Samstag, 22. Oktober 2016

Wieder einmal eine unbeantwortete E-Mail

In den letzten Monaten machte man sich im Fernsehen immer einmal Überlegungen, warum die Presse und die Medien im Allgemeinen geschmäht und nicht in dem Maße für ernst genommen werden, wie diese meinen, dass es ihnen zustehe. In der Regel werden dabei „besorgte Bürger“, also Menschen, die der AfD nahe stehen, vorgeführt, wie sie unflätig oder unbedarft irgendetwas Böses über „die Medien“ in die Kamera sagen. (Bei „extra3“ –NDR war vor kurzem so etwas zu sehen). Im Zuschauer soll der Eindruck entstehen, dass die Menschen, die die Medien nicht ernst nehmen und das Wort „Lügenpresse“ benutzen, sehr unangenehme Zeitgenossen sind, mit denen es sich nicht lohnt, abzugeben. Schon die Tatsache, dass zur Rechtfertigung der eigenen Moralität unbedarfte, boshafte oder dumme Menschen mit ihrer dementsprechenden Wortwahl heran gezogen werden, ist ein Zeichen, dass am Begriff Lügenpresse etwas dran ist. Vor ernst zu nehmenden Argumenten, wird Abstand gehalten, was zur Folge haben soll, dass auch der seriöse Kritiker sich in „einem Topf“ mit den „Bösartigen“ wähnt.

Nun könnte man bequem sagen: Höre und lese doch den ganzen Mist nicht! Das halte ich für falsch, denn das „Lügen der Lügenpresse“ (um es drastisch zu sagen), rieselt ständig auf einen hernieder. Es ist schon nützlicher, darüber nach zu denken, und den „Medienmachern“ zu zeigen, dass man liest und zuhört, zuschaut und mitdenkt. Obwohl ich mir Medienenthaltsamkeit auferlege, war es in diesem Jahr doch etwa 10 mal, dass ich mich genötigt sah, an Medien einen Beitrag zu schreiben. Drei mal erhielt ich eine Antwort – immerhin. Die eine war eine vervielfältigte Mail, weil es wohl zu viele Zuschauerreaktionen gegeben hatte (vom NDR). Zwei der Antworten gingen auf mein Schreiben ein, einmal der NDR, einmal der DLF. Die Antworten waren gleichermaßen, dass ich die Dinge verkehrt sehe, und dass ihre mediale Tätigkeit vollkommen in Ordnung war.
Ohne weiteren Kommentar – denn der Inhalt geht aus meinem Schreiben hervor -, stelle ich den letzten, unbeantworteten Hörerbrief an den DLF in den Blog.

„Die Nachrichten am 19.10.2016 vom DLF
Nachrichten über die Deportation Berliner Juden

Sehr geehrte Redaktion,
wie es oft der Fall ist, hörte ich im Laufe des Tages einige Male Ihre Nachrichten. Dabei fiel mir die Meldung über die Deportation der Berliner Juden von „Gleis 17, Berlin-Wannsee“ auf. In schöner Regelmäßigkeit wurde diese Nachricht mit dem Satz abgeschlossen, dass „bis 1945 insgesamt mehr als 50.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Berlin in Ghettos und Konzentrationslager im Osten verschleppt wurden“. Nun ist allgemein bekannt, dass sowohl Berliner als auch jegliche andere Juden nicht in Lager verschleppt wurden, sondern in Gaskammern und Verbrennungsöfen verschwanden, selbst wenn sie zwischenzeitlich in diesem und jenen Ghetto noch eine Weile Sklavenarbeit leisten durften.
Dass die Hörer des DLF darüber Bescheid wissen, davon sollte man ausgehen. Wie soll ich diese unterschwellig angesetzte Desinformation Ihrerseits verstehen? Können Sie nicht über Ihren eigenen Schatten springen oder wollen Sie die Ehre Deutschlands, das Sie ja laut Ihres Namens vertreten, aufhellen? Dass Sie damit im Sinne Pegidas und AfD handeln, denen Sie ansonsten nicht gerade gut gesonnen sind, scheinen Sie billigend in Kauf nehmen. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie einen Tag lang in den Nachrichten die Deportation Berliner Juden zum Thema machen, aber wenn Sie sich dazu genötigt fühlen, dann berichten Sie bitte wahrheitsgemäß. Denn durch Vernebelung von Tatsachen kann man den Opfern keinen Respekt zollen, wie Bundestagspräsident Lammert gefordert hat“. MfG

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Norbert Lammert

Norbert Lammert scheidet aus Bundestag aus. Möglicherweise um eine Wahl seiner zum Bundespräsidenten zu erleichtern.

