Samstag, 12. März 2016

„Gefährliche Bürger“ - Ein Abend bei der Friedrich Ebert Stiftung (Teil 1)

Unter dem Titel „Gefährliche Bürger“ fand eine Veranstaltung der Friedrich Ebert Stiftung in einem Städtchen in dieser Gegend statt, zu der ich eine Einladung erhielt. Die Neugierde, ob damit Bürger, die Gefährliches im Schilde führen, gemeint sind oder ob die Bürgerschaft grundsätzlich gefährlich ist, ließ mich die Autofahrt dorthin in Kauf nehmen. Die Journalistin Liane Bednarz, die ihr gleichnamiges Buch vorstellte, wurde von einem Moderator und einer Landtagsabgeordneten der SPD assistiert. Wenn ich schon zu Beginn ein Resümee ziehen sollte, würde ich sagen: Es gibt gefährliche Bürger, die bewirken, dass weitere Bürger zu ge-fährlichen Bürgern werden.

Der Vortrag von Liane Bednarz beschrieb die Entwicklung der „neuen Rechten“ im Land und stellte die maßgeblichen Personen vor. Als Initialzünder für die großflächige Entstehung des „neuen rechten“ Gedankenguts schien sie Thilo Sarrazin zu sehen. Es wurden weitere Perso-nen vorgestellt, und ihre unflätigen und bösartigen Aussprüche und Aktionen: Björn Höcke, Götz Kubischek, Akif Pirinçci und manch anderer. Das Internet habe zur Verbreitung ihres rechten Gedankentums beigetragen. Kennzeichen dieser rechten Bürger sei es, dass sie das Land fundamental verändern wollen, dass ihr Denken vom völkischen Aspekt durchdrungen sei, dass sie alles Fremde als dekadent ablehnen und autoritäre Herrscher bewundern, wie z.B. Putin oder Orban. Diese Gedanken manifestieren sich in der Partei AfD. Deren Erfolg in einigen Teilen der Bevölkerung bewirke, dass sie weitere Wähler anziehen und immer weiter „in die Mitte der Gesellschaft“ hinein greifen. Die Aussprüche der Protagonisten, die sie aufführte, waren drastisch und unangenehm. Trotzdem wären diese Menschen in der Lage, breite Teile der Bevölkerung zu infiltrieren, meinte sie. Die Landtagsabgeordnete gab allerdings zu bedenken, dass die CDU weit nach „links“ gerückt sei und ihren Volkscharakter eingebüßt habe, wodurch die Veranstaltung ein wenig Bodenhaftung erhielt. Frau Bednarz erzählte zum Abschluss noch, dass sie wegen ihres Buches von vielen angefeindet werde, sogar von dem renommierten Journalisten Roland Tichy (gut bekannt aus dem ARD-„Presseclub“).

Der Vortrag dauerte nicht lange. Und sogleich wurde zu einer Fragerunde ermuntert. Die Zu-hörer stellten Fragen, z. B. „ist Björn Hocke ein Doktor oder ein Professor?“, was verneint wurde. Jemand fragte, warum diesen Leuten überhaupt Aufmerksamkeit gewidmet werde, was mit ihrer Gefährlichkeit begründet wurde. Eine Frau sagte, die Bevölkerung sei insgesamt recht verunsichert, und darum solle die Demokratie sich verteidigen und härter gegen die „neue Rechte“ vorgehen. Auch Meinungsbeschränkung wurde gefordert, was aber von anderen, auch der Landtagsabgeordneten, abgelehnt wurde. Diese meinte, dass der Pluralismus in der Demokratie eben mühsam sei und man könne nur mittels „reden, reden, reden“ gegen rechte Gedanken angehen. Sie erzählte, dass Landtagsabgeordnete viel mehr arbeiten, als man gemeinhin annehme und dass sie die Strategie habe, die heutige NPD, die wahrscheinlich einmal von der AfD ausgetauscht werde, einfach zu ertragen.

Ein älterer Herr stand auf, er hatte eine Postkarte in der Hand, die sie – seine Abgeordnete – ihm zu Weihnachten geschickt habe, und er bezichtigte sie dafür der Lüge. Sie war verblüfft und wollte Näheres wissen. Er sei Rentner und auf der Postkarte von ihr stehe, dass er eine kostenlose Gesundheitsversorgung bekomme. Sie solle bitte erklären, wie das damit zu vereinbaren sei, dass er eine Krankenversicherung bezahle und auch sonst so manche Zuzahlung leiste. Die Abgeordnete wirkte etwas verunsichert und versprach die Beantwortung der Frage nach Ende der Veranstaltung.

