Samstag, 2. August 2014

Christen im Irak

Es sieht so aus, als sei in dem derzeitigen Krieg Gaza gegen Israel ein israelischer Soldat von der Hamas Miliz entführt worden. Entführte Soldaten und natürlich auch Zivilisten sind das Schlimmste, was sich Israel vorstellen kann. Das Wissen, dass sich einer aus ihren Reihen in den Fängen der Hamas befindet, einer Terrororganisation, die zu brutalsten Untaten fähig ist, jagt den Israeli Schrecken ein. Man ist zu hohen Opfern bereit, wenn man einen entführten Israeli frei bekommen kann. Es heißt, Israeli seien sehr solidarisch untereinander, das ganze Volk kennt den Namen des Entführten, man betet für ihn und fühlt mit den betreffenden Familien mit - das gilt selbstverständlich auch dann, wenn der Entführte nicht der jüdischen Religion angehört.

Es ist schlimm, was im Augenblick in Gaza geschieht. Die Nachrichten aus dem Irak sind aber dagegen so schaurig, dass man sie nur mit Entsetzen lesen kann. Noch schlimmer ist es, im Internet das eine oder andere Video über die Schreckensherrschaft von ISIS (Islamischer Staat in Irak und Syrien) vor Augen zu bekommen. Man kann gekreuzigte Menschen sehen oder Massenerschießungen. Man sieht wie ein etwa 12-jähriger Junge vor eine Grube gestellt wird, in die er nach einem Genickschuss fällt und noch ein wenig zappelt. Man sieht ca. 20 Männer, Christen, kniend mit auf den Rücken gebundenen Armen, die einer nach dem anderen erschossen werden, und wenn alle auf dem Boden liegen, feuert die vermummte ISIS-Mannschaft, aufgeputscht von ihrem Tun noch unzählige Schüsse auf die toten Körper. ISIS stellt diese Videos ins Internet, um schon im Voraus den Menschen, die noch unter seine Herrschaft kommen sollen, in Angst und Panik zu versetzen. Die Menschen, auf die es ISIS an meisten abgesehen hat, sind "Andersgläubige", insbesondere Christen, von denen immer noch viele im Irak leben. In der "ZEIT" vom 31.7. konnte man grausige Details darüber erfahren

Die Post brachte dann später ins Haus zwei christliche Wochenzeitungen. Ich wollte erfahren, welche Haltung die evangelische Kirche dazu einnimmt und wie solidarisch sie mit ihren verfolgten Brüdern und Schwestern ist. Alles, was ich über die Behandlung der Christen in diesem Gebiet erfahren hatte, ließ mich annehmen, dass die Kirche aufs Höchste entsetzt, verzweifelt, besorgt und solidarisch mit den Glaubensbrüdern sein müsse. Lange suchte ich, bis ich überhaupt etwas fand. Die Direktorin der Diakonie-Katastrophenhilfe war nicht etwa über das Leiden der Brüder entsetzt, sondern darüber, dass das brutale Vorgehen des ISIS einen Reflex der Gegengewalt erzeugen könne. Das Leiden ihrer Glaubenbrüder relativierte sie, indem sie darauf hinwies, dass auch anderen Religionsgemeinschaften in dem Gebiet Schlimmes geschehe. Auf die Frage, welche Lösungsmöglichkeiten sie für die bedrängten Christen im Irak sehe, sagte sie, dass sie das nicht wissen könne, denn sie sei keine Politikerin. Nach längerem Suchen fand ich später in der Wochenzeitung "Die Kirche" noch eine winzige Spalte, in dem über die Sorge einer Auslandbischöfin hinsichtlich der Lage der Christen im Irak berichtet wurde.

