.......... hatte ich bei meinem ersten Besuch in Israel 1993. Ich war mit einer christlichen Reisegruppe unterwegs. Außerdem besuchte ich zwei israelische Bekannte, die ich bei Vorträgen, noch in der DDR-Zeit, kennengelernt hatte. Und mit denen ich Kontakt aufgenommen hatte. Irgendjemand hatte mir erzählt, dass israelische Soldaten ausgesprochen hilfsbereit sind, und oft eine Gelegenheit nutzten, für andere etwas zu tun. Da ich keine Veranlassung hatte, mit israelischen Soldaten in Kontakt zu kommen, beachtete ich diese Aussage nicht besonders.
In der Reisegruppe wirkte ich etwas exotisch, da ich der Gruppe mehrmals Umstände bereitete, um meinen privaten Unternehmungen nahzugehen. So bat ich, dass ich im Norden Israels, in Kirjat Shmona die Reisegruppe verlassen kann, um mit dem Bus nach Beit Shean zu fahren, weil ich meinen neu gewonnenen Freund Jaakov (gebürtig aus Rostock) für einen Tag in seinem Kibbuz Ein Hanatziv besuchen wollte. (Dass meine Extrawünsche keine Begeisterung bei der Reiseleiterin hervorriefen, konnte ich mir erst klar machen, nachdem ich begriff, welche Verantwortung auf so einer Reiseleitung lasten).
Jedenfalls befand ich mich an der Bushaltestelle in Kirjat Shmona und wartete auf den Überlandbus. Mir fiel ein, dass ich ja noch gar keine Shekel getauscht hatte. Meine erfahrenen Mitreisenden hatten mich nämlich jedesmal , wenn ich Geld tauschen wollte, davon abgehalten, weil sie meinten, der Umtauschkurs wäre ungünstig. In Jerusalem hatte ich bereits einige Male mit D-Mark bezahlen können, aber hier im hohen Norden sah die Sache ganz anders aus. Der Busfahrer erkannte meine Währung nicht an. Mit mir war eine Gruppe Soldaten in den Bus gestiegen. Ich bekam gar nicht mit, was da geschah, ich hörte nur ein Klimpern, und der Bus fuhr ab. Yaakov stand dann tatsächlich an der Bushaltestelle an seinem Kibbuz in der heißen Sonne und nahm mich in Empfang.
Erst hinterher wurde mir bewusst, dass die Soldaten in Kirjat Shmona eine Sammlung für mich veranstaltet hatten, um die Busfahrt für mich zu bezahlen. Leider war ich zu aufgeregt und auch zu unerfahren, um mich in gebührender Weise dafür zu bedanken.
Ich bin heute noch gerührt über diese kleine Episode. Auch, weil sie mir genau das bestätigte, was ich zuvor gehört hatte. Immer, wenn ich jetzt in Nachrichten etwas höre über Kirjat Shmona, das nun so überaus drangsaliert wird, dann denke ich an die Sammlung der Soldaten. Sicher weiß ich, dass man von einer Szene keine Rückschlüsse über die gesamte IDF ziehen kann. Doch ich denke, so eine Erlebnis zeigt schon die Richtung an, in der die Soldaten reagieren und handeln.
anne.c - 1. Jun, 22:57
dass der fanatische Antisemitismus weniger von den „normalen“ Menschen ausgeht, sondern dass Intellektuelle, Politiker, Studenten, Künstler, Medienschaffende die treibenden Kräfte sind. Ähnliches hatte ich in den Erinnerungen von Nadeshda Mandelstam gelesen, die diese Beobachtungen in der damaligen Sowjetunion machte.
