besser hätte dieser Blog nicht betitelt werden können, um die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse zu charakterisieren. Dieser Titel trägt (intern) noch einen Nachsatz, nämlich: Die Realität spricht für sich.
Der deutsche Poet Heinrich Heine hat 1844 gedichtet: „Franzosen und Russen gehört das Land. Das Meer gehört den Briten, wir aber besitzen im Luftreich des Traums die Herrschaft unbestritten.“
Wie auch bei der Lektüre anderer Dichtungen aus seiner Feder, frage ich mich, wieso Heinrich Heine vieles im Voraus gesehen und dichterisch erfasst hat, was sich dann erst mehr als 100 Jahre später ereignet hat. Weder konnte er etwas vom „Dritten Reich“ wissen, obwohl er in seinem „Deutschland – ein Wintermärchen“ im Zauberkessel der Göttin Hammonia die stinkend braune Zukunft voraus geschaut hat, also besagtes Drittes Reich. Ebenso wenig konnte er von den dramatischen Entwicklungen wissen, welche die heutige Flüchtlingskrise mit sich bringen wird. Und doch laufen diese Entwicklungen genau wie im Gedicht charakterisiert ab: Im Luftraum des Traums. Von der Überzeugung der eigenen hohen Moral beseelt, wurden Entscheidungen getroffen, die nicht nur kaum in den Griff zu bekommen sind, sondern darüber hinaus zugleich verhängnisvolle Weichen für die Zukunft stellen.
Und wie sieht die Realität aus? Sie spricht für sich: Angela Merkel ist gezwungen, einen gar nicht moralischen Menschen, Recep T. Erdogan, im Wahlkampf zu unterstützen. Nicht nur dass sie diesem undemokratischen Machthaber politische und finanzielle Zugeständnisse machen muss, ihn also indirekt auch in seinem Kampf gegen die Kurden unterstützt, nein sie muss ihre eigene Glaubwürdigkeit infrage stellen, indem sie ihn genau um das bittet, was sie selbst, im Luftraum des Traums der eigenen hohen Moral schwebend, zu Hause empört von sich weist - sie ersucht Erdogan unter Zusage reicher Belohnung, die türkischen Grenzen für Flüchtlinge, die sich weiter nordwestwärts nach Deutschland bewegen könnten, möglichst hermetisch zu schließen.
anne.c - 19. Okt, 23:20
„Das, was bei euch in Deutschland im Augenblick praktiziert wird, kann man als Landnahme ohne Krieg bezeichnen“. Diesen Satz hörten wir von einem äußerst integren und menschenfreundlichen Tschechen. Er pflegt pragmatisch zu denken, er stellte sich das, was er in Nachrichten und Zeitungen sah, vor und verglich es mit seinen Lebenserfahrungen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie die gegenwärtige Asylsuchenden-Situation in Deutschland ohne Schaden für das Land in den Griff zu bekommen sei.
Ich selbst bin gleichgültig dem Staatswesen im Allgemeinen gegenüber, weiß aber, dass eine so komplexe und vielschichtige Angelegenheit wie das öffentliche Leben in einem Wohlstands- und Wohlfahrtsstaat nur durch klare und durchsetzbare Strukturen aufrecht zu erhalten ist. Dazu gehören, so schlimm es sich für manche wohlmeinenden Menschen anhört, auch Grenzen. Sonst könnte man den Staat gleich abschaffen. Grenzen sind das primäre Kennzeichen des Staates. Und nun sagt Frau Merkel, dass unsere Grenzen sowieso nicht zu kontrollieren seien. Das heißt, man weiß nicht, wer sich im Staat aufhält und welche Absichten er hat. Wenn es Frau Merkel egal ist, wie sich der von ihr regierte Staat definiert (denn ohne Grenzen existiert er quasi gar nicht), dann müsste sie sich selbst allerdings auch abschaffen, jedenfalls in ihrer Regierungsfunktion.
