Nachdem Hirsi Ali mit der europäischen Kultur direkt in Berührung gekommen ist, setzt sie sich intensiv mit den Lebensbedingungen in der islamischen Gesellschaft auseinander, insbesondere der Frauen, und erkennt, dass die Hauptursache für Fehlentwicklungen in der Religion besteht. Dabei trennt sie sich keineswegs von dieser Religion, die ihre eigene bleibt, sondern sie setzt sich kritisch mit dem Islam auseinander, um Wege zu finden, wie es zu Reformen im Islam kommen könnte. Unter dem Motto: "Gönnt uns einen Voltaire!"
Die Bestandsaufnahme ergibt allerdings kein ermutigendes Zeichen. Sie findet heraus, dass Folgendes charakteristisch für den Islam ist:
- Die angsterfüllte Beziehung des Moslems zu seinem Gott Allah.
- Der Prophet Mohammed gilt als unfehlbar, obwohl er ein Mensch und kein Gott war.
Seine Zeit war das 7. Jahrhundert, und seitdem ist der Islam die einzige Quelle
der Lebensführung für die Menschen, es gab keine Weiterentwicklung.
- Die Sexualmoral archaischer Stämme aus dem 7. Jh. sieht Frauen als Besitztum
des Mannes an und ist weiterhin gültig.
- Glaubenszweifel sind tabu, schließen den Menschen aus der Gesellschaft aus und
können tödlich sein.
- Menschen, die in diesem Denken aufwachsen, sind empfänglich für
Fundamentalismus. Wer die islamische Lehre im Alltag umsetzt, neigt zu Passivität
und Fatalismus.
- Der Westen ist für sie eine verkehrte Welt voller Verlockungen.
Hirsi Ali tritt für Selbstreflexion ein und dafür dass jeder Mensch die Verantwortung für sich selbst übernehmen möchte. Sie ist gegen Judenfeindschaft und erkennt, dass von Seiten des Islams die Juden als Quelle allen Bösen hingestellt werden. Sie stellt fest, dass Fanatiker es nicht beim Hass belassen, sondern dass sie zu terroristischen Taten bereit sind.
Hirsi Ali wirft dem Westen vor, dass er die Anhänger des Islam in ihrem destruktivem Denken und Handeln gewähren lässt, nach dem Motto: "Diese Menschen haben ein Recht auf Rückständigkeit".
Sie trifft die Feststellung: "Der Islam hat sich selbst zur Geisel genommen!" Sie meint, dass Druck von außen, also von nichtislamischen Ländern, durchaus eine Wirkung haben kann. Sie hält es für eine große Chance für den Islam, wenn Emigranten sich in freien, westlichen Ländern niederlassen. Denn diese stehen nicht unter dem immensen Druck der Religion, haben also die Chance Dinge neu zu erkennen, Kritik zu üben und Reformen anzustreben.
Sie erkennt, dass die Freiheit des Westens oft nicht zur eigenen Befreiung genutzt, sondern der Multikulturalismus vielmehr missbraucht werde, um Grundrechte zu umgehen und die Freiheit abzuschaffen.
Diese Thesen finde ich umso beachtlicher, da sie Hirsi Ali aus eigenem Erleben und Nachdenken gewonnen hat und nicht durch Nachschreiben einer ideologischen Vorgabe. Dazu muss man bedenken, dass Hirsi Ali in der westlichen Gesellschaft, als Störenfried, als Nestbeschmutzerin, als Rebellin angesehen wird, womit ihre eigene These vom "Recht auf Rückständigkeit" bestätigt wird. Man könnte sie sogar als "Pflicht auf Rückständigkeit" bezeichnen.
anne.c - 12. Dez, 21:32
- so heißt eine Broschüre, die die evangelischen Kirchen Deutschlands (EKD) als Orientierungshilfe, insbesondere für ihre Mitglieder, im Umgang mit Israel herausgegeben haben. Nun, aus vielen schmerzlichen Erfahrungen (über die ich hier immer einmal berichte), bin ich misstrauisch, wenn sich die evangelische Kirche mit Israel beschäftigt, und so beschäftigte auch ich mich - mit dieser Broschüre. Sie ist, wie vieles in der Kirche, unscharf verfasst, d. h. auf eine persönliche Interpretation angewiesen, und deshalb möchte ich meine Interpretation aufschreiben.
