Es ist ruhiger geworden um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Schade - ich hörte diesen Namen zu gern im Rundfunk oder Fernsehen. Die Nachrichtensprecher sprachen ihn mit Wohlbehagen aus. Nicht, dass ich besondere Sympathie für den Bischof oder gar für die katholische Kirche hätte. Wenn die öffentliche Aufmerksamkeit aber in einer solch starken Weise auf einen Menschen oder einen Sachverhalt gerichtet ist, schaut man sich die Angelegenheit etwas näher an. Als das so genannte Drama anfing, machte ich mir Gedanken über Verschwendung und Prunksucht in der Kirche. Als sich die Sache zu einer medialen Verfolgungsjagd ausweitete, kamen mir andere Gedanken. Es fiel mir dabei folgende These ein: Wenn man erst einmal einen Makel entdeckt hat, schaut man wie gebannt auf den betreffenden Gegenstand und entdeckt auf einmal Makel auf Makel bis man den Gegenstand als völlig misslungen ansehen muss. Der Blick eines Außenstehenden sieht dagegen überhaupt nichts zu Beanstandendes. Ich sah mir also als "Außenstehende" den Bischofssitz von Herrn Tebartz-van Elst an und sagte mir, dass er ja nicht sein persönliches Haus gebaut hat, sondern einen Bischofssitz im schönen Limburg. Die Limburger wären sicher nicht angetan, wenn das Grundstück analog zu den "abgelatschten Schuhen" von Papst Franziskus ebenso "abgelatscht" und etwas verlottert aussähe, das hätte allein die schmucke Umgebung des Bischofssitzes kaum zugelassen. Wie stolz ist doch eine Stadt, wenn sie außer Verkaufspalästen ein schönes Stadtzentrum mit einem attraktiven Mittelpunkt hat. Zudem Tourismus als ein gewichtiges Mittel angesehen wird, um eine Stadt oder eine Region, wenn nicht sogar die ganze Welt zu retten.
Bedenklicher als die Tatsache, dass Bischof Tebartz-van Elst in einem reichen Land, das auf seinen Reichtum ungeheuren Wert legt, ein gediegenes und ansprechendes Bischofszentrum errichten wollte, finde ich es, wenn reiche Leute zusammenkommen, die ihren privaten Reichtum sicher recht gut zu verwalten verstehen, und die dann den "abgelatschten Schuhen" und dem "alten Renault" des neuen Papstes applaudieren, Dingen um die sie selbst einen weiten Bogen machen würden.
Dass der arme Bischof nun so in den Mittelpunkt der Medien geraten ist und nicht etwa andere Verschwender, denen ihre Großvorhaben aus dem Ruder gerieten und dazu habe ich meine eigene Vermutung: Es liegt auch an seinem exotischen Namen. Nachdem der Bischof nun einmal in den Blickpunkt geriet, musste es Gründe geben, ihn immer und immer wieder auszusprechen: "Tebartz-van Elst!" Allein für diesen Namen hätten die Medien dem Bischof eine Dividende zahlen müssen.
anne.c - 1. Nov, 09:18
Blogpause im Oktober 2013
anne.c - 28. Sep, 20:31
Der Sommer ist vorbei. Viele Menschen haben wir in unserem touristischem Ort gesehen. Es kam immer wieder zu unerwarteten Begegnungen, zu Gesprächen, zu Small-Talks. Wir haben festgestellt, dass in spontanen Gesprächen und Unterhaltungen oft ein Thema im Vordergrund steht, nämlich wo man gewesen ist und wohin man noch reisen möchte. Die Kinder meiner Verwandten und Bekannten waren in weit entlegenen Gebieten der Erde. Das gab Stoff für Gespräche genug. Ein Gesprächsthema habe ich nie gehört - Niemand sprach über das Ausspähen unserer Daten. Dieses Thema, das in den Medien über Wochen führend war, samt dem Helden der Debatte, Edward Snowden, kam nicht vor.
