Einschub zu „Wahlergebnisse“ (Teil II)
Diese persönliche Anekdote, die Wahlen in der DDR betrifft, ist so schön, dass ich sie festhalten möchte: Die vorletzte Wahl zur Volkskammer der DDR fand am 8. Juni 1986 statt. Das Wahlergebnis betrug übrigens 99,94 Ja-Stimmen. Dieses Mal hatten sich kreative Köpfe ein Plakat ausgedacht, das als Logo der Wahl ein Kalenderblatt mit dem betreffenden Wahldatum trug, und das wie immer allgegenwärtig war, so auch im Bäckerladen, in dem mein hyperaktiver und Zahlen besessener Sohn herum sprang, während die Oma geduldig in der Schlange wartete. Plötzlich erstarrte er: „Oma, warum hängt hier ein Plakat mit dem Geburtstag von A. (seiner Schwester)?“ „ Das hängt da, weil an dem Tag Wahl ist“. „Was ist Wahl?“, fragte der Junge. Die Großmutter überlegte kurz und antwortete: „Na, dann wählen wir, ob Erich Honecker weiter regieren soll“. „Oma, dann wählen wir aber, dass Erich Honecker nicht weiter regieren soll!“
Damit ist die Anekdote zu Ende. Nichts weiter… Kein Lächeln, kein Zwinkern, kein erboster Tadel, keine Denunziation. Die etwa 15 Leute im Laden standen stumm und regungslos weiter in der Schlange als hätten sie nichts wahrgenommen. Darum möchte ich mit gut 30 Jahren Verspätung diese Aufforderung des 6-Jährigen noch einmal würdigen.
Damit ist die Anekdote zu Ende. Nichts weiter… Kein Lächeln, kein Zwinkern, kein erboster Tadel, keine Denunziation. Die etwa 15 Leute im Laden standen stumm und regungslos weiter in der Schlange als hätten sie nichts wahrgenommen. Darum möchte ich mit gut 30 Jahren Verspätung diese Aufforderung des 6-Jährigen noch einmal würdigen.
anne.c - 4. Apr, 09:31