Ganz so unfähig wie Frau Merkel den von ihr regierten Staat darstellt, ist er nun auch wieder nicht. Kleine Schritte werden unternommen, um festzustellen, wer in den Staat einreist. So passierten wir vor einigen Tagen die Grenze von Tschechien nach Deutschland. Unmittelbar hinter der Grenze kam unerwartet eine Fahrbahnverengung, die durch nichts zu erklären war. Die Geschwindigkeit wurde bis auf 20 km/h herabgesetzt, und am Ende der Begrenzung stand ein Polizist, der mit seiner Kelle zum Stopp aufforderte. Er wies uns darauf hin, dass wir bestimmt mit mehr als 20 km/h gefahren seien, zeigte aber weder an unserem Auto noch an unserer „Geschwindigkeitsübertretung“ irgendwelches Interesse und ließ uns weiter fahren, während, andere, größere Autos auf einen Parkplatz gewiesen wurden.
anne.c - 14. Okt, 11:59
Vor Kurzem las ich einen interessanten
Artikel von Alex Feuerherd, (Aufklärung als Naivitätsverlust) in dem dieser Journalist berichtet, wie er vor einem kleinen Publikum einen Vortrag zum Thema „Israel, Palästina und das Wasser“ hielt. Er wollte, gut recherchiert, darüber aufklären, wie es auf diesem Gebiet mit der Gewinnung und der Verteilung von Wasser wirklich bestellt ist, um dem weit verbreiteten Vorurteil: `Die Israeli stehlen den Palästinensern das Wasser´ entgegen zu wirken. Möglicherweise war er vom Auftritt des Präsidenten des europäischen Parlaments Martin Schulz in der Knesseth dazu inspiriert. Der Vortrag fand tatsächlich statt, aber in der darauf folgenden Diskussion stellte sich heraus, dass das Publikum, zumindest einige rabiate Diskussionsteilnehmer nichts von den Recherchen des Referenten glaubten, dagegen aber ohne jegliche eigene Belege meinten, sehr wohl über die Wassersituation Bescheid zu wissen. Sie hatten ein vernichtendes Urteil über Israel und gaben das lautstark kund. Dem Journalisten, dem unterstellt wurde, er sei von Israel für seinen Vortrag bezahlt, war diese Art der Diskussion nicht unbekannt.
Für mich war der Artikel ein Déjà-vu und so konnte ich den Text bestens nachvollziehen. Nicht, dass ich Vorträge hielte, selbst von Diskussionen halte ich mich meistens fern. Eins aber habe ich des Öfteren erlebt. Die Rede kam – man weiß nicht einmal wie – auf Juden oder Israel und schon herrschte völlige Irrationalität in der Runde. Es war auch kein Gespräch mehr möglich, man ging nicht aufeinander ein oder versuchte einzelne strittige Fragen zu klären. Manchmal hatte ich fast Mitleid mit den erbitterten Diskussionsteilnehmern, denn es schien, sie wären in ihrem Innersten getroffen. Zwei Beispiele gebe ich an. Sie sind belanglos aber bezeichnend:
1. „Sharon (es war zu seinen aktiven politischen Lebzeiten) ist wie Hitler“. Meine Zwischenfrage: „Vernichtet er Menschen in Gaskammern?“ Die Antwort kommt prompt: „Er würde es, wenn er es sich leisten könnte!“
und
2. „Die Israeli sind wie die Nazis“ Zum Glück protestierte noch ein Zweiter mit mir, und wir fragten beide erneut nach den Gaskammern. Die Antwort:„Israel ist jetzt erst auf der Stufe wie es Deutschland 1935 war“.
Wenn ein intelligenter Mensch zu solch einer Antwort fähig ist, kann nur Hysterie im Spiel sein. Meine private Definition für Hysterie heißt: Ein Hysteriker weiß auf jede Frage sofort eine ihm passende Antwort. Antisemitismus ist für mich die schlimmste Form von Hysterie.