Der Titel des Büchleins "Gelobtes Land?" löst schon einmal eigentümliche Empfindungen aus. Das Fragezeichen, wie immer es gemeint sein mag, assoziiert, dass mit dem "gelobten" etwas nicht stimmen wird. Da jeder Leser, wer immer es sein mag, durch die Medien schon oft erfahren hat, dass mit dem "gelobten Land" etwas nicht stimme, geht er schon vor dem Lesen davon aus, dass eine Negativberichterstattung über Israel folgen wird.
Ich kann mir vorstellen, dass man in der evangelischen Kirche festgestellt hat: Die Ansichten unserer Mitglieder über Israel sind derart bösartig und gehässig. Da müssen wir etwas tun. Wenn ich die in den letzten Jahren gelesenen Artikel und Leserbriefe z. B. in der Publikation "zeitzeichen" oder in verschiedenen Kirchenzeitungen vor Augen habe, könnte ich zu diesem Schluss kommen. Apropos "könnte"! - der Konjunktiv durchzieht das gesamte Büchlein. Es wird in dem Heft so vieles vage in den Raum gestellt, dass das Buch weniger eine Orientierungs als viel mehr eine Vernebelungshilfe sein könnte. Jedenfalls mag die EKD zu dem Schluss gekommen sein, dass Aufklärung Not tut. Immerhin distanziert sie sich ganz entschieden von den Protokollen der Weisen von Zion, die in der muslimischen Welt ein Standardwerk sind - und ich stellte mir vor, dass der Zeitpunkt, wo dieses Standardwerk auch schon in kirchlichen Kreisen Interesse fand, die EKD für angemessen hielt zu beschließen: Wir müssen reagieren!
Mir scheint, dass diese Publikation nach dem Motto des geschätzten Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick verfasst wurde : Um zu heilen gibt es "Mehr desselben!"
Unmittelbar nach der Distanzierung von den "Protokollen" steht der Satz: "Der Zionismus habe beispielloses Elend über das palästinensische Volk gebracht". Selbstverständlich im Konjunktiv, selbstverständlich einer anonymen Debatte zugeordnet.
Zitat: In der politischen Debatte wird vielfach unterstellt, dass dem
jüdischen Nationalismus eine religiöse Ideologie zugrunde
liege. Sein Ziel heiße »Großisrael«. Der Zionismus habe beispielloses
Elend über das palästinensische Volk gebracht. Das
Beharren des Staates Israel darauf, ein »jüdischer Staat« zu
sein, widerspreche den Prinzipien eines Nationalstaates und
zeige, dass der Staat Israel auf Diskriminierung gegründet sei.
Da sich Israel tatsächlich als jüdischen Staat sieht, muss davon ausgegangen werden, dass die Leser zu der Meinung kommen sollen, dass Israel tatsächlich auf Diskriminierung gegründet ist (mit oder ohne Konjunktiv).
Sehr viele Aussagen sind undeutlich in den Raum gestellt, sehr viele Tatsachen sind nicht recherchiert oder falsch dargestellt. Immer zu Ungunsten Israels. Sei es dass den Einwohnern arabischer Staaten der Besuch ihrer heiligen Stätten in Jerusalem von Israel angeblich verwehrt werde: In Wirklichkeit ist er ihnen von Seiten Israels erlaubt und es sind ihre eigenen Regimes, die sie bedrohen, wenn sie nach Israel reisen. Seien es die israelischen Araber, die nicht in der israelischen Armee dienen dürften und deshalb erschwerten Zugang zu Bildung hätten. In Wirklichkeit müssen sie nicht, aber dürfen durchaus zur Armee gehen. Erstere Tatsache gestattet ihnen schon eine zwei oder drei Jahre früheren Zugang in die höheren Bildungsstätten, deren Zugang ihnen keinesfalls verwehrt ist.