Mittwoch, 9. März 2016

Wenn man Kaffee Tee nennt,

so war es vor längerer Zeit Brauch, als ich in einer kunsthandwerklichen Werkstatt arbeitete. Jeden Nachmittag gab es die gleiche Zeremonie. Nachdem die Mitarbeiter zu einem „Tässchen Tee“ gebeten worden waren, saß man in gemütlicher Runde bei Kaffee und Keksen zusammen. (Manch einer würde sich so eine Arbeitsatmosphäre wünschen!) Aber warum nannte man diese Zeremonie nicht Kaffeetrinken? Es galt damals als unfein, Kaffee zu trinken. Vornehme oder kreative Menschen tranken Tee. Kaffee schmeckte aber besser. In unserem Betrieb löste man dieses Dilemma, indem man den Kaffee Tee nannte.

Nicht nur das Verhalten unserer Kanzlerin Merkel, sondern auch vieler Politiker kann man damit vergleichen.

- „Wir wollen keine nationalen Lösungen des Flüchtlingsproblems, sondern eine europäische Lösung“.
Die „europäische Lösung“ soll genau die sein, die sich Angela Merkel und ihre politischen Gefolgsleute (im Gegensatz zur Mehrheit der deutschen Bevölkerung) erdacht haben.

Eine autoritäre Lösung auf mangelhafter demokratischer Grundlage, wird also „europäische Lösung“ genannt.

- "Wir setzen keine Obergrenze für Schutzsuchende, unser Grundgesetz gebietet es uns, jeden Asylantrag, und seien es beliebig viele, in einem entsprechenden Verfahren samt der dazu gehörenden Anwälte, Gutachter und Richter zu prüfen".
Gleichzeitig sorgen wir mittels Bestechung eines zweifelhaften und sich diktatorisch gebärenden Staates dafür, dass die potenziellen Schutzsuchenden auf ein Minimum reduziert werden.

Die Abwehr von Schutzsuchenden nennen wir also „keine Obergrenze“.

Die Beispiele könnte man lange weiter führen. Besorgniserregend ist daran, dass diese Sicht der Dinge zu einem Gesellschaftsprinzip avanciert. Dann wird aber vermutlich bald ein Sündenbock gebraucht, auf den man die Schuld für die Verwerfungen in der Gesellschaft schieben kann, denn die Realität kann man leider nicht mittels des Orwellschen Politsprechs (bzw. „Neusprech“) ändern, der die realen Probleme jeweils in ihr irreales Gegenteil kehrt.


Anmerkung: Linguistik-Professor Martin Haase (Uni Bamberg) sagt:

"Ich schätze Neusprech als sehr mächtig ein. Mit Sprache werden Konnotationen und damit positive und negative Gefühle transportiert. Das sind letztlich die Dinge, die uns veranlassen, etwas gut oder schlecht zu finden. Eigentlich möchte man als Bürger mit Argumenten überzeugt werden, aber es gelingt den Politikern leider oft leichter durch solche Sprachmanipulationen."