So konnte man interessante Beobachtungen beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Malmö machen. Zuerst erlebte man antisemitischen Massen, die aus dem ganzen Land und aus den Nachbarländern angekarrt worden waren! Wie viele es waren, wie sie ihren Hass und ihre Verachtung gegenüber Israel äußerten! Wie ihre soziale Zusammensetzung war, weiß ich nicht, es werden sicher viele arabische Menschen und viele Studenten dabei gewesen sein. Die Menge der Leute, die behauptete, für eine gute Sache zu kämpfen, hatte keine Scham, sich auf ein einzelnes junges Mädchen zu stürzen, sie zu drangsalieren, ihr ihren Aufenthalt in Malmö zur Hölle zu machen. Die Haltung von Eden Golan, die trotz aller Boykottbemühungen scheinbar unbeirrt ihre Darbietung vortrug, war bewundernswert.
Aber dann kam die große Überraschung. Das „normale Publikum“, die Fernsehzuschauer, die ihre Wertung abgaben, boykottierte Eden Golan überhaupt nicht. Sie waren ganz auf ihrer Seite, sie gaben eine Punktwertung ab, die weit über dem Durchschnitt lag. Trotz einer benachteiligenden Jurywertung belegte Eden Golan den 5. Platz.
Wie ist die Diskrepanz zwischen Zuschauerwertung und der boykottierenden Menge zu erklären? Es wurden immerhin so viel oder mehr Zuschauerwertungen registriert, wie man normalerweise bei Meinungsumfragen vornimmt. Ich kann es nur so erklären, dass der Durchschnittsbürger mit den hetzenden und hasserfüllten Demonstranten nichts zu tun haben möchte und das durch sein Votum zur Kenntnis gibt. Es muss eine bestimmte Kaste, leider sind es die Meinungsmacher, überall auf der Welt geben, die sehr laut den Ton angeben. Die Mehrheit denkt nicht so und ist zumindest indifferent.
Das ist jetzt nur ein geringer Trost, wenn man die Lage in Israel sieht, und wenn man erlebt, mit welcher unfairen, lügenhaften, Tatsachen verdrehenden Haltung die „Meinungsmacher“ der Welt ihre Ansichten über den Gaza-Krieg verbreiten. Doch das Votum der Zuschauer vom ESC sehe ich als ein kleines Hoffnungszeichen.
anne.c - 16. Mai, 16:25
In unserer Zeitung waren an einem Tag zwei Artikel zu lesen. In dem einen Artikel wurde über den Film „Der Tätowierer von Auschwitz“ berichtet. Vorn, die Politikseite, handelte über den Einmarsch der IDF in Rafah. Gibt es zwischen diesen beiden Artikeln Zusammenhänge? Natürlich gibt es Zusammenhänge, auch wenn diese in der Zeitung nicht erwähnt wurden. Beide Artikel handeln von Juden, von Juden, die in höchster Todesgefahr sind, die von Mörderbanden bedroht werden und die – so wie es ihnen möglich ist -, ihr eigenes Leben und das ihrer Landsleute (Glaubensbrüder) schützen.
Der Bericht über den Film über den Tätowierer war von tiefem Mitgefühl gezeichnet. „das Unfasslichste, was man je sah“, größtes Entsetzen, Schilderung von Szenen aus dem Alltag in Auschwitz. Man merkt, wie beeindruckt der Rezensent vom Film und vom Handeln seiner Protagonisten ist.