Das war alles. Knappe, dürre Worte. Keine Empathie. Über das Leiden und die Qualen der Christen im Irak wird mit absoluter Teilnahmslosigkeit hinweggegangen. Dabei leiden sie allein aus dem einen Grund, nämlich weil sie Christen sind. Die höchste Sorge der offiziellen Kirche ist es, dass nicht irgendwo Gewalt angewendet wird. Also pure Ideologie ist aus dem Mund unserer kirchlichen Vertreter zu hören. Vielleicht sind sie nicht so mitleidensfähig wie die Israeli, wenn es um das Leiden einer der ihren geht, aber ein bisschen Mitgefühl mit den verfolgten Christen wäre vielleicht doch angebracht?

Mittwoch, 23. Juli 2014

Mehr Hass geht sowieso nicht

In die Berichterstattung über den Krieg Gaza-Israel fließt immer einmal ein Satz etwa dieses Inhalts ein: Nun werden die Palästinenser Israel noch mehr hassen. Solche Sätze haben nicht das Geringste mit Berichterstattung zu tun, sie sind negative emotionale Einschübe, die weder etwas über Palästinenser noch über die Israeli, dafür aber umso mehr über die geistige Verfassung der Berichterstatter aussagen.

Über Hass scheinen die Medienmacher genau Bescheid zu wissen. Wer wen hasst und in welchem Maß, das ist ihnen vollkommen geläufig. Nie gehört habe ich, dass ISIL - die islamistische Meute, die große Teile des Iraks besetzt hat und dort ein Schreckensregime ausübt -, von den dort lebenden Menschen gehasst werden sollte. Aus Mossul sind tausende Christen geflohen. Ein Christ, der gefasst wird, hat nur die Wahl zwangsislamisiert zu werden, oder er wird getötet. Videos von Massenerschießungen, sogar Bilder von gekreuzigten Menschen sind im Internet zu finden. Seltsamerweise ist von Hass in diesen Zusammenhängen nicht die Rede.

Auch dass die Russen die Ukrainer oder die Ukrainer die Russen hassen, habe ich nicht gehört. Gehasst zu werden, scheint einzig und allein ein Privileg Israels zu sein. So wie der Hass in aktiver Form ein Privileg der Palästinenser Israel gegenüber ist. Selbst weiß ich nicht so viel darüber, wie es im Alltag in den palästinensischen Gebieten zugeht. So viel weiß ich aber und habe mich auf Videos im Internet davon überzeugen können, dass nämlich Palästinenser vom Kleinkindalter an zum Hass auf Israel und auf die Juden erzogen werden. Kleinen Kindern werden Schmählieder auf Israel beigebracht, und so sagen sie fröhlich dressiert in die Kamera: "Juden sind Affen und Schweine". Kein Wunder, dass in Deutschland lebende Palästinenser den Slogan "Jude, Jude feiges Schwein…" auf den Straßen brüllten. Sie haben es so gelernt, schon im Kindergarten. Und unsere politisch korrekte Elite fand das nicht in Ordnung, denn so darf man in Deutschland nicht über Juden brüllen (wegen unserer Vergangenheit!), sondern nur über Zionisten. Da muss den hiesigen Palästinensern noch Nachhilfeunterricht erteilt werden!

Dass der Hass der von der Hamas beeinflussten Palästinenser absolut ist, kann man schon aus der Charta der Hamas erfahren, denn dort steht im Artikel 8:

- Der Prophet - Gott segne ihn und schenke ihm Heil-, sprach: „Die Stunde wird kommen, da die Muslime gegen die Juden solange kämpfen und sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken. Doch die Bäume und Steine werden sprechen: „Oh Muslim, oh Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt. Komm und töte ihn! “ -

Wenn das Töten jedes einzelnen Juden zur religiösen Pflicht wird, ist es gleichgültig, ob der Hass etwas stärker oder schwächer ausfällt. Die verlautbarte Stärke des Hasses scheint eher ein Gradmesser für die Aufgeregtheit des jeweiligen Reporters zu sein.