Das Wort "Ausspähen", in Privatunterhaltungen ein kaum vorkommender Begriff, wurde in allen Medien, auch in den Nachrichten zeitweise im Stundentakt verwendet. Es erweckt Assoziationen an Detektivromane, an dunkle Gestalten, die in erleuchtete Fenster spähen, vielleicht auch an Spähtrupps, die im Krieg feindliches Gelände erkunden. Noch nie habe ich früher im Zusammenhang mit einem der zahlreichen Geheimdienste dieser Welt diesen Ausdruck vernommen. Es muss ein besonders emotionales Verhältnis zu den USA herrschen, wenn ausgerechnet ihrem Geheimdienst so ein intimes Attribut zugeordnet wird, während alle anderen Geheimdienste, wenn überhaupt, im Vergleich recht gefühllos erwähnt werden. Für die NSA hege ich selbst keine besondere Sympathie, aber vielleicht hätte dem Bundesnachrichtendienst etwas mehr Kompetenz im Ausspähen geholfen, um nicht etwa die NSA, sondern den NSU etwas früher dingfest zu machen. Ganz zu schweigen von den Terroristen, die in Hamburg das Attentat des 11. Septembers 2001 in aller Ruhe vorbereiteten konnten. Der Mangel an Späh- und Spürsinn des Bundesnachrichtendienstes könnte der Phantasie eines Verschwörungstheoretikers Tür und Tor öffnen.
Es muss wohl so sein, dass ein großer Teil der Ausspähenergie der Abwehr von Terrorismus dient. Und um um zum Anfang zurückzukehren - bei der großen Reiselust so vieler Menschen heutzutage wird die Ignoranz gegenüber den "Spähdiensten" möglicherweise auch daher rühren, dass ihnen - bewusst oder unbewusst - ihre Freude an Fernreisen sehr geschmälert würde, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugabsturzes mittels Terrorismus bedeutend höher ausfallen sollte.
anne.c - 21. Sep, 22:32
Nicht nur einmal, sondern ziemlich oft hatte ich die Frage gestellt: "Wer ist denn nur der Herr Merkel?", und bekam solche Antworten wie: "Das ist doch der Hochschulprofessor, der mit dem Angela Merkel immer in Bayreuth zu sehen ist". Und ich sagte: "Nein, ich will wissen, wer der Herr Merkel ist von dem Angela Merkel ihren Namen hat - den Mann muss es doch irgendwo geben!"
Um Antwort auf diese Frage zu erhalten, kaufte ich das Buch "Das erste Leben der Angela M." und die Antwort bekam ich dann auch. Allerdings stellte sich heraus, dass die größte Rolle des Herrn Merkel tatsächlich darin lag, Angela seinen Nachnamen zu vermachen. Ansonsten gibt es über die gemeinsame 3-jährige Ehe mit der dazu gehörigen Scheidung kaum Nachrichten. Dafür kann man dem Buch viele hoch interessante Tatsachen und Thesen entnehmen. Nicht nur Angela Merkels früher Lebensweg in der DDR wird rekapituliert, auch die gesamte Wendezeit mit ihren verborgenen und hintergründigen Verläufen. Das Buch ist nicht nur glaubhaft und überzeugend geschrieben, sondern die enthaltenen Aussagen sind auch ausgiebig mit Quellennachweisen versehen.
Menschen, die im Osten und auch die im Westen aufgewachsen sind, können das Buch - aus verschiedenen Blickwinkeln - mit großem Gewinn lesen. Das Leben junger Menschen in der DDR wird einem noch einmal vor Augen geführt. Und recht große Diskrepanzen zwischen Angela Merkels Selbstdarstellung und den Tatsachen ihres Lebensabschnitts in der DDR und ihrer Rolle in der "Wende" tauchen auf - sie scheint eine viel aktivere Rolle in dem DDR-Establishement gespielt haben, als es normalerweise tradiert wird. Die Autoren zeigen auch auf, man hat es geahnt, wie kräftig die Stasi auch noch in der Wendezeit mitgemischt hat und nach ihrer Meinung spielte darüber hinaus der sowjetische Geheimdienst bei den Umwälzungen der Wende eine maßgebliche Rolle. Interessante personelle Zusammenhänge werden aufgerollt, und man kann auf fast grafische Weise lernen, welche Kräfte bei Umbrüchen wirken, wie die ersten Akteure auf einmal nicht mehr gefragt sind, während "von hinten" ganz neue Kräfte nach Vorn stoßen.