Aus Gaza klang der Bericht anders. Da war eigentlich nur Kritik und Missbilligung des Geschehens zu spüren. Da ist von eventuellen Kriegsverbrechen die Rede, vom Verstoß gegen internationales Recht, von den großen Sorgen der internationalen Gemeinschaft. Begreift keiner von den Zeitungsmachern oder will es nicht begreifen, dass den Einwohnern von Israel das gleiche Schicksal bevorstehen würde, wie den Juden in Auschwitz, wenn sie nicht alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzten, um ihr Kriegsziel, die Zerschlagung der Hamas zu erreichen? Warum wird Israel als der übermächtige Aggressor dargestellt, wobei unterschlagen wird, wie das Land ständig und von mehreren Seiten mit Raketen beschossen wird, einschließlich aus dem bemitleidenswerten Rafah? Man hat den Eindruck, als wäre die westliche Welt schizophren. Diejenigen, die ihre Werte vertreten und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit hoch halten, die werden als das Böse dargestellt, während die Gruppierung, die das verachtet, was die westliche Welt für schützenswert hält (Frauen, Homosexualität, Rechtsstaatlichkeit, Wahrhaftigkeit), für die wird sich weltweit eingesetzt. Ich kann mir das nur so erklären, dass die westliche Welt ihre „Werte“, die sie sich selbst gegeben hat, in Wirklichkeit hasst und verachtet. So sucht sie sich – wie es schon immer der Fall war -, einen Sündenbock, eben das Land, das diese „Werte“ in vorbildlicher Weise lebt (ich habe es selbst erlebt), und schiebt ihm alle Schuld zu, die der Westen eigentlich bei sich verorten könnte. Das ist schizophren.
Und schizophren ist es auch, wenn in einer Zeitung, kommentarlos, zwei Artikel zu lesen sind, die beide Ähnliches schildern, nämlich Widerstand gegen lebensbedrohende Mörderbanden, und ihn einmal für positiv und bewegend darstellen, das andere mal missbilligen und verurteilen.
anne.c - 9. Mai, 09:29
Viel habe ich in meinem Leben über Antisemitismus nachgedacht, über Judenhass, darüber, warum man im vorigen Jahrhundert viele Millionen Menschen auf´s grausamste erniedrigt und umgebracht hat. Denn ich bin aus einer Generation, wo der Holocaust noch nicht so lange zurück war. Wenngleich man damals ungleich weniger darüber sprach als heute. Ja, man sprach nicht darüber, man schwieg darüber. Auf diese und jene Art bekam ich darüber Bescheid, und das Wissen darum überschattete meine Jugend. Doch verstehen konnte ich nie, dass so eine Barbarei möglich gewesen war.
Nun habe ich seit dem 7. Oktober das Weltgeschehen genau beobachtet und kann nur mit Entsetzen feststellen: Ja, es gibt den Antisemitismus. Nicht etwa als eine Eigenschaft oder Gefühl, das einem Menschen oder einer Gruppe, zu eigen ist. Nein, er ist ein virulentes geistiges Prinzip, das sich wie ein Feuerball ausbreitet ( im elektronischen Zeitalter verbreitet es sich gedankenschnell und über den ganzen Erdball).
Um dieses abscheuliche geistige Prinzip zu verbreiten, bedarf es williger Menschen. Da kommen Medienstars, Kabarettisten, Professoren, Schriftsteller, Studenten aus ihren Löchern gekrochen, als hätten sie nur darauf gewartet, ihren Judenhass kundzutun. Fast immer haben ihre Äußerungen ein moralisches Gewand, sie verkünden ihre moralischen Ansichten, um Juden, Israeli in einem umso schlimmeren Licht erscheinen zu lassen.
Es bleibt nicht bei moralischer Verurteilung. Wie aus den Schilderungen von den amerikanischen Eliteuniversitäten zu erfahren ist, kommen Vernichtungsphantasien dazu. „Der 7. Oktober“ wird sich immer wieder wiederholen, verkündete die Hamas. Amerikanische Studenten skandieren, dass der 7. Oktober sich
10 000 mal wiederholen wird. Was ist das anderes als der Wunsch nach Vernichtung des jüdischen Volks? Aus leidvoller Erfahrung wissen Juden, dass solche Drohungen wahr gemacht werden. Schon das ist ein Grund, dass der Krieg gegen Gaza, also gegen jene Leute, die die Vernichtung androhen, gerechtfertigt ist. Der Ausspruch von Primo Levi, der Auschwitz überlebt hat: "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen", ist ein prophetischer Spruch und muss bei allen Kriegshandlungen mit bedacht werden.
anne.c - 1. Mai, 21:14
Wenn sich in Deutschland Kulturgrößen zu Israel zu Wort melden, kann man sicher sein, dass es einfach nur peinlich wird. So verwirrte der Comedian Dieter Hallervorden die Öffentlichkeit mit einem Gedicht über Gaza. In dem Gedicht wird Israel als „Völkermörder“ dargestellt, über einen Kinderfriedhof in Gaza wird berichtet, dem Vater eines getöteten Kindes wird verziehen, wenn er „antisemitisch“ wäre.