Mittwoch, 16. Juli 2014

"Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit"

Seit dem 2. Golfkrieg 1990 hört und liest man in der Berichterstattung aus den diversen Konfliktzonen immer wieder den Satz: "Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit". (im 1. Golfkrieg 1980-88 als sich lediglich Iraner und Iraker untereinander abschlachteten, interessierte man sich noch nicht besonders für die Wahrheit). Aber in den Kriegen und kriegsähnlichen Auseinandersetzungen danach wurde dieser Satz so oft benutzt, dass er abgenutzt wirkte. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass in einer derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzung dieser Satz so gut wie nie gebraucht wird. Dabei habe ich den Eindruck, dass selten so gelogen wird, oder was ebenso schlimm ist, die Wahrheit missbraucht wird, wie in dem Konflikt Israel-Gaza. Ein Beispiel für die missbrauchte Wahrheit ist, wenn immer wieder in den Nachrichten erwähnt wird: In Israel gab es e i n Todesopfer, in Gaza 200. Dadurch soll beim Zuhörer der Eindruck entstehen, dass Israel 200 mal so schlimm ist wie die Hamas, und dass die Angriffe aus Gaza harmlos seien, die aus Israel dagegen tödlich. Nicht erwähnt wird, dass Israel mit allen Mitteln versucht, zivile Opfer zu vermeiden, und dass die Hamas ihre Raketenabschussrampen mitten in Wohngebieten platziert hat und Kinder und Erwachsene als zivile Schutzschilder an die Stellen treibt, wo Waffenlager und Abschussrampen sind. Israel dagegen schützt seine Bevölkerung durch ein hervorragendes Abwehrsystem (Iron Dome), das in der Lage ist, die meisten von Gaza und anderswo abgeschossenen Raketen in der Luft zu zerstören. Hintergrundberichte sowohl über Iron Dome, über die Situation der Menschen in Israel, die unter dem Raketenterror leiden, sind eher rar. Man gibt die Informationen aus palästinensischer Sicht einseitig und kaum kommentiert an die Zuschauer und Zuhörer weiter.

Die kirchlichen Medien sind von dieser Haltung nicht ausgeschlossen. Vor mir liegt die letzte Ausgabe der Wochenzeitschrift "die Kirche". Darauf sind als Fotomontage israelische Soldaten neben Hamaskämpfern dargestellt, beide Seiten tief vermummt. Die israelischen Soldaten in Uniformen, Schutzhelme und Sonnenbrillen, die Hamasbrigadiere in Kapuzen mit nur einem freien Augenschlitz. Maschinengewehre tragen sie alle, Hamas hält ihre provokativ in die Luft, die israelischen Soldaten tragen sie ziemlich dezent an der Seite. (Da hat "die Kirche" bei der Bildauswahl etwas geschludert oder kein entsprechendes Foto gefunden).

Das Bild soll belegen: beide Seiten sind gleich. Und das bestätigt auch die Überschrift: "Es ist die Zeit der Scharfmacher." Der evangelische Propst von Jerusalem, Wolfgang Schmidt erklärt dazu in seinem Kommentar, dass auf beiden Seiten die Scharfmacher jetzt die Oberhand haben. Angesichts der Tatsache, dass Israel auf monatelangen sporadischen Raketenbeschuss tatsächlich "still" gehalten hat, und erst nachdem dieser massiv zunahm reagierte, ist es schon ein starkes Stück, wenn der Propst die Tatsache, dass Israel seine Bevölkerung - einschließlich der ihm anvertrauten christlich-israelischen Araber (ebenso wie der israelischen muslimischen Araber) - schützt, als "Vergeltungsangriffe" bezeichnet. Da ist die Wahrheit tatsächlich zum Opfer geworden.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Übersprunghandlung

Es gibt den tierpsychologischen (oder auch psychologischen) Begriff der Übersprunghandlung. Laut Wikipedia:

"Als Übersprungbewegung (auch: Übersprunghandlung, Übersprungverhalten) bezeichnet bestimmte Verhaltensmuster, die vom Beobachter als „unerwartet“ empfunden werden, da sie innerhalb einer Verhaltensabfolge auftreten, in der sie keinem unmittelbaren Zweck zu dienen scheinen. Gedeutet wurde solches, dem Beobachter „unpassend“, ohne nachvollziehbaren Bezug zur gegebenen Situation erscheinendes Verhalten als Ausdruck „eines Konfliktes zwi-schen zwei Instinkten“, weswegen die Fortführung des zuvor beobachtbaren Instinktverhaltens - zumindest zeitweise - nicht möglich ist und stattdessen eine Verhaltensweise gezeigt wird, die aus einem völlig anderen - dritten - Funktionskreis des Verhaltensrepertoires stammt."

Einfacher gesagt: Jemand müsste sich zwischen zwei Verhaltensweisen entscheiden, die ihm gleich unangenehm sind. Um sich nicht entscheiden zu müssen, begeht er eine völlig sinnlose Handlung, die sich niemand erklären kann. Das klassische Beispiel hierfür ist der Hahn, der mit seinem Rivalen kämpfen müsste. Er wagt sich nicht zu kämpfen, er will auch nicht ausreißen, also fängt er völlig sinnlos an, ein paar Körner aufzupicken.

Die derzeit stattfindende Fußballweltmeisterschaft erscheint mir im Augenblick als so eine Art Übersprunghandlung. Im Irak wütet ISIL (Der islamische Staat im Irak und in der Levan-te). ISIL hat weitere Ziele, die er schon durch seinen Namen geografisch definiert. Massen-hinrichtungen werden gefilmt und der Welt stolz präsentiert. Nicht etwa nur die Ungläubigen stehen auf der Hinrichtungs- und Folterliste, sondern Muslime werden in Massen abgeschlachtet. Man hört davon in den Nachrichten kaum noch etwas, so lange nicht etwas ganz Spektakuläres zu berichten ist.

In Afrika werden Menschen von islamistischen Banden massakriert und entführt. Israel wird pausenlos von Gaza aus mit Raketen beschossen. In Nordkorea herrscht ein eindeutig irrsinniger Diktator, der sein Volk tyrannisiert und hungern lässt, der aber gleichzeitig Mittelstre-ckenraketen startet, die eventuell auch Atomsprengkörper tragen können.

Es gibt also viel Handlungsbedarf für die Welt. Die Welt hätte natürlich auch die Alternative gemäß Bischöfin Käßmann, den Diktatoren und Schlächtern dieser Welt freiwillig ein Land nach dem anderen zu überlassen. (Im Fall von ISIL steht Jordanien schon auf der Liste, dann Libanon und wenn es möglich wäre Israel ). Das hieße aber, sich selbst und seine "westlichen" Werte, einschließlich des Reichtums, gleich mit aufgeben. Weil uns das eine wie das andere sehr unangenehm ist, und wir der Realität nicht ins Auge blicken wollen, begehen wir Übersprungshandlungen und lenken unser Augenmerk ganz z. B. auf die Fußballweltmeisterschaft.

Dienstag, 1. Juli 2014

Die drei israelischen Jugendlichen Naftali Frenkel, Gilad Shaar, und Eyal Yifrach

wurden im Westjordanland entführt und ermordet. 2 1/2 Wochen nach dem Verschwinden der Schüler fand man ihre Leichen, verscharrt unter einem Steinhaufen.

In der deutschen Öffentlichkeit widmete man dieser Tatsache nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit. Trotzdem konnte man sehr gut die übliche Dreiteilung der Meinungen - von oben nach unten - beobachten. An der Spitze steht die Bundeskanzlerin Angela Merkel, und sie gab ihre Meinung selbstverständlich politisch korrekt kund:

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, es handle sich "um eine verabscheuenswürdige Tat, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann"..