Als Norbert Lammert anlässlich der Feierlicheiten zum Tag der deutschen Einheit, am 3.10.2016 in Dresden auf Pegida-Demonstranten traf, sagte er bei seiner Rede auf der Einheitsfeier als Antwort auf die Proteste: «Diejenigen, die heute besonders laut pfeifen und schreien und ihre erstaunliche Empörung kostenlos zu Markte tragen, die haben offenkundig nicht das geringste Erinnerungsvermögen daran, in welcher Verfassung sich diese Stadt und dieses Land befunden haben, bevor die deutsche Einheit möglich wurde». .

Was meint er damit? Es könnte bedeuten: Ihr habt so tief im Dreck gesteckt, und wir haben euch da herausgeholt, und nun seid ihr undankbar, sogar frech!

Wenn er so etwas zu Pegida Anhängern sagt, sagt er es zu allen Bürgern Ostdeutschlands, denn im „Dreck“ haben alle gleichermaßen gesteckt, mögen sie dankbar oder undankbar, ja frech sein. Abgesehen davon, dass er dabei auch von Menschen sprach, die 25 Jahre kaum überschritten haben, die sich also nichts anderes vorstellen können als das, was jetzt Realität ist, sollte ihm bewusst sein, dass die deutsche Einheit im Allgemeinen als ein „Glücksfall der Geschichte“ gehandelt wird, die man nicht an Maßstäben des Dankes misst. Jeder Mensch hat seine persönliche Haltung dazu, die sei ihm unbenommen, und da hat kein anderer, auch kein Norbert Lammert hinein zu reden. (Wenn er schon derartige Milchmädchenrechnungen führt, hätte er selbst genug Anlass, allen DDR-Menschen dankbar sein zu müssen, weil sie ihm ermöglicht haben, Bundestagspräsident, ja möglicherweise Bundespräsident so eines starken, mächtigen, vereinten Deutschlands zu sein). Jeder Mensch muss sich nun fragen: Ob ich wohl in Norbert Lammerts Augen dankbar genug bin, und ob ich mich so verhalte – mag ich auch gar nichts mit Pegida zu tun haben -, dass ich Norbert Lammert genüge?

Ob es Norbert Lammerts Vorstellungsvermögen überschreitet, dass es Menschen in diesem Staat geben kann, die Anlass zu Klagen und Protesten haben können, und dass die Welt davon nicht unter geht, wenn sie ihre Klagen äußern? Ob es im Allgemeinen ein so hohes Gut ist, nicht undankbar zu sein und nicht zu protestieren, dass man Verachtung für Menschen äußern muss, die dieses tun, mag es angemessen sein oder auch nicht.

Sonntag, 16. Oktober 2016

Ja, Gott hat alle Kinder lieb

Als ich vor gut 30 Jahren mein Kind zu einem Kindergottesdienst begleitete, wurde zu meinem Entsetzen folgendes Lied mit den Kindern eingeübt:

1. Ich bin ein kleiner Eskimo, aus Schnee bau ich mein Haus.
Und kommt kling-klang ein Schlitten an, streck ich die Nase RAUS!
2. Ich habe einen langen Zopf, trag einen spitzen Hut.
Und meine Haut, die ist ganz gelb, das steht mir aber GUT!
3. Bei uns im weiten Afrika, da scheint die Sonne heiß.
Ich bin ganz schwarz, hab krauses Haar, die Zähne blitzeweiß!
4. In meinem bunten Federschmuck, schleich ich mich durch den Wald ganz leis auf meinen
Mokassins – wenn´s knistert, schrei ich „Halt“!
5. Europa heißt der Teil der Welt, wo ich zu Hause bin.
Und mein Gesicht, das ist ganz weiß, die Nase mittendrin!
6.Ja, Gott hat alle Kinder lieb, jedes Kind in jedem Land.
Er kennt alle unsre Namen, Hält uns alle, alle in der Hand.