Wer die Wendezeit bewusst miterlebt hat, erfährt bei der Lektüre garantiert interessante Details, die er bis jetzt noch nicht kannte, und die sein Bild von der Zeit komplettieren. Man lernt, wie Politik "funktioniert", und kann dann vieles, was an Angela Merkel befremdlich ist, viel besser verstehen und deuten.
anne.c - 13. Sep, 14:39
Seit Tagen verfolge ich in den Medien die Pressekommentare über den Bürgerkrieg in Syrien.
Dabei ist in mir der Eindruck entstanden, dass mit Häme die Politik der USA, inklusive des einst so sehr geliebten Obamas, beobachtet wird, die bzw. der sich in einer wahren Zwickmühle befindet. Die Situation ist bekannt: Obama hatte in etwa erklärt, dass er sich aus dem Bürgerkrieg heraushalten wolle, so lange kein Giftgas ins Spiel kommt. Nun wurde Giftgas eingesetzt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch das Assadregime, und Hunderte Zivilisten sind qualvoll gestorben. Obama zögert jetzt schon so lange mit einer Reaktion darauf, dass er in den Augen der Welt, ganz bestimmt aber in der arabischen Welt, bereits an Reputation verloren hat. Ob ein Angriff auf Assad erfolgen wird und in welcher Weise, das werden die nächsten Tage zeigen.
So skeptisch die meisten Kommentatoren einem Kriegseinsatz in Syrien gegenüber stehen, so waren sie sich doch einig, selbst die "taz" und die "Süddeutsche Zeitung", dass man unbedingt auf diesen Giftgaseinsatz reagieren muss, weil sonst nicht nur Assad, sondern allen Potentaten der Erde vor Augen geführt wird, dass ein Giftgaseinsatz auf die eigene - und warum nicht auch auf die Nachbarbevölkerung? - von der Welt toleriert wird.
Auch mir kam es als sinnvoll vor, dass die Intervention zumindest heraus geschoben wird. Wozu Assad in der Lage ist, das war ja deutlich bewiesen. Bei seiner Ankündigung, "zur Vergeltung" Israel anzugreifen, dachte ich an Menschen, die im Norden Israels leben, an deren Leben ich Anteil nehme oder die ich sogar schon einmal besucht habe.
Neugierig war ich aber, was in den zwei kirchlichen Zeitungen, die unseren Haushalt durchlaufen, zu diesem Thema steht.
Die Quintessenz fasst Renke Brahms "Friedensbeauftragter des Rates der EKD" in dem Satz zusammen: "Krieg ist keine Lösung".
Auslandsbischof Martin Schindhütte beklagt, dass bereits Vorbereitungen für eine militärische Intervention in Gange seien.
Der Münchener Erzbischof Marx meint, dass mit Gewalt noch kein einziges Problem gelöst worden sei.
Der griechisch-katholische Pfarrer von Antiochien, Gregor III bezeichnet eine militärische Intervention als einen kriminellen Akt.
Was für eine simple Weltanschauung haben Bischöfe und Friedensbeauftragte? Wie können sie garantieren, dass Assad seine Waffen- und Giftarsenale nicht weiter und vielleicht im noch größerem Umfang einsetzt? Bischof Marx muss in seiner Logik der Meinung sein, dass auch die alliierte Offensive 1944 in Deutschland keine Lösung gebracht hat? (Es scheint, dass nicht nur Bischof Marx so denkt). Wenn man sich die Weltgeschichte anschaut, einschließlich der durch die Kirche initiierten Kreuzzüge, gab es eine Menge Lösungen mittels Krieg. Warum gibt Bischof Marx, der genau weiß, was keine Lösung ist, nicht wenigstens einen Hinweis preis, wie man Menschen vor dem Giftgas retten kann?
Und in welchem Maße fehlt es unseren frommen Männern an Empathie! So lange es nicht Krieg heißt, scheinen ihnen vergaste Zivilisten letztlich gleichgültig zu sein.