Mittwoch, 2. März 2016

Du sollst dein Verhalten ändern

Vor kurzem sah ich einen Kurzfilm über die EXPO 2015 in Mailand, von deren Stattfinden ich ohne diesen Film nichts wahrgenommen hätte. Sie hat unter dem Motto: „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ gestanden. Der Film ironisierte ein wenig und meinte, man könne die EXPO auch als Werbung für Tourismus und Events ansehen, da manche Länder ihre Heimatlandschaften idyllisch, man kann auch sagen kitschig, nachgestellt hatten um für sie zu werben. Ansonsten sah man sich schiebende Menschenmassen, die CO2 neutrale Häuser, recyceltes Wasser, erneuerbare Energie auf Dächern, im Labor gezüchtete Pflanzen, energetische Fußabdrücke, Hochbeete mit Wildblumen, einfache Systeme zum Reinigen von Wasser oder experimentelle Supermärkte bewunderten. Die Schweiz vermittelte soziale Experimente mit der Hauptbotschaft: `du sollst dein Verhalten ändern´, indem sie gute Sachen wie winzige Kaffeepackungen und eingeschweißte Apfelschnitze verschenkte, und die Besucher dazu erzog, nicht mehr zu nehmen, als sie benötigen, damit die anderen auch etwas bekommen. Der Schweizer EXPO-Führer verkündete, dass die Beziehungen zwischen den Menschen nicht nur aus Tourismus und Entertainment bestehen sollten, was mir angesichts seines ulkigen Hutes (ein wenig Entertainment muss sein) und der Menschenmassen als Paradoxum erschien. Im Film wunderte man sich, dass Weltkonzerne wie Coca Cola und Nestlé als Sponsoren aufgetreten sind, und dass es - selbstverständlich – Mc-Donald Verpflegung in Massen gab. 21 Millionen Menschen aus aller Welt haben das Großevent besucht. Ich vermisste einen Pavillon, der CO2 neutrale Flugzeuge und Hotels propagierte. Auch mochte ich mir lieber nicht vorstellen, wie viel Speis und Trank auf der EXPO, die Lebensmittelverschwendung anprangerte, in Abfallbehältern gelandet ist.

Gleichgeartetes erlebte ich in Berlin, als ich in eine Touristenattraktion, ein neuartiges Aquarium namens Sea Life eingeladen war. Diese Einrichtung soll dafür da sein, um möglichst vielen Menschen die Verletzbarkeit der Meere aufzuzeigen und die Wasserwelt zu retten. Der Eintrittspreis war extrem hoch, dementsprechend viele Menschen standen in einer langen Schlange um eingelassen zu werden. Dann schob man sich durch ein dunkles tunnelartiges Labyrinth und war teilweise von oben, von unten und von den Seiten von schönen, z.T. exotischen Fischen umgeben. Die Attraktion war, dass man zum Abschluss in einem gläsernen Fahrstuhl stand, der ebenfalls von Fischen umgeben war und einige Stockwerke in die Höhe fuhr. Das Hauptanliegen, der Schutz der Meere und der Fische wurde auf leuchtenden Schautafeln überall propagiert, und so war ein ganzer Raum dem die Meere so übel verschmutzenden Plastikmüll gewidmet. Bevor wir das Museum verließen, wurden wir auf engen Gängen durch einen großen Raum geschleust, in dem es Unmengen von genau dem Plastikzeug, das die Meere vollmüllt, zu kaufen gab und dem man sich nur entziehen konnte, wenn man die Botschaft des Schweizer EXPO-Führers beherzigte: `du sollst dein Verhalten ändern!´.

Montag, 22. Februar 2016

Heldengedenkstein

helden-Medium-

Vor der idyllischen Autobahnkirche der Gemeinde Duben in Brandenburg steht dieser Heldengedenkstein Der Text auf dem Stein lautet:

1914-1918

1939-1945

Ihren gefallenen Helden

in dankbarem Gedenken

von der Gemeinde Duben


Stahlhelm, Lorbeerkranz und Schwerter - wenn es der Friedensbeauftragte der evangelischen Kirche wüsste! Aber vielleicht fängt der kirchliche Auftrag für den Frieden auch erst ab dem 9. Mai 1945 an.

Samstag, 13. Februar 2016

Mentalitäten Teil II

Meine legendäre erste Reise nach Israel machte mich auch mit anderen Mentalitäten bekannt. Es wurde mir besonders rückwirkend bewusst, als später meine Nichte, die mehrere Wochen in Israel in einem Kibbuz gearbeitet hatte, erzählte: „Die Israeli sind unheimlich hilfsbereit. Untereinander sowieso, aber wenn sie jemanden kennen, helfen sie wie sie können und auch Fremden helfen sie“. Mir fiel ein, wie wir auf unserer letzten Reise als Gäste in einem Kibbuz wohnten, und immer wenn die Bewohner eine nützliche Information für uns hatten, wurde diese an uns heran getragen und kam ein anderes deutsches Ehepaar, wurden wir sofort mit ihm bekannt gemacht.