Ich enthielt mich eines Kommentars, nahm aber den Liederzettel mit nach Hause und sortier-te ihn in einen Hefter unter dem Titel: Rassismus in der Kirche.

Die Jahre gingen darüber hinweg, und ich dachte: ´ Es ist manches an der Kirche zu kritisieren, aber solche blöden Lieder werden heutzutage nicht mehr gesungen, dafür wird die Globalisierung gesorgt haben. Ost- und Westdeutschland sind vereint, in der ehemaligen DDR hat man vom Westen gelernt und singt solch hinterwäldlerische Lieder nicht mehr. Der „linke Geist“, der 68-ger, der ja in der Kirche Einzug gehalten hat - mag man ihn mögen oder auch nicht -, wird verhindern, dass Kindern ein Bild von gelben Chinesen mit spitzem Hut und Zopf oder durchs Gras robbenden Indianern oder Eskimos, die im Iglu wohnen, oder Schwarze mit krausem Haar und blitzeweißen Zähnen´ eingetrichtert wird.

Aber nein, man musste nicht vom Westen lernen, der Westen hat selbst diese hinterwäldlerischen Lieder. Haargenau dieses Lied, über das ich mich vor 30 Jahren aufregte, hörte ich vor einigen Tagen von herzigen kleinen Kindern gesungen in einem Erntedankgottesdienst. Die Kinder hatten sogar liebevolle Schilder angefertigt, die sie an entsprechender Stelle hoch hiel-ten : einen kleinen gelben, bezopften und spitz behuteten Chinesen, einen schleichenden Indianer in Filmmontur, einen aus dem Iglu schauenden Eskimo. Nur den Zigeuner, der laut Internet politisch unkorrekt im Lied auch erwähnt wird, hat man weggelassen, weil Sinti und Roma, die Gott offensichtlich auch lieb hat, sich rhythmisch schlecht in die Zeilen einpassen. Zu diesem Lied hätte es gut gepasst, wenn am Ausgang der „nickende Missionsneger“ (Geldbüchse mit einem Schwarzen, der bei einer Spende mit dem Kopf nickt) um eine Spende geworben hätte.

Samstag, 8. Oktober 2016

Seid misstrauisch gegenüber Liebe und Hass! Teil IV (Schluss)

Am 6.10. erhielt ich freundlicherweise vom DLF eine Antwort mit folgendem Inhalt:

danke für Ihre Mail. Der Deutschlandfunk hat in den „Informationen am Morgen“ am 29.9.2016 ein Interview mit Lamya Kaddor geführt, in dem es um ihre Beurlaubung vom Schuldienst ging und um die Drohungen, die sie erhalten hat

Die auf Blogs vertretene Vermutung, es gebe einen Zusammenhang zwischen diesem Interview und einer familiären Verbindung von Frau Kaddor zu einem Kollegen im Hause, ist absolut unzutreffend. Der Deutschlandfunk war nicht das erste Medium, das das Thema aufgegriffen hat. Die Tageszeitung „Die Welt“ etwa berichtete schon am Abend vorher. Die Redaktion der „Informationen am Morgen“ hat daraufhin entschieden, dass dies in die Sendung gehört. Frau Kaddor ist eine exponierte Vertreterin eines Teils des Islams in Deutschland und eine Person des öffentlichen Lebens. Das Interview stand also in völligem Einklang mit unserem Programmauftrag, das Thema zu übergehen wäre kaum begründbar gewesen. Die Entscheidung, das Thema zu kommentieren, fiel auf einer allgemeinen Redaktionssitzung und auf Vorschlag unserer Chefredakteurin Birgit Wentzien und ist genauso gut begründet wie das Interview.

Bitte beachten Sie auch, dass die Vorgänge um Frau Kaddor nahezu alle Medien in Deutschland beschäftigt haben. Viele von ihnen haben Frau Kaddor interviewt, so wie wir es getan haben. Sogar die internationale Presse hat berichtet. Auch dies spricht klar gegen Verschwörungstheorien, die den Deutschlandfunk zum Kern haben.