Die Medien schlugen ganz andere Töne an. Fast stereotyp schafften sie es, den Tatsachen eine andere Richtung und Wichtung zu geben. So traten die ermordeten Jugendlichen ganz hinter Israels so genannten Strafaktionen zurück. Dazu wurden viele Tatsachen gar nicht erst berichtet, so dass Ursache und Wirkung vollkommen verdreht wurden. Und wie kann es anders sein - zu Ungunsten Israels. Ich nenne einige Überschriften aus Tagesschau.de:
Israelische Jugendliche offenbar entführt. (Tagesschau hat es bis zu letzt nicht geglaubt)
"Kollektive Bestrafung der Einwohner" (so nannte man die verzweifelte Suche, als man hoffte, die Jugendlichen noch lebend zu finden)
Israel zwischen Räson und Rache
Israel provoziert eine dritte Intifada (taz)
Israelische Vergeltungsschläge nach dem Tod der Jugendlichen

ZEIT-online) hob in seinen Überschriften die angebliche Herkunft der Jugendlichen hervor und bezeichnete die Jugendlichen als Siedlerkinder, so als wolle sie suggerieren, dass solche Kinder minderwertig seien, und sie es sich selbst zuzuschreiben hätten, wenn sie ermordet werden. :

"Die Leichen der drei im Westjordanland verschollenen Siedlerkinder sind gefunden worden. Israels Ministerpräsident Netanjahu droht der Hamas mit Vergeltung."

"Nachdem drei entführte Siedlerkinder tot aufgefunden wurden, hat Israel Ziele im Gazastreifen angegriffen. Im Westjordanland erschoss die Armee einen Jugendlichen". (Hier verschwieg - wie kann es anders sein - Zeit-online, dass dieser Jugendliche mit einer Handgranate auf die Soldaten zugegangen war)

Nicht Angela Merkel, sondern die Medien gaben dann den eifrigen Leserbriefschreibern die Stichworte. Es meldeten sich ungewöhnlich viele Leserbriefschreiber zu Wort. Von diesen Zuschriften sind ungewöhnlich viele von der Redaktion gelöscht worden, was den Verdacht aufkommen lässt, dass hier die Saat aufging und dass die Grenzlinie zum Antisemitismus, den die gut geschulten Redakteure fast immer um eine Messerspitze einhalten, von der Leserschaft bei Weitem überschritten wurde. In den Leserbriefen werden nicht nur Kübel von Schmutz über Israel ausgeschüttet, sondern es tritt auch viel Dummheit und Ignoranz zutage. Aber nicht nur das tritt zutage, sondern eine Minderheit erweist sich als gut informiert, kämpferisch und scheut sich nicht, ihre Meinung zu formulieren. Und so möchte ich mit einem Leserbrief aus Zeit-online schließen, der gut meine Meinung wieder gibt:

"Siedlerkinder?
Dass sich die Redaktion nicht mal in so einem Moment diese unfassbaren Begriffe sparen kann ist wirklich unerträglich.
Insbesondere weil es FALSCH ist. Mindestens einer der Jugendlichen lebte jenseits der Grünen Linie im allseits anerkannten Teil von Israel.
Aber "Siedlerkinder", das sind wohl Menschen zweiter Klasse. Genauso wie Familie Fogel, die man im Schlaf erstochen hatte.
Bitte spart Euch dieses Jahr das kollektive Mitleid zum 9.ten November, wenn Judenmord im 21. Jhdt so kommentiert wird."

Montag, 23. Juni 2014

Die Zahl Drei

hat man in letzter Zeit vor verschiedenen Substantiven gelesen. Drei Jugendliche wurden bei Hebron, d. h. im palästinensischen Autonomiegebiet entführt, es gibt keine Spur von ihnen. Ob es drei Talmud- oder Jeshiwaschüler waren, sei dahin gestellt. Ob man sie als drei Studenten, drei Schüler oder drei Kinder bezeichnen soll, darüber kann man streiten. Das Wort nach der Drei über das ich schreiben wollte, sind drei Finger. Sie werden von palästinensischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hoch gehalten, fotografiert und ins Internet gestellt, und zwar in großer Zahl und in verschiedenen Variationen. Die Bedeutung dieser Geste ist: Drei Juden haben wir gefangen. Oder auch: Drei Juden zappeln an einer Leine wie drei gefangene Mäuse - so habe ich es in einer palästinensischen Cartoonzeichnung gesehen. Oder ebenfalls ein palästinensischer Cartoon: 3 Köpfe mit den Gesichtszügen der drei Jugendlichen werden vom palästinensischen "Sieger" in ein Tor geschossen.