Immer wieder wird darüber nachgedacht, ob Gottes Verheißungen an sein Volk in der Bibel spirituell, als ein Hoffnungsbild oder als konkrete Landverheißung gedacht sind. Es wird herausgestellt, dass Christen der Meinung seien, dass Gottes Anwesenheit nicht an einen Ort gebunden sei, sondern, dass Gott da ist, wo Gerechtigkeit und Friede herrsche. Im Gegensatz dazu das jüdische Volk, das seine Sehnsucht auch in der Diaspora immer auf das "Heilige Land" und den konkreten Ort Jerusalem richtete. Diese Aussagen werden, wie fast alles in diesem Text einfach so in den Raum gestellt. Der Leser kann sich selbst ein Bild machen, welcher Aussage er den Vorzug geben will und welche er glauben will. Das gilt auch für viele Behauptungen muslimischer Geistlicher, deren Meinung, das verheißene Land wäre einfach ein Sinnbild für arme, landlose Menschen eine der vielen Meinungsäußerungen ist. Lediglich die "Protokolle" werden eindeutig als Fälschung benannt samt einer Distanzierung von ihnen.
Sopnst sind viele Meinungen von Theologen zu lesen, von deutschen Theologen und von arabisch-christlichen Theologen, und zwar nach dem Motto: "Der eine sagt dies, und der andere sagt das". Eine Meinung soll sich der Leser selbst bilden. Wie zufällig folgen jeder "neutral-palästinensischen" Aussage Sätze wie: Der Konflikt um die Gründung des Staates Israel führte für die im damaligen Mandatsgebiet »Palästina« lebende arabische Bevölkerung
zu einer geschichtlichen Katastrophe.
Zwischendurch wird mantraartig eingeblendet: Aber das Existenzrecht Israels steht nicht infrage! Dann folgen Fakten, auch falsche Fakten, die Israel abwerten. Diese so genannten Tatsachen betreffen die Lage der israelischen Araber: sie werden diskriminiert, haben schlechteren Zugang zur Bildung, müssen Schikanen an Kontrollpunkten ertragen. Die Wirklichkeit ist, dass diese "Schikanen" nicht etwa erfolgen, weil Araber Araber sind, sondern weil es eine ständige Bedrohung Israels von der palästinensischen Seite aus gibt. Sei es durch Attentate, oder sei es durch Raketen. Das ist eine offensichtliche Unwahrheit, die durch Unterschlagung entsteht, und darum halte ich die vielen "Versehen" zu Ungunsten Israels auch für keinen Zufall: Gewalt und Terror von Seiten der Palästinenser werden unterschlagen, was zu der Annahme führt, dass Israel sinnlose Gewalt anwende. In einem Satz ist zu lesen, dass Selbstmordattentäter ihr Martyrium religiös begründen. Daraus kann (könnte) man den Schluss ziehen, dass jene Martyrer etwas ähnliches sind, wie unsere christlichen Märtyrer, also verehrungswürdige Leute.
Das Christentum - sowie auch der Islam - beruht wesentlich auf der jüdischen Religion und ist ohne sie überhaupt nicht denkbar. Allein wenn man diese einfache Tatsache bedenkt, ist es ein beschämendes Büchlein, was da die EKD in Sachen Israel herausgebrachte.
anne.c - 29. Nov, 23:42
las ich in letzter Zeit - geschrieben von Menschen, die in Israel weilten, als die Spannungen zwischen Israel und Gaza eskalierten.
Eine kirchliche Reisegruppe, die gerade in diesen Tagen auf Pilgerreise in Israel war, schilderte ihre Eindrücke in einem Zeitungsartikel. Beim Lesen der Überschrift des Berichtes: "Auge um Auge, Zahn um Zahn?" fiel mir eine Predigt ein, die ich vor einiger Zeit hörte, und in der es hieß: "Die Palästinenser würden sich freuen, wenn Israel nur nach diesem Prinzip handeln würde. Aber Israel vergilt den Palästinensern um ein Vielfaches." Möglicherweise ist das Fragezeichen am Schluss des Zitats in diesem Sinne gemeint. Denn von "Hunderten" von Toten war in dem Bericht die Rede, eine übertriebene Zahl. Wörtlich: "Dieses Hin- und Hergeschieße, und dann wieder Waffenstillstand zu schließen, aber Hunderte Tote zu beklagen, darunter Frauen und Kinder und sogar Babies.
Als Auslöser des Krieges wird die "Erschießung" (gemeint ist gezielter Raketenangriff) eines Hamasführers angegeben, also eine Falschinformation, denn der ständig steigende Raketenbeschuss der Städte in Südisrael durch die Hamas war der Auslöser für die Liquidierung des Hamasführers.