anne.c - 7. Sep, 21:10
Nicht häufig, aber regelmäßig treffe ich mich mit meiner Bekannten, Frau K., und meist findet dann ein intensives Plauderstündchen statt. Sie reist gern mit ihrem Mann in entlegene Länder. Manchmal erzählt sie mir über ihre Reisen. Fast durch Zufall sind sie eines Tages nach Israel geraten, und seit dieser Zeit schwärmt Frau K. von Israel. Es hat ihr dort außerordentlich gut gefallen, und so kommt es immer wieder dazu, dass wir uns über Israel austauschen. Dieses mal sagte sie zu mir: "Ist es nicht schrecklich, da kann es ja nie Frieden geben, wo Israel immer mehr Siedlungen baut?" Ich war verblüfft und sagte: "Häuser bauen ist doch nicht schlimm im Vergleich zu dem, was da in den arabischen Ländern jetzt abläuft. Häuser können schlimmstenfalls abgerissen werden, oder es können Araber in den Häusern wohnen. Warum sollen Häuser so ein schlimmes Hindernis für den Frieden sein?" Sie sagte: "Ach ja, so kann man es auch sehen, sollen doch Palästinenser in die Häuser einziehen".
Dieser kurze Dialog zeigt wie sehr - dank medialer Indoktrination - eine allgemeine Werteverschiebung stattgefunden hat: Israel baut Häuser und soll das größte Friedenshindernis im nahen Osten sein. In anderen Ländern dieser Region wird gemordet, gefoltert, Menschen werden vergast, Menschen anderer Religion werden verfolgt und getötet, Kirchen zerstört. Das wird zwar nicht gerade gern gesehen, doch nie habe ich gehört, dass Syrien, Ägypten oder Gaza ein Friedenshindernis wären.
anne.c - 2. Sep, 12:22
Als wir uns nach der "Wende" etwas näher mit der westdeutschen Zeitungslandschaft befassten und uns überlegten, welche Zeitschrift wir uns eventuell zulegen wollten, sind wir bald auf die "Zeit" gestoßen. Wir hatten sie dann jahrelang abonniert, und ich freute mich auf den Donnerstag, wo sie mittags mit der Post kam. Damals war ich der Meinung: Nicht alles darin ist nach meinem Geschmack, aber es gibt jede Woche mindestens zwei Artikel oder auch mehr, von denen ich etwas habe. Hätte ich die "Zeit" charakterisieren sollen, dann hätte ich sie wohl als: auf liberal-konservative Weise sozial, vielleicht auch als bildungsbürgerlich bezeichnet. Das ist nun 20 Jahre her.
Inzwischen hat sich in der Zusammensetzung der Redakteure und in ihrer Einstellung wohl einiges geändert. Zeurst misstrauisch wurde ich, als das "magazin", also die Unterhaltungsbeilage, nicht nur (wieder) eine neue Aufmachung, sondern auch völlig neue Inhalte bekam, die man bezeichnen könnte als: Zeitgeist in Häppchen. Oft haben diese Magazine ein Hauptthema, welches auf jeden Fall an eine reiche Leserschaft appelliert: Teure Uhren, Malerei, Design. Noch misstrauischer machten mich die Reiseanzeigen: Kreuzfahrten, kostspielige Studienreisen, Fernreisen in exotische Gebiete. Die passten einfach nicht zu einem Publikum, das eine Zeitung mit sozialer Ausrichtung liest.
Dann gab es wieder eine größere Änderung im Inhalt der Zeit. Einige Ressorts wurden umgestellt. Eine ganze Zeitungsseite wurde den Lesern gewidmet: Die Zeit der Leser. Eine ganze Spalte über berichten Leser über die glücklichen Begebenheiten ihres Alltags : Herzige Aussprüche der Enkelkinder, Nachbarschaftshilfe, Liebesbezeugungen in allen Variationen, Naturerlebnisse, Freundlichkeit im Alltag. Außerdem kann man klassische Gedichte umdichten, Kritzeleien zu Papier bringen und sie abdrucken lassen, Fotos in verschiedenen Zeitepochen nebeneinander stellen und auch mal seinem Ärger über dieses und jenes Luft lassen, als Pendant zur liebevollen Spalte.
