Ich fühle mich nicht mehr wohl in Deutschland
In einem „Spiegel“-Exemplar vom Januar konnte ich ein Gespräch eines Redakteurs mit arabischstämmigen Menschen, die in Deutschland leben, lesen. Der Artikel ist zwar einige Wochen alt, aber es hat so etwas Allgemeingültiges, dass das Geschriebene weiterhin aktuell ist. Das Fazit des Gesprächs ist: Menschen mit arabischen Wurzeln werden in Deutschland diskriminiert, sie trauen sich nicht, in der Öffentlichkeit ihre Muttersprache zu sprechen, sie haben Angst, ihre Arbeitsstelle zu verlieren oder nicht eingebürgert zu werden. Islamophobie ist allgegenwärtig. Sie spüren einen gewaltigen Rechtsruck in der Politik, den sie darauf zurückführen, dass die Politiker sich von der AfD „gejagt“ fühlen. Israel hätte sozusagen Narrenfreiheit und dürfe machen, was es wolle. Deutsche Politiker hätten Angst, als „Antisemiten“ stigmatisiert zu werden, wenn sie Israel kritisieren. Sie zeigen einseitige Solidarität mit Israel und blenden das Leid der Palästinenser aus. Von Palästinensern würde „ständig“ verlangt, dass sie Empathie gegenüber Israel bekunden. Mir fiel das Zitat aus einem „Spiegel“ ein: „: »Israel hat die Erzählung verbreitet, dass jede Kritik an Israel antisemitisch ist. Israel kann also tun und lassen, was es will.« Eine Übereinstimmung des „Spiegels“ mit den Arabern in Deutschland ist also vorhanden. Die Begriffe Genozid und Völkermord kamen auch vor, natürlich in Beziehung von Israel zu Gaza.
Die deutsche Regierung wäre völlig unkritisch Israel gegenüber, und wer Kritik an Israel übe, würde als Antisemit gehandelt. Die Ägypterin hatte die Erfahrung gemacht, dass sie Kopftuch tragend ständig für irgendetwas verdächtigt und sogar angespuckt wird, bis sie schließlich ihr Kopftuch abgelegt hat. Sie hatte Furchtbares erlebt, nämlich als sie im Bus ihrem kleinen Sohn etwas vorlas, wurde sie von einer Buspassagierin für das Vorlesen gelobt. Was für eine Herablassung, sie empfand das schlimmer als Hassbemerkungen!
Der „Spiegel“-Redakteur warf manchmal zurückhaltend eine Bemerkung über den 7. Oktober ein, der aber nicht weiter beachtet wurde.
Und immer so weiter, man hatte den Eindruck, in einem israelhörigen und vollkommen islamophoben Staat zu leben. Das deckt sich überhaupt nicht mit meinen Beobachtungen und Erfahrungen. Im Geiste sah und hörte ich so manche Nachrichtensendung im Fernsehen oder im Radio. Ich stellte mir vor, was in Universitäten geschehen ist, ich sah Frau Baerbock die Leute in Israel belehren. Ich sah die Demonstrationen für Gaza und die relativ kleinen Demonstrationen von Israelfreunden und Juden für die Freilassung der Geiseln.
Man kann natürlich sagen, dass eine Meinung im Auge des Betrachters liegt. Die Urteile über die Stimmung in Deutschland sind ganz subjektiv, und vielleicht haben die Leute es tatsächlich so empfunden. Hört man z.B. einen Satz, den man als islamophob empfindet, so hört man plötzlich ständig solche Sätze. (So ähnlich hat es schon der gute Paul Watzlawick formuliert). Man kann es auch so sehen: Wenn man nicht 100% zustimmt zu allem, was aus Gaza kommt, dann empfinden Palästinenser das als feindlich und als Verurteilung. Wenn man Israel nicht zu 100 % ablehnt, so wird das als Unterwerfung unter Israel betrachtet. Unter solchen Voraussetzungen, kann so eine Stimmung durchaus entstehen, wie sie im „Spiegel“-Gespräch kolportiert wird.
Dass so ein Artikel in einer großen auflagenstarken Zeitung escheinen kann, also ein Artikel, der die allgemeine Islamophobie und die bedingungslose Israelhörigkeit in Deutschland anklagt, ist schon ein Zeichen, dass es so schlimm mit diesen Erscheinungen nicht sein kann. Aber wahrscheinlich hält der „Spiegel“ sich und die Protagonisten den „Spiegel“ für todesmutig und waghalsig, dass er sich allein dem gesellschaftlichen Trend gegenüber stellt.
Die deutsche Regierung wäre völlig unkritisch Israel gegenüber, und wer Kritik an Israel übe, würde als Antisemit gehandelt. Die Ägypterin hatte die Erfahrung gemacht, dass sie Kopftuch tragend ständig für irgendetwas verdächtigt und sogar angespuckt wird, bis sie schließlich ihr Kopftuch abgelegt hat. Sie hatte Furchtbares erlebt, nämlich als sie im Bus ihrem kleinen Sohn etwas vorlas, wurde sie von einer Buspassagierin für das Vorlesen gelobt. Was für eine Herablassung, sie empfand das schlimmer als Hassbemerkungen!
Der „Spiegel“-Redakteur warf manchmal zurückhaltend eine Bemerkung über den 7. Oktober ein, der aber nicht weiter beachtet wurde.
Und immer so weiter, man hatte den Eindruck, in einem israelhörigen und vollkommen islamophoben Staat zu leben. Das deckt sich überhaupt nicht mit meinen Beobachtungen und Erfahrungen. Im Geiste sah und hörte ich so manche Nachrichtensendung im Fernsehen oder im Radio. Ich stellte mir vor, was in Universitäten geschehen ist, ich sah Frau Baerbock die Leute in Israel belehren. Ich sah die Demonstrationen für Gaza und die relativ kleinen Demonstrationen von Israelfreunden und Juden für die Freilassung der Geiseln.
Man kann natürlich sagen, dass eine Meinung im Auge des Betrachters liegt. Die Urteile über die Stimmung in Deutschland sind ganz subjektiv, und vielleicht haben die Leute es tatsächlich so empfunden. Hört man z.B. einen Satz, den man als islamophob empfindet, so hört man plötzlich ständig solche Sätze. (So ähnlich hat es schon der gute Paul Watzlawick formuliert). Man kann es auch so sehen: Wenn man nicht 100% zustimmt zu allem, was aus Gaza kommt, dann empfinden Palästinenser das als feindlich und als Verurteilung. Wenn man Israel nicht zu 100 % ablehnt, so wird das als Unterwerfung unter Israel betrachtet. Unter solchen Voraussetzungen, kann so eine Stimmung durchaus entstehen, wie sie im „Spiegel“-Gespräch kolportiert wird.
Dass so ein Artikel in einer großen auflagenstarken Zeitung escheinen kann, also ein Artikel, der die allgemeine Islamophobie und die bedingungslose Israelhörigkeit in Deutschland anklagt, ist schon ein Zeichen, dass es so schlimm mit diesen Erscheinungen nicht sein kann. Aber wahrscheinlich hält der „Spiegel“ sich und die Protagonisten den „Spiegel“ für todesmutig und waghalsig, dass er sich allein dem gesellschaftlichen Trend gegenüber stellt.
anne.c - 15. Mär, 22:13