Pommersche Impressionen (Teil I)
Eine Weile hielt ich mich in einer ehrwürdigen pommerschen Universitätsstadt auf. Da ich viel Zeit hatte, konnte ich mir manche Sehenswürdigkeit anschauen. Beim Erkunden von unbekannten Orten, laufe ich zwar nicht der deutschen Vergangenheit hinterher, aber alles, was ich entdecke, sehe ich mir gründlich an. So fand ich in einer stillen Ecke des Domes eine Fotoausstellung mit dem Titel "Der Gelbe Stern" über das Schicksal der Juden in Deutschland zwischen 1933 und 1945. Ausgestellt von der Friedensbibliothek Berlin. Gute, aussagekräftige Fotos mit wenigen einprägsamen Texten. Ein Satz von Primo Levi beeindruckte mich besonders.
"Ich glaube, in dem Schrecken des dritten Reiches ein einzigartiges exemplarisches symbolisches Geschehen zu erkennen, dessen Bedeutung allerdings noch nicht erhellt wurde: Die Vorankündigung einer noch größeren Katastrophe, die über der ganzen Menschheit schwebt und nur dann abgewendet werden kann, wenn wir alle es wirklich fertig bringen, Vergangenes zu begreifen, Drohendes zu bannen. "
Ich dachte über den Text nach, wunderte mich aber gleichzeitig, dass so etwas in einer evangelischen Kirche zu lesen ist, in der man sich sonst Gedanken darüber macht, wann und wie lautstark Günter Grass schon einmal in Israel ausgepfiffen wurde (wie im neusten brandenburgischen Blättchen zu lesen war). Wahrscheinlich würde man nach der in diesem Metier vorherrschenden Logik des Verdrehens von Ursache und Wirkung auf eine diesbezügliche Frage die Antwort bekommen, dass Grass ja gerade dieses Menetekel an die Wand geschrieben hat.
Im Gästebuch gab es erst zwei Eintragungen. Die erste war:
Diese Ausstellung sollte sich der ehemalige SS-Mann Grass ansehen.
Die zweite Eintragung war:
Grass meinte es umgekehrt: Niemand soll mehr Unrecht tun!
Ich fügte der Diskussion noch einen dritten Beitrag hinzu:
Was mag mit "umgekehrt" gemeint sein? Sollte Günter Grass sich die Ausstellung etwa nicht ansehen? Das würde bedeuten, dass niemand sich die Ausstellung ansehen müsste.
(Was vielleicht etwas sybillinisch klingt).
"Ich glaube, in dem Schrecken des dritten Reiches ein einzigartiges exemplarisches symbolisches Geschehen zu erkennen, dessen Bedeutung allerdings noch nicht erhellt wurde: Die Vorankündigung einer noch größeren Katastrophe, die über der ganzen Menschheit schwebt und nur dann abgewendet werden kann, wenn wir alle es wirklich fertig bringen, Vergangenes zu begreifen, Drohendes zu bannen. "
Ich dachte über den Text nach, wunderte mich aber gleichzeitig, dass so etwas in einer evangelischen Kirche zu lesen ist, in der man sich sonst Gedanken darüber macht, wann und wie lautstark Günter Grass schon einmal in Israel ausgepfiffen wurde (wie im neusten brandenburgischen Blättchen zu lesen war). Wahrscheinlich würde man nach der in diesem Metier vorherrschenden Logik des Verdrehens von Ursache und Wirkung auf eine diesbezügliche Frage die Antwort bekommen, dass Grass ja gerade dieses Menetekel an die Wand geschrieben hat.
Im Gästebuch gab es erst zwei Eintragungen. Die erste war:
Diese Ausstellung sollte sich der ehemalige SS-Mann Grass ansehen.
Die zweite Eintragung war:
Grass meinte es umgekehrt: Niemand soll mehr Unrecht tun!
Ich fügte der Diskussion noch einen dritten Beitrag hinzu:
Was mag mit "umgekehrt" gemeint sein? Sollte Günter Grass sich die Ausstellung etwa nicht ansehen? Das würde bedeuten, dass niemand sich die Ausstellung ansehen müsste.
(Was vielleicht etwas sybillinisch klingt).
anne.c - 12. Mai, 16:36