anne.c - 28. Sep, 23:21
Am 16. September hörte ich nachmittags in den Nachrichten irgendeine Meldung über Syrien, die mit den Worten abschloss: „ ….. dort sind in den letzten Jahren 250.000 Menschen durch den Bürgerkrieg ums Leben gekommen“. Da dachte ich: ´Ob es jemanden auffällt, dass so viel Tote etwas anderes sind, als das, was man Israel immer unterstellt? Ob es jemanden auffällt, in wie vielen dieser islamischen Länder Furchtbares geschieht, aber Israel wird als „die Mutter aller Konflikte im nahen Osten“ (so las ich es einmal in der Ostseezeitung) dargestellt?` Mir fiel ein Spruch ein, den ich kürzlich las: "Wenn du weiter klagst, dass Israel 1.500 Palästinenser tötete, als es seine Bürger schützte, aber weiter nichts dazu sagst, dass in Syrien mehr als 170.000 des eigenen Volkes getötet wurden, dann bist du kein Kriegsgegner, sondern du bist antisemitisch.“
Ich hatte noch nicht zu Ende gedacht, da gingen die Nachrichten weiter: …Israels Premierminister Netanjahu habe gesagt, demnächst werde gegen Steinewerfer auch mit Schusswaffen vorgegangen. (Nachdem gerade ein Autofahrer durch Steinewerfen ums Leben kam).
Kaum wird eine Nachricht über viele Tote im nahen Osten gesendet, wird anschließend etwas über Israel, Schusswaffen und Gewalt angeheftet, so dass ein uninformierter Zuhörer, der es sowieso nicht so genau nimmt, zu der Erkenntnis kommen muss: Israel ist die Mutter aller Konflikte im nahen Osten.
anne.c - 22. Sep, 10:06
der an den Diskussionen beteiligte Palästinenser wurde gefragt, wie er die Sache sehe. Ein freundlicher Mann, ca. 40 Jahre alt, Vorsitzender des Ausländerbeirats in Weimar. Meine Sympathie lag bei ihm (was nicht bedeutet, dass bei den anderen etwa Antipathie lag). Schon dass er sich auf dieses Podium begab, zeigt, dass er ein gemeinsames Gespräch befürwortet, dass er diskussionsfähig sei. Und ich sagte zu mir: „Bitte sag etwas, was ich nachvollziehen kann! Sag etwas, was eine gewisse Selbstkritik gegenüber Verhalten von Palästinensern einschließt. Zeige Zusammenhänge auf, stelle dich den Fakten, die vorgebracht werden!“ Und da wurde ich enttäuscht. Er strahlte die gleiche stereotype Larmoyanz der Palästinenser aus, die man im Fernsehen oft erlebt, und die leider von den Medien geliebt und gefördert wird. Da kommen Großvater und Urgroßvater zur Sprache, der Olivenbaum, die Checkpoints, die Reisebeschränkungen. Manches an diesen Klagen war nachvollziehbar, es fehlten jedoch Fakten und Beispiele, die seine allgemeinen Anschuldigungen belegten. Es lief daraus hinaus, dass die Israeli Palästinensern das Land wegnehmen.
Ulrich Sahm erklärte darauf hin, dass in den palästinensischen Gebieten weiterhin das osmanische Recht gelte, nachdem Land, wenn sich drei Jahre kein Besitzer zeige, vom Staat enteignet werden kann. Jedem Nachweis für Land wird akribisch nachgegangen. Wenn Besitzverhältnisse strittig sind, wird meistens zugunsten der Palästinenser entschieden. Es komme aber vor, aus welchen Gründen auch immer, dass klagende Palästinenser nicht den geringsten Nachweis für von ihnen beanspruchtes Land erbringen können, und das seien die Fälle, wo illegal errichtete Häuser abgerissen werden oder Land an israelische Siedler verkauft werde.
Der Palästinenser aus Weimar erzählte, dass er 1978 vertrieben worden sei, erzählte aber leider nicht, unter welchen Umständen es geschah. Auch klagte er darüber, dass „wir“ (also die Palästinenser selbst) den Israeli ihre Siedlungen erbaut hätten. Das zeigte, dass die Verhältnisse komplizierter sind, als man vermutet.
Insgesamt war die Podiumsdiskussion weder polemisch noch ausgesprochen erbittert. Sowohl Chaya als auch Ulrich Sahm beklagten, dass sowohl Israel als auch „die Gebiete“ voll von ausländischen „Friedensstiftern“ seien, die allesamt wüssten, was für die Region am besten sei und sich aktiv einmischten. Sie meinten, die Einmischung von außen würde einen Einigungsprozess sehr behindern. Ulrich Sahm erklärte, dass viele angeblich diskriminierende Verordnungen daher rühren, dass Israeli, die sich in die von Palästinensern verwalteten Gebiete (Israeli haben dort strengstes Einreiseverbot) verirren, jederzeit mit ihrer Ermordung rechnen können, was mehrmals geschah.
