Nachbetrachtung zu "Kultur in der Kirche"

Das ästhetisch aufgearbeitete Foto des brennenden Flüchtlingslager Moria ließ meine Gedanken zu dem kleinen ertrunkenen Kurdenjungen Aylan Kurdi schweifen. Das Bild des ertrunkenen Jungen hatte damals angeblich Europa sensibilisiert für das Leid der Flüchtlinge. Ästhetisch war auch dieses Fotos gewesen: Blau und rot, wie drapiert, wie komponiert lag er da am Strand, man sah nur seinen Rücken, er hätte auch schlafen können. Später wurde in Variationen diese Szene von anderen nachgestellt, angeblich auch um „aufzurütteln“.

Schon damals, als es aktuell in den Medien war, sagte ich: „Wenn das Kind als Wasserleiche gezeigt wäre, das schon 3 Tage im Wasser getrieben hätte, dann wäre Europa wohl nicht so erschüttert gewesen, die Welt hätte sich angewidert abgewandt. Mir fielen Reaktionen ein, auf Fotos von der Befreiung der KZs. Man sah „Leichenberge“. Man konnte solche Fotos in Schulbüchern oder auch zu „Aufrüttlungszwecken“ hier und da erblicken. Die Reaktion der Zuschauer war in den meisten Fällen: angewidert sein, dass ihnen so ein Anblick zugemutet wurde. Mir schien es oft, dass das die Verstimmung den „Leichenbergen“ galt, nicht etwa denjenigen, die diese produziert hatten. Diese „Leichenberge“ hatten nichts Ästhetisches, jede Leiche lag da, wie sie durch die Umstände irgendwie zusammen gestapelt war. (Was man sich nicht dazu vorstellen wollte, war der Gestank, das Stöhnen hier und da, der Schrecken derjenigen, die lebend um sie herumstanden). Ob diese Fotos Menschen „aufgerüttelt“ haben?

Ich fürchte, dass man sich heutzutage schon gar nichts mehr anderes vorstellen kann unter „Menschen aufrütteln“, indem man ihnen einen so genannten ästhetischen Genuss vor die Augen setzt. Unicef mit seinen Preis gekrönten Fotos beweist es (ich stelle mir nebenbei noch die festlichen Banketts anlässlich solcher Preisverleihungen vor). Mein kleines Erlebnis anlässlich der „Kultur in der Kirche“ spricht auch dafür.

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