Aber das war es nicht, was ich erzählen wollte, sondern eine Episode aus dem Jahr 1993 aus Kirjat Shmona im Norden Israels. Dorthin hatte es mich während eines individuellen Tagesausflugs verschlagen, allein und getrennt von der Reisegruppe. Als ich in den Bus nach Beit Shean steigen wollte, wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich keinen einzigen Shekel bei mir hatte. Meine erfahrenen Mitreisenden hatten es mir mehrmals untersagt, Geld zu tauschen, weil der Umtauschkurs immer noch nicht so war, wie sie es sich vorstellten. Der Busfahrer wusste mit meinem deutschen Geld nichts anzufangen, und ich stand ganz schön dumm da. Vor allem weil ich wusste, dass ich 120 km südlich zu einem festen Zeitpunkt erwartet werde. Um mich herum war eine Gruppe Soldaten und Soldatinnen, die ich gar nicht zur Kenntnis nahm, sie mich aber sehr wohl. Plötzlich hörte ich ein Klimpern, und schon löste einer für mich die Busfahrkarte und gab sie mir. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass die Soldaten sofort eine Sammlung für mich veranstaltet hatten.

Man könnte mir vorwerfen, ich berichte tendenziös. Aber die beiden jetzt und im vorangegangenen Blogeintrag geschilderten Episoden habe ich so und nicht andersherum auf ein und derselben Reise erlebt.

Mentalitäten kann man zur Kenntnis nehmen, man kann auch versuchen, sie zu verstehen und in einen gesellschaftlichen Kontext einzufügen. Und welche Art von Erlebnissen einem Menschen angenehm ist, das wird er allein wissen.

Montag, 8. Februar 2016

Mentalitäten Teil I

In Bezug auf die Situation mit den Flüchtlingen und vieler daraus resultierender Missverständnisse fiel mir der Begriff Mentalität ein. Auch wenn man davon automatisch ausgeht, dass Menschen überall gleich sind und gleiche Bedürfnisse haben, so gibt es in real gravierende Unterschiede und man könnte es verschiedene Mentalitäten nennen. Es lässt sich erlernen, mit verschiedenen Mentalitäten umzugehen oder auch nicht, aber man kann sie auch einfach feststellen und staunend registrieren.

So erging es mir bei meinem ersten Besuch in Israel. Es war im Jahre 1993 zusammen mit einer kirchlichen Reisegruppe. Nur das erste und einzige Mal reiste ich mit einer Gruppe, weil meine Freundin damals die deutsche Reiseleiterin war und weil ich, nicht des Reisens in ferne Gegenden gewohnt, mir die Reise allein nicht zutraute. Neben vielen anderen interessanten Erfahrungen hatte ich auch Erlebnisse in Sachen Mentalität.

Unser Reisebus hielt in Jericho, damals frei zugänglich. Aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur standen Palästinenser verschiedenen Alters erwartungsfroh auf dem Bahnhof, wo ein Bus nach dem anderen anhielt, und sie Gelegenheit hatten, touristische Erzeugnisse jeglicher Art anzubieten. So stürzte sich ein palästinensischer Mann auf mich und bot mir etwas zum Kauf an. Weltfremd und nicht der Sitten jener Einheimischen bewusst, schaute ich ihm ins Gesicht, lächelte und lehnte ab. Und plötzlich konnte ich es nicht fassen, als ich auf einmal nicht nur den einen Mann sondern mehrere, und insbesondere auch kleine Jungs um mich hatte, die mir ihre großen Brüder zum „Kauf“ anboten: „Ich habe schönen Bruder!“ Woher sie das auf Deutsch sagen konnten, ist mir bis heute schleierhaft, aber es war so (vielleicht sagten sie es doch auf Englisch). Lange dachte ich über diese mir seltsame Begebenheit nach bis mir klar wurde, dass ins Gesicht Schauen und Lächeln bei Menschen jener Mentalität eine ganz andere Bedeutung hat.

So kamen mir die Ereignisse der Silvesternacht zu Köln und anderswo nicht ausgesprochen überraschend vor. Es wird sich zeigen, wie sich in Zukunft die verschiedenen Mentalitäten vereinen bwz integrieren lassen.

Dienstag, 2. Februar 2016

In eigener Sache

Diesen Blog schreibe ich mehr als 4 Jahre. Er ist also nicht als Reaktion auf die jetzige Situation entstanden. Es ging mir um die Vergangenheit, speziell die Nazizeit. Wie es dazu kommen konnte, was dazu führte, dass sich Menschen so oder so verhalten und ebenso wie Menschen und auch Institutionen danach mit dem Wissen wozu Menschen fähig sind, sich verhalten und was sie verkünden. Meine „Arbeitsmethode“ ist, dass ich anhand eigener Erlebnisse und Beobachtungen, verbunden mit den allgemeinen Informationen (Nachrichten, Kommentare, Bücher) meine Meinung und Einstellung bilde und im Blog reagiere.