Ansonsten gab es wenig Konkretes zu erzählen. Lediglich einen Knall hörte die Gruppe, schon zum Abflug auf dem Flughafen bereit. Dafür wurden umso eifriger die Meinungen der arabischen Reiseführer weiter gegeben. Die Tatsache, dass Raketen der Hamas das erste mal Tel Aviv und Jerusalem erreicht hatten, ließen diese muslimischen und christlichen Palästinenser aus Bethlehem nicht etwa die Gefahr erkennen, in der auch sie schweben, sondern sie äußerten sich triumphierend: "Jetzt müssen die Israeli zum ersten Mal auch Angst haben!". Ob die gut eine Million Bewohner im Süden Israels als Menschen Israels einfach nicht wahrgenommen werden oder ob der Berichterstatter noch nie gehört hat, dass dort in Jahren seit der Übergabe von Gaza an die Palästinenser mehr als Zehntausend Raketen niedergegangen sind und die Bewohner der Orte Südisraels in Angst und Schrecken versetzt haben, war nicht zu erkennen. Eine Araberin sagte: "Die sind alle verrückt. Auch Israel. Die Deutschen trauen sich nicht, das zu sagen. Aber ich sage das". Dieses Stereotyp von den Deutschen, die sich nicht trauen, ist inzwischen so überholt und ausgeleiert, aber das mag noch nicht nach Bethlehem vorgedrungen sein.
Als Gegenbeispiel zitiere ich aus dem Brief einer 19-jährigen deutschen Frau, die gerade in einem Kibbuz arbeitet:
"Wir bekommen in unserem Kibbuz sogar Flüchtlinge aus dem Süden. Die Gästehäuser sind alle für die Familien aus dem Süden leer geräumt. Einige der Jugendlichen aus dem Süden mit denen ich mich unterhalten habe, haben ungefähr 20-mal im Bunker gesessen. Es ist so, dass Raketen aus Gaza öfters auf israelische Gebiete geschossen wurden, schon bevor die israelische Armee den Hamaz Führer Ahmed al-Dschabari getötet hat. Am Tag danach wurden mehrere hundert Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Es kam dann im drei Minuten Takt im Radio "zeva adom" (danach bleiben 15 Sekunden bis zum Einschlag der Rakete), und es gibt weitere Orte, in denen die Menschen im Süden Israels in die Bunker flüchten mussten. Die Raketen sind zwar sehr treffunsicher, aber trotzdem ist das kein angenehmer Weg zu leben.
Nachdem Raketen auch in Tel Aviv und in Jerusalem explodiert sind, haben sich auch einige der Israelis Gedanken gemacht und als dann so viele Reservisten eingezogen wurden, waren darunter auch einige junge Männer aus diesem Kibbuz. Ich habe das nur mitbekommen von dem Sohn einer älteren Frau, die im Zoo arbeitet und dem Freund meiner Kollegin die den ganzen Tag feuchte Augen hatte.
Hass auf Araber wird hier nur scherzhaft erwähnt. Im Kibbuz selber gibt es ja auch viele Araber. Die Hamas kann hier keiner leiden - aber wer kann das schon? Ich denke die meisten Menschen hier im Kibbuz wünschen sich einfach eine friedliche Lösung der Probleme, soweit es irgendwie möglich ist.“
Der letzte Satz deckt sich dann mit dem letzten Satz des Berichtes der Reisegruppe, die auch die Sehnsucht nach Frieden in dieser Gegend herausstellt.
anne.c - 25. Nov, 22:14
Weiterhin verfolge ich Nachrichten und Kommentare über Israel/Gaza. Abends kam ein Bericht im DLF, der nach einem gewohnten Schema aufgebaut war: Es kamen Palästinenser zu Wort, die erzählten, wie es in Gaza zugeht. Die Bewohner von Gaza, druften jeden Unsinn erzählen, der Reporter war also für ihre authentisch anmutenden Aussagen nicht verantwortlich und trotzdem konnte die Meinung der Zuhörer manipuliert werden. Sie berichteten, dass israelische Luftwaffe wahllos nach Zivilisten schießt und sie bombardiert, dass Israelis Babies und kleine Kinder umbringen usw. Aus den offiziellen israelischen Berichten weiß man, dass Israel alles Mögliche tut, damit es so wenig zivile Opfer wie möglich gibt. Dass die Hamas aber ihre eigenen Lager und Abschussrampen zwischen Kindereinrichtungen und Krankenhäuser versteckt, damit Israel entweder diese Stellen meidet oder aber dass es wenn es die Lager und Rampen vernichtet, auch möglichst zivile Opfer, am liebsten Kinder gibt, die dann der Welt als israelische Opfer präsentiert werden - davon wird wenig gesagt.