„Kein Mensch wird als Terrorist geboren“, das heißt, wer Opfer von Terror wird, hat selbst Schuld daran, denn er hat ja den Terror provoziert. Da sind wir dann ganz schnell bei der Feststellung, dass die SS-Mörder, die Millionen von Juden auf grausamste Weise ermordet haben, wohl auch nicht als Mörder geboren wurden, sie müssen wohl ebenfalls provoziert worden sein. Von den einzigen auf der Welt, die allein durch ihr Dasein zum Mord provozieren.
Hallervorden spricht vom „Kinderfriedhof in Gaza“. Was ist mit den geköpften Babys, mit den verbrannten, mit den im Backofen verschmorten Kindern in Israel? Auch für sie wird es einen Kinderfriedhof geben, Der ist für DH nicht existent.
Es lohnt sich nicht, darüber zu schreiben, jedoch hat das Gedicht so eine Verbreitung gefunden, dass man nicht darüber hinweg gehen kann. Interessant ist an dem Fall, dass DH durchaus mit dem Geist der Nazis infiziert ist. Schon als Kind nahm er sich
Hitler zum Vorbild und bekanntlich können die Eindrücke der Kindheit ein Leben lang wirken.
Das erinnert an einen weiteren prominenten deutschen Künstler, dem es auch mal einfach so einfiel, Israel dafür anzuklagen, dass nur wegen ihm der Weltfrieden gefährdet sei. Nicht etwa das Land, von dem immer wieder Vernichtungsdrohungen gegen Israel ausgehen, das in seiner Hauptstadt eine gewaltige Uhr laufen lässt, die die Zeit bis zur Zerstörung Israels zählt. Ja, auch der Iran wurde nicht als Terrorstaat geboren, die Existenz von Israel muss ihn zu seinen Drohungen und Handlungen provoziert haben.
Und wie kann es anders sein: Auch G
ünter Grass erwies sich als gelehriger Adept der Waffen-SS, die ihm eine Botschaft für sein Leben mitgegeben hat: Der Jude ist Schuld!
anne.c - 23. Apr, 17:26
Wie viele andere Menschen, haben wir den iranischen Angriff auf Israel per Bildschirm life mitverfolgen können. Dabei fühlte man sich aus mehreren Gründen sehr unwohl. Zu sehen, wie Tod und Zerstörung bringende Flugkörper auf Israel zugleiten, nicht wissend, wer von den Einwohnern getötet werden wird und welche Konsequenzen sich daraus ergeben werden. Doch man fühlt sich auch unwohl bei dem Gedanken, dass man das aus sicherer Position nicht anders als ein Computerspiel ansieht. Was für andere tödliche Bedrohung ist, ist für uns Unterhaltung! Wie erleichtert, fast ein wenig euphorisiert waren wir, als dank der hervorragenden Flugabwehr Israels fast alles gut ausging.
Die Amerikaner vergaßen für einen Moment ihre Israelfeindschaft und leisteten gute Abwehrarbeit, Großbritannien und Frankreich ebenfalls. Sogar arabische Länder hatten keine Lust, iranische Flugkörper über sich zu dulden. (Inzwischen scheint es klar zu sein, dass die USA bei der ganzen Aktion irgendwie lenkend ihre Hand im Spiel hatten)
Am Tag nach dem misslungenen Beschuss war die Aufregung in den Medien groß. Sondersendungen wurden in aller Eile zusammengestellt. Und siehe da: diesmal wurden zum Gespräch nicht die gewohnten „Israelkritiker“ und „Islamwissenschaftler“ eingeladen. In der Sendung „Caren Miosga“ kamen Iraner zu Wort, die sich bestens mit dem Iran und dessen Zielen auskannten und die sich leidenschaftlich dafür aussprachen, jegliche Unterstützung und Handelsbeziehungen mit dem Iran abzubrechen.