In den deutschen Medien wird immer wieder erwähnt, dass es noch gar nicht bewiesen sei, dass hinter der Entführung die Hamas stecke, ja dass es nicht einmal bewiesen sei, dass es sich um eine Entführung handle (Es sind übrigens die gleichen Medien, die immer wieder einmal einen palästinensischen Olivenbauern unter seinem Baum hervor holen, und ihn die absurdesten Dinge sagen lassen, die Reporter können ja nichts dafür, was er sagt). Ich las sogar die Vermutung, dass diese verschwundenen Jungen Netanjahu gut in sein Konzept passen, denn so könne er die Einheitsregierung von Fatah und Hamas kompromittieren. Als ich das las oder hörte, fiel mir mein Verschwörungstheoretiker (im Blog 11.+14. Oktober 2011) ein.

Wo bleiben die Stimmen, die immer wieder sagen: "Freunden muss man auch einmal kritisch die Meinung sagen können?" Können Zeitungsredakteure, Bischöfe, Politiker, von denen ich diesen Satz in Variationen hörte, nicht einmal ihre palästinensischen Freunde zur Seite nehmen und ihnen kritisch die Meinung sagen, dass es infam ist, die Not und die Angst der verschwundenen Jugendlichen, ihrer Eltern und Angehörigen mit diesen massenhaften menschenverachtenden Internetspots und schändlichen Karikaturen zu verspotten?

Montag, 16. Juni 2014

Reiseimpressionen

Auf einer Autoreise quer durch Ostdeutschland geriet ich per Zufall (weil ich aus Versehen von der Umgehungsstraße abgekommen war) direkt vor die Jacobi Kirche in Perleberg. Da ich nun schon vor der Kirche stand, wollte ich sie mir ansehen. Mein Augenmerk gilt den Kriegerdenkmälern in den Kirchen, da diese meiner Meinung nach einen hohen Stellenwert in kirchlichen Räumen haben. Dabei befremdet mich mehr als die Anwesenheit dieser Tafeln die Anhänglichkeit mit der in der Regel Kirchenvorstand und Gemeinde an ihnen festhalten und sie unter keinen Umständen infrage stellen, trotz der nach Außen heftig demonstrierten Friedefertigkeit der evangelischen Kirche. In Perleberg suchte ich lange, denn das Kriegerdenkmal war in das bunt verglaste Fenster, direkt hinter dem Altar eingelassen mit folgender Inschrift: "Zum ehrenden Gedächtnis der im Weltkrieg gefallenen Heldensöhne dieser Gemeinde Perleberg - des kurmärkischen Feldartillerie Regimentes 39 und der Ulanenregimenter 11 und 15". So bestätigte sich wieder meine Vermutung: Wenn in einer Kirche kein Heldendenkmal zu finden ist, so liegt es daran, dass man nicht lange genug danach gesucht hatte.

Auf der Fahrt nach Hause freute ich mich - wie jedes Mal - an den übergroßen Holzmedaillons, die schon seit ewigen Zeiten, also etwa seit 20 Jahren, an einem Waldrand weit auf die Autobahn mit der Aufschrift mahnen: "Rettet den Wald, schützt die Bäume" und so überlegte ich wieder, ob sie den Autofahrern einfach ein schlechtes Gewissen einjagen sollen oder ob sie animieren sollen, nach der Reise an die Ostsee zu Hause einen Baum zu pflanzen. In regelmäßigen Zeitabständen sind diese beiden Schilder nicht mehr zu erkennen (wie auch diesmal), weil sie mit jungen Bäumen zugewachsen sind. Und regelmäßig werden die Bäume vor den Schildern abgeholzt, damit sie ihre Mahnung zur Rettung der Bäume weiter verkünden können.

