Nachwirkungen der Vätergeneration (Teil 1)
Die Geschichte ist etwa 40 Jahre her, sie sollte festgehalten werden, weil sie aussagekräftig ist. Damals war ein junges Ehepaar in einen kleinen Ort gezogen. Es war noch eine Zeit, in der eine gewisse soziale Kontrolle in den Orten stattfand, jeder „Neue“ wurde erst einmal beäugt. Abends ging das Paar immer um die gleiche Zeit nach der Arbeit vom Bus nach Hause. Der Ehemann war aus Osteuropa (was damals ungewöhnlich war, trotz „sozialistischer Bruderschaft“ durfte man das Land nicht wechseln, nur bei einer Heirat war es möglich). Er war zwar nicht aus Polen, was aber einen anderen, gleichaltrigen Mann, einen Waldarbeiter, nicht daran hinderte, sich vor ihn hinzustellen und zu sagen: „Ich dich kennen. Du Polski!“ Er fing dann an, auf die „Polski“ zu schimpfen, bis es ihn übermannte: „Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich alle „Polski“ an die Wand stellen und abknallen!“ Dem Paar war etwas mulmig zumute, aber die Frau sagte einfach: „Hau ab!“ Der Waldarbeiter – man muss zu seiner Entschuldung sagen, er war betrunken, haute auch sofort ab. Später hat er mehrmals Bäume auf dem Grundstück des Ehepaars gefällt, und trank hinterher immer gern ein Schnäpschen mit ihnen.
Ich habe überlegt, woher der Mann seine Meinung über die „Polski“ – hatte. Aus der Schule konnte es nicht sein, da war jede Meinung und Sprache reglementiert – da gab es nur die in Einigkeit lebenden sozialistischen Bruderstaaten. Wahrscheinlich hatte er die Meinung aus seinem Elternhaus übernommen. Immerhin doch schon etliche Jahre nach dem Krieg, muss er mitbekommen haben, dass „Polski“ minderwertig seien, ja sogar Wert, sie abzuknallen. Ob eventuell der Vater zu Hause direkt so gesprochen hat oder ob sich aus einem Konglomerat von Andeutungen der gesamten Elterngeneration sich die Meinung des Mannes gebildet hat, das sei dahingestellt. Es zeigt, dass wenn eine Ära vorbei ist, der Geist dieser Ära noch lange, lange weiter lebt.
Ich habe überlegt, woher der Mann seine Meinung über die „Polski“ – hatte. Aus der Schule konnte es nicht sein, da war jede Meinung und Sprache reglementiert – da gab es nur die in Einigkeit lebenden sozialistischen Bruderstaaten. Wahrscheinlich hatte er die Meinung aus seinem Elternhaus übernommen. Immerhin doch schon etliche Jahre nach dem Krieg, muss er mitbekommen haben, dass „Polski“ minderwertig seien, ja sogar Wert, sie abzuknallen. Ob eventuell der Vater zu Hause direkt so gesprochen hat oder ob sich aus einem Konglomerat von Andeutungen der gesamten Elterngeneration sich die Meinung des Mannes gebildet hat, das sei dahingestellt. Es zeigt, dass wenn eine Ära vorbei ist, der Geist dieser Ära noch lange, lange weiter lebt.
anne.c - 9. Feb, 11:54
"@ LO
So tragisch wie ihre Neigung sich hier anstatt mit substanzieller thematischer Auseinandersetzung mit mir als Person zu befassen."
(Der Rest des Kommentars war von beleidigender Wortwahl und wurde von mir entfernt).