Oh, ganz neue Töne im öffentlichen Rundfunk, wer weiß, wie lange das anhält? Nicht einen Tag! Schon am nächsten Tag waren solche Schlagworte zu lesen: Spirale der Gewalt, Israel hat ja immerhin den iranischen General in Syrien getötet, das war der Auslöser, Israel darf keinen ´Vergeltungsschlag´ durchführen usw. Man war sofort auf die alte Leier zurückgefallen, dass Israel der Schuldige und der Auslöser für alles Böse im nahen Osten ist. So war das allgemeine Entsetzen über den iranischen Anschlag eigentlich nur ein Feigenblatt, das verdecken sollte, wie groß die Affinität zum Iran ist. Von Abbruch der Handelsbeziehungen oder sonstiger Bestrafung des Irans keine Rede.
Es ist so viel von ´Antisemitismus` die Rede, wobei wohlweißlich nicht definiert ist, was man darunter versteht. Diese Berichterstattung über den Gazakrieg, diese Schuldzuweisungen an Israel, dieses konsequente Vertauschen von Tätern und Opfern zu Ungunsten Israels ist durchaus ein Hinweis auf eine antisemitische Gesinnung. Deutschland hat in seiner historischen Erinnerung den Mord an 6 Millionen Juden unter bestialischsten Umständen und liebäugelt jetzt mit einem Regime (Claudia Roth, F.W. Steinmeier), das sich die Auslöschung der Juden zum Ziel gesetzt hat (eine Uhr, die die Zeit bis zur Vernichtung Israels steht in Teheran). Was soll das anderes als Antisemitismus sein?
anne.c - 17. Apr, 17:38
Gern höre ich den Schweizer Sender „Kontrafunk“, der viele Dinge aus einer „anderen Sicht“, alternativ zu den öffentlichen Medien in Deutschland darstellt. So hörte ich am 12.4. morgens eine Sendung zum Konflikt Israel-Palästina, die den Namen „unter Freunden“ hatte, und in der „ganz gleichberechtigt beide Seiten“ zu Wort kommen sollten. Aus Zeitgründen kommen die „beiden Seiten“ nicht direkt nacheinander zu Wort, sondern die Replik der „israelischen Seite“ wird eine Woche später gesendet. Der Autor der Sendung lässt seinen Interviewpartner, einen deutschen „Menschenrechtsbeobachter“, ohne Widerspruch Verschiedenes aus der „palästinensischen Sicht“, die angeblich hier in Deutschland kaum zu Wort kommt, erklären.
Es lohnt sich nicht, das Interview zu schildern, weil es nach dem stereotypen Schema vorgeht. Ich nenne einiges: Beide Seiten werden als gleichwertig gegeneinandergestellt. Gewaltspirale, die - unterschwellig genannt – von Israel aus geht -, Palästinenser zahlen den Preis für den Holocaust -. Unterstellungen: die Juden wollten eigentlich alle Araber aus Israel vertreiben, es klappte nur nicht, oder der 6-Tagekrieg wäre kein Präventivkrieg gewesen, sondern zielte auf Eroberung, Weglassen von geschichtlichen Fakten wie den Angriff der arabischen Staaten nach israelischer Staatsgründung und Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern oder dass der Bau der „hohen Mauer“ ausgelöst durch unzählige blutige Selbstmordattentate war.
Unterstellungen, Weglassungen, Geschichtsklitterung - das Übliche.