Ganz schnell haben wir entschieden: Das wollen wir nicht! Wenn ich eine Zeitung kaufe, möchte ich etwas Interessantes lesen und nicht wissen, was für ein Selbstbild die übrige Leserschaft von sich hat. Außerdem ist mir die Diskrepanz zu groß: Wenn die Leser ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit auf die schönen und teuren Dinge dieser Welt richten (was ich ihnen nicht übel nehme), aber sich nach außen als die liebevollen, herzerwärmenden Geschöpfe darstellen, die ihr Glück hauptsächlich in Dingen finden, die man nicht für Geld kaufen kann, dann hat die Zeitung in ihrer Ausrichtung eine gehörige Schieflage.
anne.c - 24. Aug, 15:08
Als Ruven (bzw. Reuven, beide Namen sind bei mir vermerkt) für den Aachener Friedenspreis vorgesehen war, schrieb ich an das Friedenspreiskomitee folgende E-Mail:
An den "Aachener Friedenspreis" e.V., 15.7.2003
Sehr geehrte Damen und Herren,
Aus dem Internet erfuhr ich, dass der diesjährige Aachener Friedenspreis an Reuven Moskovitz verliehen werden soll. Ich weiß nicht viel über den Aachener Friedenspreis, dafür aber Einiges über Herrn Moskovitz. Allen Angaben in den Medien zu dieser Preisverleihung kann man Ähnliches entnehmen: Holocaustüberlebender, Friedensaktivist usw., was darauf hindeutet, dass die Journalisten in Ermangelung näherer Kenntnisse wohl voneinander abgeschrieben, sich aber kaum mit Reuven Moskovitz direkt befasst haben. Aufschlussreicheres könnten sie aber über die Internet-Seite des Schillergymnasiums Münster erfahren, auf der ein Schüler über einen Vortrag von R. Moskovitz in dieser Schule berichtet, und aus der hervorgeht, dass zum Befremden der Schüler Herr Moskovitz "die Vertreibung der Palästinenser mit dem Holocaust vergleicht". Da ich einen Vortrag dieser Art mit genau den gleichen Intentionen auch erlebt habe, und zwar in Aachen, kann ich das, was Reuven Moskovitz in Deutschland umtreibt nicht als "Schritt zur Versöhnung", sondern, so hart es auch klingen mag, als "Hetze gegen Israel" bezeichnen - wobei man bei Vorträgen dieser Art in Deutschland leider oft mit offenen Armen empfangen wird.
Sollte das Friedenspreiskomitee je das schwer lesbare Buch "Der lange Weg zum Frieden" von R. Moskovitz durchgelesen haben, so würde es feststellen, dass auch dort erklärt wird, Israel hätte die alleinige Schuld an allen Kriegen, die er mit seinen arabischen Nachbarn führte. Es stellt sich die Frage, warum, wenn ein israelischer Jude seine "Schritte zur Versöhnung" geht, es ausgerechnet in "schonungsloser Kritik an der israelischen Regierung" getan werden muss, wobei gleichzeitig so gut wie nie von der palästinensische Seite Kritik an eigenen kritikwürdigen Punkten, beispielsweise an Selbstmordattentaten oder an Korruption und Judenhass in Palästinensergebieten geübt wird? Es stellt sich die Frage, ob man in Deutschland auf jeden Fall preiswürdig ist, wenn man öffentlich "schonungslose Kritik" an Israel übt, die übrigens, wenn man sie in voller Konsequenz zu Ende denkt, zur Vernichtung des Staates Israel führen würde?
Wenn Sie sich wirklich als ein Friedenskomitee verstehen, wäre da vielleicht nicht etwas mehr Nachdenklichkeit darüber angebracht, ob wir als Deutsche tatsächlich auserkoren sind, fragwürdige Gestalten zu dekorieren, nur weil sie das in unserem Land weit verbreitete latente Unbehagen an den Juden bedienen? Wenn Sie mir die Beweggründe für Ihre Preisvergabe nennen könnten, wäre ich Ihnen dankbar.
Mit freundlichen Grüßen (AC)
Nicht, dass ich damit den Friedenspreis verhindern wollte. All diese sinnlosen, zeitraubenden Hinweisbriefe, Höreremails, die ich nur schreibe, wenn es einfach nicht anders geht, die haben nur den Sinn, die Empfänger darauf hinzuweisen, dass ihr Tun keinesfalls unbeobachtet ist, und dass sie nie behaupten können, sie hätten nichts gewusst. Wenn ein Friedenspreiskomitee einen Friedenspreis an jemanden verleiht, der Holocaust und "Vertreibung von Palästinensern" miteinander vergleicht, dann weiß es, was es tut. Ich unterstelle ihm sogar, dass es den Preis nicht trotz dieses unverschämten Vergleichs, sondern wegen solcher Vergleiche verleiht.
anne.c - 17. Aug, 17:19