Ich zitiere einige Sätze aus dem Blog von "Lila" aus Israel:
"Es ist seit Jahren bekannt, dass Israel eine so genannte “Ziel-Bank” hat, eine Liste relevanter Ziele, und die wird jetzt abgearbeitet. Immer im Bemühen, Unschuldige nicht zu verletzen, aber leider ist es praktisch unvermeidlich, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, wenn Raketendepots in Schulen und Moscheen angelegt werden, und Raketen in Schulhöfen abgeschossen werden. Es ist ein Irrsinn, wie die Hamas sich hinter der Zivilbevölkerung verschanzt, und darüber hinaus ein deutliches Symptom dafür, dass die Hamas sehr wohl einzuschätzen weiß, wie sehr Israel zivile Opfer scheut".
Falls jemand sagt: Hier steht Aussage gegen Aussage. Oder: Beide Seiten sind gleich schlimm. Dann soll er im Internet nach Videos schauen, wie palästinensische Soldaten sich dick vermummt und mit erhobener Knarre präsentieren. Man wird keine israelischen Kindergartenkinder finden, die in Soldatenkluft und ebenfalls mit Knarre in der Hand fotografiert sind. Ganz zu schweigen von den blutrünstigen und schlimmen Karikaturen von Juden in der arabischen Presse, die es umgekehrt nicht gibt. Vermummte kreischende hasserfüllte Frauen wie viele Palästinenserinnen wird man in Israel auch nicht finden.
Heute Morgen waren wieder originale palästinensische Töne im Radio zu hören. Der DLF-Reporter fragte nie nach, konfrontierte den guten Palästinenser nie mit für ihn unangenehmen Fakten. Der Palästinenser hatte volle Freiheit, alles Beliebige zu erzählen. Selbst als heute im ZDF eine Aufklärungssendung kam, in der Fakten präsentiert wurden, und man manches nicht verschweigen konnte, was gegen eine Verteufelung Israels spricht, ging man lediglich so weit, den Eindruck entstehen zu lassen: Beide sind gleicherweise Schuld.
Was ich am wenigsten verstehen kann: Die Hamas präsentiert sich doch wie sie ist - als ein säbelrasselndes, martialisches Regime, als barbarisch und brutal. Also genau als das, was die deutschen zartfühlenden Intellektuellen gar nicht mögen. Und trotzdem steht die Sympathie, das Mitgefühl des offiziellen deutschen Journalismus auf Seiten der Hamas bzw. der Bevölkerung, die Hamas zu ihren Herrschern gewählt hat. Die Sympathie der deutschen Journalisten steht nicht etwa auf Seiten der Palästinenser, die sich gegen ihr Regime auflehnen. Sie bringen es nicht übers Herz zu berichten, dass es auch anderes zwischen Palästinensern und Israeli als nur blindwütigen Hass gibt. Da die Journalisten von ihrer Weltanschauung normalerweise gar nicht so sehr für Typen wie die Hamas-Repräsentanten zu haben sind, kann ich mir nur vorstellen, dass nicht Bewunderung für Hamas ihre journalistische Triebkraft ist, sondern dass Ablehnung von Israel den Tenor der Berichterstattung bestimmt. Warum diese Einstellung? Das frage ich mich auch und finde darauf keine Antwort.
