Giselas Sohn
Vor einiger Zeit schrieb ich über meine Freundin Gisela, über ihre „Miss-Behandlung“ von Seiten ihres Arbeitsgebers und ihre Beerdigung. Eine Unmenge Menschen waren zu ihrer Beerdigung gekommen. Einige haben geweint, aber niemand hat so geweint, wie ihr Ziehsohn Faisal.
Gisela und ihr Mann standen der Einwanderung 2015 positiv gegenüber. Sie sahen darin eine Chance, ihre christliche Lebenseinstellung in die Tat umzusetzen. Bald schon nach der großen Einwanderung schauten sie sich im Flüchtlingsheim in einer nahe gelegenen Kleinstadt um. Sie versuchten einen Kontakt mit den Flüchtlingen herzustellen und freundeten sich mit einem jungen Syrer namens Faisal an. Ich denke, dabei waren sie von dem Gedanken getragen: wenn auch nur ein Teil der deutschen Bevölkerung die „Patenschaft“ für jeweils einen oder wenige Menschen – so wie die jeweiligen Kräfte und Umstände es hergeben -, übernehmen würde, dann wäre die Flüchtlingsproblematik nicht mehr so ein Problem und eine Integration von vielen Menschen in die Gesellschaft möglich. (Sie waren Idealisten).
Als wir nach einer längeren Pause dort wieder einmal einen Besuch machten, gab es in der Familie ein neues Familienmitglied namens Faisal. Gisela und ihr Mann hatten alles, was ihnen möglich war unternommen, um Faisal beim Start in die Gesellschaft zu helfen. Sie erledigten mit ihm Behördengänge, sie halfen ihm, dass er in einer nahen Stadt eine kleine Wohnung erhielt, sie besorgten für ihn eine Arbeit in einer Wäscherei. Als er nach einiger Zeit das Bedürfnis hatte, mehr zu lernen und sich zu qualifizieren, womit auch ein Umzug in eine weit entfernte Gegend verbunden war, legten sie ihm keine Steine in den Weg, so schwer es ihnen war, dass sie ihn nun weniger sehen konnten. Wer ihm Steine in den Weg legte, das waren die Behörden, denn Faisals Wunsch, eine Ausbildung zum Physiotherapeuten zu beginnen, haben sie ihm sehr schwer gemacht. Immer stimmte etwas in der Ausbildungsbürokratie oder anderes Formelles nicht. Faisal zog in eine Stadt in Süddeutschland, und selbst da hatte Gisela Kontakte, die ermöglichten, dass Faisal in eine kleine Einliegerwohnung ziehen konnte. (Wie die Sache mit der Ausbildung weiter ging, weiß ich jetzt nicht).
Dreimal habe ich Faisal gesehen. Bei einem großen Familienfest habe ich ihn kennen gelernt und über die Geschichte seiner Aufnahme in die Familie erfahren. Das nächste mal war ich zur Kirschenernte auf den kleinen Bauernhof gefahren. Meine Wanne für die Kirschen stand auf einem Schuppendach, von dem aus ich gut an die Unmengen Kirschen am Baum gelangen konnte. Kaum war ich zum Pflücken auf´s Dach gestiegen, da stand auch schon Faisal neben mir und pflückte etwa drei Stunden lang mit mir Kirschen. Ja, und dann sah ich ihn auf Giselas Beerdigung. Sie, von der ich auch einmal den enthusiastischen Ausspruch gehört hatte: „Er ist für mich wie mein fünftes Kind!“, die wurde von allen ihren Kindern beweint, aber von keinem so, wie von ihrem Ziehsohn Faisal.
Gisela und ihr Mann standen der Einwanderung 2015 positiv gegenüber. Sie sahen darin eine Chance, ihre christliche Lebenseinstellung in die Tat umzusetzen. Bald schon nach der großen Einwanderung schauten sie sich im Flüchtlingsheim in einer nahe gelegenen Kleinstadt um. Sie versuchten einen Kontakt mit den Flüchtlingen herzustellen und freundeten sich mit einem jungen Syrer namens Faisal an. Ich denke, dabei waren sie von dem Gedanken getragen: wenn auch nur ein Teil der deutschen Bevölkerung die „Patenschaft“ für jeweils einen oder wenige Menschen – so wie die jeweiligen Kräfte und Umstände es hergeben -, übernehmen würde, dann wäre die Flüchtlingsproblematik nicht mehr so ein Problem und eine Integration von vielen Menschen in die Gesellschaft möglich. (Sie waren Idealisten).
Als wir nach einer längeren Pause dort wieder einmal einen Besuch machten, gab es in der Familie ein neues Familienmitglied namens Faisal. Gisela und ihr Mann hatten alles, was ihnen möglich war unternommen, um Faisal beim Start in die Gesellschaft zu helfen. Sie erledigten mit ihm Behördengänge, sie halfen ihm, dass er in einer nahen Stadt eine kleine Wohnung erhielt, sie besorgten für ihn eine Arbeit in einer Wäscherei. Als er nach einiger Zeit das Bedürfnis hatte, mehr zu lernen und sich zu qualifizieren, womit auch ein Umzug in eine weit entfernte Gegend verbunden war, legten sie ihm keine Steine in den Weg, so schwer es ihnen war, dass sie ihn nun weniger sehen konnten. Wer ihm Steine in den Weg legte, das waren die Behörden, denn Faisals Wunsch, eine Ausbildung zum Physiotherapeuten zu beginnen, haben sie ihm sehr schwer gemacht. Immer stimmte etwas in der Ausbildungsbürokratie oder anderes Formelles nicht. Faisal zog in eine Stadt in Süddeutschland, und selbst da hatte Gisela Kontakte, die ermöglichten, dass Faisal in eine kleine Einliegerwohnung ziehen konnte. (Wie die Sache mit der Ausbildung weiter ging, weiß ich jetzt nicht).
Dreimal habe ich Faisal gesehen. Bei einem großen Familienfest habe ich ihn kennen gelernt und über die Geschichte seiner Aufnahme in die Familie erfahren. Das nächste mal war ich zur Kirschenernte auf den kleinen Bauernhof gefahren. Meine Wanne für die Kirschen stand auf einem Schuppendach, von dem aus ich gut an die Unmengen Kirschen am Baum gelangen konnte. Kaum war ich zum Pflücken auf´s Dach gestiegen, da stand auch schon Faisal neben mir und pflückte etwa drei Stunden lang mit mir Kirschen. Ja, und dann sah ich ihn auf Giselas Beerdigung. Sie, von der ich auch einmal den enthusiastischen Ausspruch gehört hatte: „Er ist für mich wie mein fünftes Kind!“, die wurde von allen ihren Kindern beweint, aber von keinem so, wie von ihrem Ziehsohn Faisal.
anne.c - 9. Aug, 07:02