Interessant ist, dass der friedensbewegte Mann sich immer mehr in seine Weltsicht hineinsteigerte. Schließlich fielen immer mehr die Schlagworte Genozid und Apartheit, den Überfall der Hamas bezeichnete als er „verwerfliches Massaker, das ein Akt des Widerstands war“. Dabei fiel mir ein, was der inzwischen verstorbene, unvergessene
Reuven Moskovitz, ein Israeli, der seine Berufung darin sah, in Deutschland in Schulen und Kirchen Vorträge zu halten, die Israel als eine Art Dämon darstellen, (in meiner Anwesenheit) gesagt hatte: „Uns (den Israeli) hätte das gleiche passieren können wie den Deutschen“, d. h. der Holocaust ist etwas, was den Deutschen „passiert“ sei und könnte den Israeli mit den Arabern genauso „passiert“ sein.
(Und für seine Auftritte den Aachener Friedenspreis erhalten hat)
Sicher hat der „Kontrafunk“ diese Sendung in guter Absicht konzipiert. Beide Meinungen nebeneinanderstellen, und der mehr oder weniger gut informierte Hörer bildet sich dann seine Meinung. Ich denke nicht, dass jeder „seine Wahrheit“ hat, nur eben aus einer anderen Sicht, die man dann eben „nebeneinanderstellt.“
Es gibt (ich abstrahiere) Wahrheit und Lüge, Gut und Böse, ein blühendes demokratisches Land, das in Frieden leben möchte, gegen Terror und Vernichtung. In Israels Unabhängigkeitserklärung steht: `Wir bieten all unseren Nachbarn die Hand zum Frieden´. In der Charta der Hamas (die einen großen Teil der Palästinenser repräsentiert), steht: Israel wird existieren, bis der Islam es auslöscht.
Soll man diese Dinge als gleichwertig nebeneinanderstellen? Ich denke, schon das Ausstrahlen so einer Sendung transportiert die Lüge weiter.
anne.c - 12. Apr, 12:50
Wieder befand ich mich 2 ½ Tage mit meinem gut sichtbaren Israel-Aufnäher auf der Jacke in Berlin, zu Fuß und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wieder erlebte ich kaum eine Reaktion darauf. Die Gründe sehe ich darin: Inzwischen sind die Leute in den Verkehrsmitteln derart mit ihren Handys beschäftigt, dass kaum ein Blick auf andere geworfen wird. Dann erkenne ich in der Gesellschaft eine sehr große Gleichgültigkeit gegenüber dem Israel-Gaza Konflikt. (Obwohl ich denke, sein Ausgang ist richtungsweisend für das Weltgeschehen, und im Augenblick macht das Weltgeschehen einen sehr schlechten Eindruck). Vielleicht ahnen auch Menschen, dass dieser Kampf Dimensionen annehmen kann, der eines Tages auch sie betreffen kann, und sie ziehen sich auf sich selbst zurück und versuchen zu ignorieren.
Meine Intention mit dem Israel-Aufnäher geht sowieso nicht auf „Provokation“, sondern ich hoffe, dass Menschen ihn sehen, die daraus Freude und Zuversicht erhalten. So hatte ich dann auch ein bewegendes Erlebnis.
Ein junger Mann, der auf mich arabisch wirkte, sprach mich an: „Darf ich sie etwas fragen?“ „Ja“. „Sind sie aus Israel?“ „Nein“. „Gehen sie denn zu einer Demonstration für Israel?“ Ich verneinte wieder, und er fragte, ob ich wüsste, ob irgendwo in Berlin eine Demonstration für Israel stattfindet. Ich war leider uninformiert, da mein Aufenthaltsgrund in eine ganz andere Richtung zielte. Er fragte mich, warum ich den Aufnäher trage, und ich antwortete: „Aus Solidarität“. Die Auflösung dieses interessanten Dialogs erhielt ich gleich: „Ich bin Kurde“. Er strahlte über das ganze Gesicht, und er wünschte mir alles Gute. Die S-Bahn näherte sich, wir verabschiedeten uns, und ich denke, der Aufnäher hat uns beiden einen freundlichen Impuls für den Tag gegeben.
anne.c - 6. Apr, 15:28