Die anschließende Fragerunde war recht kurz, vier Fragen wurden gestellt. Zwei davon von anwesenden Palästinensern, die mehr Statements und Klagen waren. Sie wurden daraufhin gefragt, wie sie sich die Zukunft für Palästina vorstellen und ob es auch möglich sei, dass Juden dort leben dürften. Ayman Qasarwa meinte, dass Juden dort leben dürften, aber nur unter der Bedingung, dass sie sich unterordneten. Die anderen anwesenden Palästinenser waren der Meinung, dass es am besten sei, wenn es einen ungeteilten Staat Israel/Palästina gäbe, in dem alle demokratisch und friedlich miteinander lebten. Da war Ulrich Sahm entschieden anderer Meinung. Hatte er eingangs seine Ausführungen damit eingeleitet, dass es für ihn schwierig sei, in Deutschland etwas über Israel zu erzählen, weil die Deutschen immer gleich eine „Lösung“ verlangen, so meinte er jetzt, diese Art Lösung würde bedeuten, dass es keinen jüdischen Staat mehr gäbe, dafür aber einen arabischen Staat mehr. „… und wie jüdische Minderheiten in arabischen Staaten behandelt werden, das weiß man. Das würde einer Lösung gleich kommen – mehr sage ich jetzt nicht“. Sein jüdischer Kollege Nemtzow sagte: „Du willst jetzt das Wort Endlösung vermeiden!“ Beide waren sich einig.
Zum Schluss wurden einige für alle versöhnliche Worte über die gute Verständigung bei der Veranstaltung gesprochen, und das Publikum, ca. 70 Personen, die gut situiert, ab 40 Jahren aufwärts und sehr verhalten waren, war zufrieden.
anne.c - 17. Sep, 22:51
genauer: in ihrem Barocksaal fand am 6. September eine interessante Veranstaltung im Rahmen der „Achava-Festspiele“ statt. Diese Festspiele sind neu in Thüringen, sie umfassen eine Vielzahl von verschiedenartigen kulturellen Veranstaltungen - interkulturell, interreligiös mit „jüdischen Impulsen“, wie angegeben war. Diese Attribute hätten mich zu einer Reise nach Thüringen nicht unbedingt bewegt, dafür lockte mich eine Podiumsdiskussion mit dem bekannten Nahostkorrespondenten Ulrich Sahm und der mir durch ihren Blog bekannten russisch-israelischen Siedlerin Chaya. Des Weiteren war ein in Deutschland lebender Palästinenser Ayman Qasarwa dabei und der Musikprofessor Jascha Nemtzow, der auch künstlerischer Leiter der Festspiele war.
Die Diskussionsreihe „Unter dem Feigenbaum“ sollte die Vorstellung vom gemächlichen, friedlichen und respektvollen Gespräch in einer guten Atmosphäre evozieren. Dass das Gespräch bis zuletzt friedlich und respektvoll blieb, ist auch der sehr kultivierten und gewandten Gesprächsleitung des Intendanten der Festspiele Martin Kranz zu verdanken.
An mehreren Vormittagen fand eine Diskussion zu verschiedenen weltpolitischen Themen statt. Nun, am 6.9. war Israel an der Reihe, speziell Existenz und Bau von Siedlungen. Es wurde klar, dass die Siedlungen eigentlich - im Verhältnis zu dem, was im Nahen Osten sonst geschieht -, einen begrenzten Konfliktpotential aufweisen, der allerdings sehr emotional aufgenommen wird. Ulrich Sahm, der einen geschichtlichen Abriss gab, sagte, dass das 3-fache „Nein!“, das 1967 in Khartum von den arabischen Staaten gegen Israel ausgesprochen wurde (Nein zum Frieden mit Israel. Nein zur Anerkennung des Staates Israel. Nein zu Verhandlungen mit Israel) der Auslöser für den Bau von Siedlungen war, die damals übrigens in Deutschland und anderswo als eine Art Pioniertaten angesehen wurden. Anfangs auch als Wehrsiedlungen bezeichnet, hatten sie hauptsächlich eine sicherheitspolitische Funktion für Israel. Weiterhin machte Ulrich Sahm klar, dass beim Siedlungsbau keineswegs Land geraubt wird, wie allgemein kolportiert wird, sondern dass die privaten Besitzverhältnisse außerordentlich penibel von den israelischen Gerichten moniert und meist zugunsten der Palästinenser bewertet und beschieden werden.