Mit freundlichen Grüßen K S


Ich schloss die Korrespondenz ab:

Sehr geehrter Herr S.,

haben Sie Dank, dass Sie mir auf meine kritische E-Mail schnell und offen geantwortet haben. Es ist wahr, dass mehrere Medien sich an den Tagen um den 29.9. den Morddrohungen an Frau Kaddor und ihrer Beurlaubung aus dem Schuldienst gewidmet haben. Auch in der Sendung "Anne Will" konnte man sie sehen und hören. So bleibt in mir weniger der Eindruck einer Verschwörungstheorie, dafür umso mehr einer Gleichschaltung der öffentlichen Medien, denn bis auf eine Ausnahme, galt die große Anteilnahme der Frau Kaddor. Eine kriti-sche Auseinandersetzung mit ihr und ihrem Werk fand nicht statt.

Dass diese Frau journalistische Kollegen denunziert (Tichy, Broder - ich habe deren Artikel gelesen und es scheint mir, dass nach der Auffassung von Frau K. demnach jede kritische Auseinandersetzung als Hetze zu bezeichnen wäre), könnte einem investigativen Journalisten schon zu denken geben. Falls Sie Zeit und Lust dazu finden, können Sie meine Überlegungen dazu in meinem Internetblog vom 1., 2. und 5. Oktober lesen.

Mit freundlichen Grüßen

Und damit soll Schluss sein mit dem Austausch von Gedanken, denn ich fürchte, der DLF wird mir bald wieder zu einem Schreiben Anlass geben.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Seid misstrauisch gegenüber Liebe und Hass! Teil III

Als ich die beiden Teile „Seid misstrauisch gegenüber Liebe und Hass“ schrieb, ahnte ich nicht, dass ich noch einen dritten Teil anhängen werde. Ich beschwerte mich in Teil I und II darüber, dass der DLF auf das Buch der Islamlehrerin Lamya Kaddor durch Interviews, die keinen Anlass haben, aufmerksam macht. Aber erst jetzt habe ich erfahren, dass der Ehemann von Lamya Kaddor Redakteur beim Deutschlandfunk ist. Ich wusste es doch: „Seid misstrauisch!“ Dass der DLF sich als Verkaufsmaschine für seine eigenen Redakteure hergibt, ohne der Hörerschaft davon Kenntnis zu geben, zeigt, dass der DLF sehr tief gesunken ist.


Zum Abschluss ein Brief an den DLF:
n den Informationen am Morgen am 29.9. hörte ich ein Interview von Tobias Armbrüster mit Lamya Kaddor, weil diese Ihre Lehrertätigkeit wegen "Hassmails" eingestellt hat. Zufällig ist in der gleichen Zeit ein neues Buch von Lamya Kaddor auf den Markt gekommen, zufällig erfuhr ich, dass der Mann von LK, Thorsten Gerald Schneiders, Redakteur beim Deutschlandfunk ist. http://www.tichyseinblick.de/meinungen/familienbetrieb-kaddor-public-private-partnership-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk/ Als eine Hörerin, die gezwungen ist, Ihren Sender mit meinen Rundfunkgebühren mit zu finanzieren, möchte ich gegen diese Verquickung von Information, Kommerz und privaten Interessen energisch protestieren, und ich fordere, dass der Deutschlandfunk in Zukunft auf derartige unseriöse Machenschaften verzichtet.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Seid misstrauisch gegenüber Liebe und Hass! Teil II

Aber um Frau Kaddor geht es nicht, sondern um die völlige Ignoranz und die ehrfürchtige Untertänigkeit des Interviewers. Immerhin ist der DLF ein seriöser staatsnaher Sender. Bisher war ich der Meinung, dass ein journalistischer Fragesteller sich auf sein Interview vorbereitet, kritische Nachfragen stellt, aus dem Interviewten etwas Unerwartetes zum Vorschein bringt. Warum fragte der Redakteur nicht, was Frau Kaddor damit gemeint hat, dass sie bei facebook Herrn Broder folgendermaßen charakterisiert hat:
„Und das von einem Mann, dessen Ideen vom Massenmörder Breivik reflektiert wurden.“

Weiterhin hätte er fragen können, wie sie sich die von ihr geforderte „Bringschuld“ der Deutschen den Einwanderern gegenüber vorstellt, nachdem die deutsche Bevölkerung gut eine Million von ihnen, vorwiegend Muslime, aufgenommen, verpflegt, unterrichtet und mit Geld ausgestattet hat. Frau Kaddor sagt im Interview, dass sie nach 15 Jahren kritischer Arbeit über die Muslim-Comunity, nun endlich auch die „andere Seite“ - wer immer das sein möge -, kritisieren dürfen solle. Der Redakteur hätte sofort fragen müssen, worin ihre Kritik an der „Muslim-Comunity“ bestand. Er hätte sie über den von ihr gegründeten Bund liberaler Muslime befragen können. Auch hätte er wissen sollen, dass der Verein, dem Frau Kaddor vorsteht, einst einen Nachruf auf Fatima Grimm veröffentlichte, eine Konvertitin, die Jugendliche zum Dschihad aufforderte.

