezieht sich auch auf die griechische Bevölkerung. Herr Willsch würde sicher von keinem Griechen einen Gebrauchtwagen kaufen. Ganz bestimmt aber würden er und auch die Bundesregierung jedem Griechen einen Gebrauchtwagen verkaufen. Und nicht nur diesen. So wie die Deutschen in den letzten Jahren - als jedem nur halbwegs Eingeweihten Griechenlands finanzieller Zustand bekannt sein musste - deutsche Leopard Panzer, deutsche Kampfflugzeuge und deutsche U-Boote im Wert von vielen Milliarden Euro verkauft haben. Zum Teil auch unter lobbyistischer Tätigkeit des damaligen grünen Außenministers Joschka Fischer und später auf Drängen der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die heute den Griechen streng die Leviten liest. Bei wem und wofür die Griechen ihre horrenden Schulden angehäuft haben, das sollte man sich näher ansehen. Und sich dann fragen, ob man etwa von einem Mitglied der regierenden deutsche Parteien einen Gebrauchtwagen kaufen würde.

http://www.zeit.de/2012/02/Ruestung-Griechenland
MaxWedell - 16. Mär, 14:54

Ich sehe das nicht so wie Sie, daß jemand anderes als genau diese beiden Männer gemeint war. Willsch ließ sich ganz offenbar von den US-Demokraten inspirieren, die 1960 im Wahlkampf gegen Nixon Wahlkampfplakate veröffentlichten, die das Konterfei Nixons zeigten, mit der Unterschrift: "Würden Sie einen Gebrauchtwagen von diesem Mann kaufen?" Diese Frage ging auch damals schon ad hominem, etwas anderes macht keinen Sinn. Willsch Wunsch war es offensichtlich, daß sich alle Parlamentarier noch einmal das Gebaren und die Äußerungen genau dieser beiden Personen der letzten Wochen vor Augen führen sollten, und anschließend dann sich die Frage stellen sollten: Sind diese beiden Männer glaubwürdig, d.h.kann man fest darauf vertrauen, daß sie ihren im Zusammenhang mit dem Hilfspaket bestehenden Verpflichtungen nachkommen? Könnte man auch darauf vertrauen, wenn sie ein Auto verkaufen und sagen: "Dieser Wagen ist unfallfrei und in erstklassigem Zustand"?. Offensichtlich ist Willsch nach diversen übrigens vielerseits umstrittenen Verbal-Eskapaden dieser Männer in den der Abstimmung vorangehenden Wochen nicht der Meinung, daß man ihnen vertrauen kann. Ich jedenfalls kann ihm nicht vorwerfen, daß er die Parlamentarier auf diese etwas saloppe Art darauf hinwies, daß die zentrale Frage ist: Kann man diesen beiden Männern vertrauen, die Reformen, zu denen sie dann verpflichtet sind, auch zu liefern? Es ging hier um Vertrauen, genau wie beim Kauf eines Gebrauchtwagens. Mit der griechischen Bevölkerung hat das erstmal nichts zu tun. Und daß es überhaupt keine Griechen gibt, denen Willsch so sehr vertrauen würde, daß er einen Gebrauchtwagen von ihnen kaufen würde, ist erstmal nur eine Unterstellung, die in meinen Augen keine Grundlage hat.

Ihr Versuch, eine angebliche "deutsche Arroganz" an diesem Fall zu beweisen, halte ich für danebengegangen.

Im Luftreich des Traums

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