Bis vor kurzem war ich der Meinung, dass wir in einem gemäßigten gesellschaftlichen Klima leben. Die Wende war ein Einschnitt, der eher interessant war und sich in vieler Hinsicht positiv auf unsere Lebensweise ausgewirkt hat. Diese Flüchtlingskrise – ich datiere sie auf September, obwohl die Anzeichen schon früher da waren -, die hat mir in einem halben Jahr mehr die Augen geöffnet und mehr aufgezeigt als alles vorher. Sie „arbeitet“ in mir, so dass ich noch gar keine Schlüsse ziehen möchte. Aber die Themen, die ich mir gestellt habe: Totalitarismus, Idealismus, Moral, Religion, Antisemitismus, Lüge, Hysterie, das politische, christliche und journalistische Arbeiten mit unsauberen Mitteln, Dummheit infolge Indoktrination, Dämonisierung, vorauseilender Gehorsam, reflexhaftes Denken, Verdrehen von Ursache und Wirkung, das Handeln im Gegensatz zu eigenen Forderungen an andere usw. die breiten sich leider in einer geradezu verdichteten Form vor aller Augen aus.

Mittwoch, 27. Januar 2016

27.1. Holocaustgedenktag

Was ich mir wünsche:

- keinen Holocaustgedenktag
- Schleifen des Holocaustmahnmals (die Stelen habe sowieso Risse)
- keine Klassenfahrten und andere Exkursionen nach Auschwitz
- ein Minimum an Gedenken

Der Holocaust ist Vergangenheit, und man sollte damit wie mit der Vergangenheit umgehen und nicht, als hätte er gestern stattgefunden. Ein Gedenken wünsche ich mir schon, aber das Gedenken sollte persönlich sein, und dem einzelnen Menschen sollte freigestellt sein, ob und wie er mit der Geschichte umgeht. Das Holocaustgedenken der gesamten Gesellschaft bzw. des Staates führt zu Lüge und Heuchelei, so wie es uns der „Staatsrundfunk“ Deutschlandfunk vormacht, wovon ich einige Beispiele hier in dem Blog beschrieben habe. Und, wie bekannt ist, steckt in allem Geschehen mehr als nur ein Beweggrund (auf die Mischung kommt es an), und mir scheint es, dass im Gedenken auch manchmal ein wenig Stolz (man nennt ihn Sündenstolz) mitschwingt.

Stattdessen möchte ich nie mehr erleben, dass der von den Gebühren der gesamten Bevölkerung bezahlte Deutschlandfunk aussagt, die palästinensische Hamas, deren Ziel es ist, nicht nur den Staat Israel, sondern alle Juden auf der Welt zu vernichten, hätte eine „fast antisemitische“ Ideologie.

Ich wünsche mir, dass ich nie mehr erleben muss, dass eine junge Pfarrerin zu der Religionswissenschaftlerin Ruth Lapide oder jemand anderem sagt: „Die Juden haben Jesus gekreuzigt“.

Ich möchte nicht mehr auf dem Berg der Seligpreisungen in Israel oder woanders auf eine Reisegruppe stoßen, wo ein Pfarrer gerade dabei ist, die „Gesetzesverschärfungen“ auszulegen, indem er die hohe moralische Überlegenheit der christlichen Religion gegen die niedere Geisteshaltung des Judentums, das nicht zur Vergebung fähig wäre, stellt.

In keiner Kirchenzeitung oder sonst wo möchte ich mehr lesen, dass sich ein Redakteur (Gerd Matthias Hoeffchen, 2008) anlässlich des Holocaustgedenktages am meisten dafür schämt, das Unrecht in Israel nicht übersehen zu können.

(Letzteres ist übrigens recht aufschlussreich, denn Medien und Politik versuchen eine scharfe Trennlinie zwischen Juden und Israel zu ziehen und sind Meister darin, in ausgeklügelten Wendungen beides auseinander zu halten. Damals hat beim Redakteur die innere Schere nicht funktioniert

Im Luftreich des Traums

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