Vor allem aber hätte er die Frage stellen sollen: Warum macht eine Autorin mit der Klage über Morddrohungen genau in dem Augenblick auf sich aufmerksam, wenn ihr eigenes Buch erscheint?

Warum macht sich der Deutschlandfunk zum Promoter für eine Schriftstellerin und stellt sich offensichtlich auf deren Seite? Hat er noch nie den Spruch von Hans-Joachim Friedrichs gehört: ´Einen guten Journalisten erkennt man daran dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache`?

Mag Frau Kaddor sein wie sie will, wenigstens diesen Ausspruch von H-J. Friedrichs hätte der Redakteur Armbrüster beherzigen sollen.

Samstag, 1. Oktober 2016

Seid misstrauisch gegenüber Liebe und Hass! Teil I

Die eine wie der andere sind starke Gefühle, es ist nicht ihnen abzusprechen, dass sie existieren. Beide sollten denjenigen, die von ihnen beherrscht werden, vorbehalten sein. Sie gehören ins Private, und auf der literarischen Szene können sie gern als Sujet für Prosa und Lyrik dienen. Schon früher wunderte ich mich darüber, mit welcher Leichtfertigkeit in kirchlichen Kreisen die Liebe als das „Höchste“ auserkoren worden ist, und wenn man näher hinschaute, diente die Liebe einfach als Begriff, um andere ihrem Fehlen dessen zu delegitimieren. Als ich bei einer kirchlichen Diskussion die Meinung aussprach, dass Liebe sprachlich mit Beliebigkeit zusammen hängt, und dass in der Praxis das Reden über die Liebe ebenso beliebig angewendet zu werden pflegt, erntete ich - ganz ohne Liebe - nur Unverständnis.

Von der Liebe soll nicht die Rede sein, sondern ausschließlich vom Hass. Der hat an Konjunktur gewonnen, allgegenwärtig scheint er zu sein, und die Anwendung des Begriffs dient als Beweis für „alles und nichts“. So horchte ich auf, als morgens im DLF ein Gespräch mit der „Lehrerin und Buchautorin Lamya Kaddor“ angekündigt wurde (Info am Morgen am 29.09.), die sich wegen „Hass-Mails“ vom Schuldienst hat beurlauben lassen. Zufällig hatte ich mich am Abend zuvor mit Lamya Kaddor beschäftigt, und hatte sogar eine Reihe jener E-Mails gelesen, die sie wohl als „Hass-Mails“ bezeichnete.
Sie lauteten u. a. so: (+)
- Religionsschüler der Frau Kaddor betätigen sich heute als Schlächter für den Islamischen Staat
- Habe selbst Migr. Hintergrund + kenne "verschiedene Ausländer", aber dieses Gemache + Selbstverherrlichung nur bei Muslimen.
- Naja, Ihre Ideen werden bestimmt noch v. mindestens 5 Islamisten "reflektiert". So erfolgreich waren Sie ja auch nicht
- Ich frage mich sowieso, warum eine Lehrerin, die ihre Schüler an den IS verliert, als Islamexpertin so hofiert wird.
- Dumm nur, dass Broder recht hat. Moslems sind die einzigen Migranten die Probleme machen und auf Extrawürste bestehen.
- Wie traurig, wenn eine "Wissenschaftlerin" den Vorwurf der Dummheit zurückweist und dabei mit jedem Satz bestätigt.