Fortsetzung folgt
anne.c - 12. Sep, 21:37
bis Mitte September
anne.c - 6. Aug, 21:02
Meine Gedanken über die Griechenlandaffäre sind persönliche Ansichten ohne Anspruch auf politische Relevanz. Vor den Augen der Öffentlichkeit spielt sich eine griechische Tragödie ab mit allem was dazu gehört.
Die griechische Tragödie behandelt die schicksalhafte Verstrickung des Protagonisten, der in eine so ausweglose Lage geraten ist, dass er durch jedwedes Handeln nur schuldig werden kann. Die herannahende, sich immer deutlicher abzeichnende Katastrophe lässt sich trotz großer Anstrengungen der handelnden Personen nicht mehr abwenden. Der tragische Charakter wird auch mit dem Attribut „schuldlos schuldig“ beschrieben. Die behandelten Themen reichen von philosophischen bis zu religiösen und existentiellen Fragestellungen wie:
- Die Seinsfrage
- Das Individuum und die Welt
- Menschen und Götter
- Schuld und Sühne
- Charakter und Schicksal.
So beschreibt es Wikipedia (
Quelle).
Und trifft das nicht genau auf Alexis Tsipras zu?
Alexis Tsipras trat einst als strahlender Held an die Öffentlichkeit, um sein Land zu retten, stets begleitet von seinem etwas diabolisch wirkenden Kompagnon Yanis Varoufakis, Dieser flüsterte sozusagen Tsipras ein, wie er handeln soll. Böse Mächte stellten sich den beiden in den Weg. Man muss zugeben: T. und V. waren in einer unterlegenen, kaum aussichtsreichen Position. Die mediale Begleitung kann man als den unheilschwangeren Gesang der Götter ansehen. Die beiden Helden hatten für die Schuld der anderen, insbesondere der Vorgängerregierungen und korrupter Landsleute zu büßen. Ein fast übermenschlicher Kampf des Haupthelden begann. Während der Mefisto, einsehend, dass Götter und Gegenspieler keine Gnade kennen, sich bereits aus dem Staub gemacht hat, führt der andere den aussichtslosen Kampf weiter. Trotz komplizierter Verwicklungen endet er, wie vorauszusehen war. Der Hauptheld muss sich unterwerfen, die finsteren Mächte haben gesiegt.
Wenn man sich das Gesicht von Alexis Tsipras bei der Vereidigung seiner neuen Regierungsmannschaft anschaut, sieht man ein vollkommen anderes, gequältes Minenspiel als es in den Tagen war, da Tsipras und Varoufakis auszogen, um die Mitgliedsstaaten der EU zu bewegen, eine vernünftige Lösung für ihr durch vielfältiges Unheil geplagtes Land zu finden und auf eine solidere Basis zu stellen. Die Mitgliedsstaaten, die weniger an Griechenland, sondern viel mehr an die Zinsen und Rückzahlungen dachten, die sie durch weitere Umschuldungen und neue Kredite zu wahren bestrebt waren, kannten weder Gnade noch Vernunft. Nachdem Griechenland nach fünf Jahren strenger Aufsicht durch die "Troika" seine immensen Schulden nicht verringen konnte, die Wirtschaftsleistung währenddessen um 25 % sank und die Arbeitslosigkeit - besonders bei Jugendlichen - drastisch stieg, wird das Land jetzt von der übermächtigen Gläubiger-EU nach dem bewährten Rezept von Paul Watzlawick behandelt: Man heile die Krankheit mit mehr desselben!
anne.c - 20. Jul, 12:01