Dienstag, 10. Juni 2014

Wie man Fotos auch deuten kann!

Anfang Juni hatte ich während der Arbeit Deutschland-Radio eingeschaltet, hörte gar nicht genau hin, aber plötzlich schwirrten mir ein paar Worte um die Ohren: "Nethanjahu - angebliches Autobusattentat - provoziert Abbas". Ich wusste nicht, worum es ging, aber schon die paar Worte sagten eigentlich alles. Warum sollte der israelische Ministerpräsident Nethanjahu ein angebliches Autobusattentat wozu auch immer benutzen? Hat es nicht jede Menge schlimmster Busattentate in Israel gegeben mit hunderten von Toten, zerfetzten Menschen, und mit überlebenden Schwerverletzten, die weiterhin leiden? Wenn Nethanjahu um irgendeine Meinung kund zu tun, nicht die tatsächlichen Bilder eines Bombenattentats benutzte, sondern vorgetäuschte, dann müsste er verrückt sein, aber ich nahm an, dass eher diejenigen verrückt sind, die es ihm unterstellen.

Später erfuhr ich, worum es bei diesem "vorgeblichen" Busattentat ging. Nethanjahu wollte darauf aufmerksam machen, mit welcher Art Partner, nämlich dem Führer der Hamas Hanija, sich die "gemäßigte" Fatah zusammen tut. Mit einem Menschen, der den Tod vieler israelischer Zivilisten auf dem Gewissen hat, und der sich die Vernichtung des Landes Israel auf seine Fahnen geschrieben hat. Netanjahu hat über Twitter ein Foto ins Internet gestellt: Oben waren vor rotem Hintergrund die Köpfe von Hanija und Abbas, und darunter ein Foto eines ausgebrannten Busses. Der Text dazu: "Präsident Abbas, triff neue Partner!" (man muss dazu wissen, dass diese "Partner" sich einst bis aufs Blut bekämpft haben, und sich zu Hunderten gegenseitig abschlachteten) und darunter steht: "Hamas-Selbstmordattentäter" ermordeten Hunderte Israeli.

Spiegel-Online kommentierte dazu: "Israel boykottiert die neue Einheitsregierung der Palästinenser. Regierungschef Netanjahu twitterte eine diffamierende Fotomontage. Sie zeigt, was er vom Palästinenserpräsident Abbas und seinem neuen Partner Hamas hält".
Nicht nur SPON, sondern auch diverse Rundfunksender lassen den Anschein entstehen, dass die Vereinigung von Hamas und Fatah etwas grundsätzlich Gutes ist. Selbst wenn Israel der Leidtragende von unzähligen ihrer Gewalttaten ist, soll es still sein, sich nicht dagegen wehren, und sich nicht damit auseinander setzten. Selbstmordattentate sind nicht das Schlimme, sondern ihre Darstellung und der Hinweis auf den Verursacher. Was für eine Logik!

Insgesamt hat die Welt und insbesondere Europa sehr viel Sympathie für die Einheitsregierung von Fatah und Hamas. Warum sollte die Hamas ihre Charta ändern?
So steht es in ihrer Charta (Artikel 7): "Der Prophet - Andacht und Frieden Allahs sei mit ihm - erklärte: Die Zeit wird nicht anbrechen, bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten; bevor sich nicht die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, welche ausrufen: Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn!"

Nicht nur die Juden Israels, sondern jeder Jude soll laut Hamas-Charta getötet werden. Es muss Menschen geben, die damit so sehr einverstanden sind, dass schon einen Hinweis darauf als diffamierend empfunden wird.

Im Luftreich des Traums

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