Das waren Mails, die von Fr. Kaddor als Hassmails bezeichnet worden waren. Ob es vielleicht noch bösere Mails auf ihrer Facebook-Seite gegeben hat, weiß ich nicht, darauf kommt es nicht an, denn das Risiko von „Hassmails“ hat jeder, der sich im Internet öffentlich positioniert. Im Interview mit dem DLF (Tobias Armbrüster) nannte Frau Kaddor einen einzigen Namen für jemanden, der ihr Böses will, und das war der Schriftsteller Henryk Broder. Sie berichtete von weiteren „Hassmails“, die Menschen ihr mit vollen Namen schreiben würden. Die Artikel von Henryk Broder über sie hatte ich gelesen, und sie erfüllen, selbst bei beliebigster Auslegung nicht das Kriterium für Hass. Da hätte Frau Kaddor doch in diesem Interview die Gelegenheit gehabt, den Namen eines „hasserfüllten“ und, wie sie es sagte „völlig enthemmten“ Schreibers der Öffentlichkeit preis zu geben.
Fortsetzung folgt

Freitag, 26. August 2016

Eine Wahlprognose für die Landtagswahlen in M/V

kann man anhand der Wahlplakatierung nicht stellen. Doch eine 75 km lange Autofahrt quer durch Vorpommern kann, wenn man kriminalistisches Gespür einsetzt, Interessantes zutage fördern. Vorausgesetzt man entschließt sich ungern dazu, den Blick von der Landschaft und den Dörflein zu lösen.

Tief im Land, das ist nicht zu übersehen, muss die NPD eine treue Anhängerschaft haben, vital, kletterfreudig, mit hohen Leitern ausgestattet, denn ihre Plakate hängen seit eh und je ganz oben auf den Masten. Anhand der Prognosen und starker Konkurrenz nebenan im Parteienspektrum scheint es so etwas wie das letzte Aufgebot zu sein. Aber aktiv sind sie. Die SPD spart mit Plakaten, die CDU ist ein wenig potenter. In Stadtnähe sind beide, wenngleich zaghaft, häufiger vorhanden. An großen Kreuzungen lächelt der Landesvater von der SPD milde von übergroßen Billboards herunter. Sein CDU-Mitregent ebenso. Leicht verschämt ist auf den Plakaten der jeweilige Parteienname vermerkt. Die FDP gibt sich nicht allzu große Mühe oder sie kann es nicht. Nur zwei Typen von ihren Plakaten bemerkte ich, und sie verlangt auf ihnen nicht etwa Bildung, sondern Bildungsbeschleunigung. In Dörfern mischen sich eindeutig NPD und Grün. Oft kann man im Voraus am Aussehen des Dörfchens schon erahnen, wie die Wahlplakate gemischt sein werden. Einträchtig sah ich sie nebeneinander zu Beginn eines Grundstücks und an dessen Ende. Die NPD wünscht sich Kinderreichtum der Urbevölkerung im Lande. An Werktagen sind Kinder in Dörfern kaum zu entdecken, auch nicht in den Ferien. Spielplätze auf Grundstücken weisen darauf hin, dass sie wohl irgendwo doch verborgen sind. Die meisten Parteien halten sich mit Programmatischem zurück. Andererseits gibt es unbekannte Parteien, die sich umso mehr abmühen. In M/V nennt sich eine davon ALFA (anscheinend der intellektuelle Ableger der AfD). Als Kuriosum sah ich, dass die DKP hier und da auch plakatiert hat. Ihre schwesterliche Partei „Die Linke“ wirbt flächendeckend, verlässlich und solide. Aber wo bleibt die große und unbekannte Neue? Fast nicht vorhanden. Lange hielt ich sie für ein Phantom, bis ich bemerkte, dass die AfD recht gezielt an markanten Stellen präsent ist. Allerdings in fast mausgrauem Plakat-Gewand bzw. blaugrau. Kein parteieneigenes Gesicht konnte ich entdecken, die Wahlwerbung war einfallslos und unauffällig. Durch die Effektivität ihrer Postwurfsendungen scheint eine ausufernde Plakatwerbung überflüssig zu sein. Vielleicht verweigern sich aber auch Gestaltungs- und Plakatierungsfirmen „mit Haltung“. Wer weiß?

Weitere Betrachtungen ersparte ich mir. Die Landschaft war viel zu schön, die spärlich vorhandenen Menschen viel zu angenehm und interessant, als dass ich allzu lange meine Aufmerksamkeit der Wahlwerbung widmen wollte.

Im Luftreich des Traums

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