anne.c - 21. Nov, 00:16
www.runghold.wordpress.com - "An all die Mahner, Kopfschuettler, Abwiegler"
www.tapferimnirgendwo.wordpress.com - "Der ist Schuld am Kriege"
Allen die etwas über die Situtation in Israel erfahren wollen, empfehle ich diese beiden Beiträge zu lesen. Authentischer als "Lila" (deutsche Mutter von drei wehrpflichtigen Kindern in Israel) und überzeugender und treffender als Geert (Theaterleiter in Köln) kann man nicht schreiben. Als ich diese beiden Beiträge gelesen und sie mit unserer medialen Berichterstattung verglichen habe, fan ich meinen vorhergehenden Beitrag noch einmal bestätigt
anne.c - 16. Nov, 10:29
In den 60-ger und 70-ger Jahren kamen die Menschen in Gesprächen noch recht oft auf das Thema Krieg zu sprechen. Damals wurde über die Medien oder durch die Verhaftung von Kriegsverbrechern vielfach offenbar, welche Verbrechen von Deutschen in den besetzten Gebieten und in den Vernichtungslagern geschehen waren. Oft endete so eine Unterhaltung mit den Worten: "Da schämt man sich ein Deutscher zu sein!"
Ich habe diesen Satz nie gesagt. obwohl auch mich das sehr beschäftigt hat. Aber ich hatte in dieser Kriegszeit noch nicht gelebt, und unbewusst war mir klar, dass ich mich nicht für etwas schämen konnte, was vor meinem Leben geschah, bzw. verübt wurde.
Aber für das, was heute geschieht, in der Zeit in der ich lebe, fühle ich mich verantwortlich und habe eine Position. Jetzt schäme ich mich Tag für Tag für das, was in deutschen Medien steht und wie verlogen sie berichten. Über die Situation in Israel. Das ist bewusste Verdrehung der Wahrheit, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Was lese ich, was höre ich? Angriff auf Gaza, Attacke auf den Gazastreifen, Israel bombardiert den Gazastreifen, Israel übt Vergeltung, ägyptischer Solidaritätsbesuch in Gaza. Dass von Gaza seit Jahren - und in den letzten Wochen verstärkt - immer wieder Raketen auf israelisches Gebiet geschossen wurden, dass die Menschen dort in einem Dauerzustand von Angst und Schrecken sind - das gibt es in den Medien einfach nicht. Dass die Hamas in Gaza ihre Waffen und Munitionslager in unmittelbarer Nähe von Zivilisten, auch Kindern, deponieren, dass sie Menschen als Schutzschirme missbrauchen, das bedeutet nichts, wozu sollte man darüber schreiben?
Heute Abend hörte ich einen Kommentar von Torsten Teichmann: Wozu greift Israel den Gazastreifen an? Das nützt doch sowieso nichts. Alles, was Israel gegen Gaza unternommen hat, hat die Lage in Südisrael nicht verbessert usw. Warum spricht er nicht darüber, was in Gaza unternommen wird, um die Lage zu verändern? Vielleicht ist er der Meinung, es "nützt" etwas, wenn Gaza die Bewohner von Südisrael terrorisiert, also ist es nicht der Erwähnung wert. Er hat sich damit entweder auf die Seite der Hamas gestellt oder er sieht nur Israel als die zum Handeln fähige Seite an und die Hamas nicht der Erwähnung wert.
Ohne Übertreibung kann man die Weise wie deutsche (und auch andere) Medien mit dem Konflikt umgehen als schlimm und übel, ja als Hetze bezeichnen. Warum machen sie das? Darauf findet man wahrscheinlich keine Antwort, so wie man nie eine Antwort darauf findet, wenn man sich die Frage nach irrationalem Verhalten stellt. Dass man mit Medienvertretern jener Art die Nationalität gemeinsam hat, kann einen schon zu der Folgerung bringen: "Da schämt man sich, eine Deutsche zu sein!"
anne.c - 15. Nov, 21:07
Buchrezension, Teil I
1. Wer ist Hirsi Ali
Hirsi Ali ist eine Somalierin (Jahrgang 1969), die aus einer in ihrem Land oppositionellen aber wohlhabenden Familie stammt, und die nach einer Zwangsverheiratung in die Niederlande geflüchtet war. Hier erkannte sie den Wert eines freien Lebens. Sie integrierte sich schnell in den Niederlanden. Sie verdiente ihr Geld durch Dolmetschen, und in dieser Funktion kam sie sehr viel mit geflohenen und emigrierten Frauen zusammen. Sie erkannte die Diskrepanzen und Nöte im Leben der muslimischen Frauen, die ja auch ihre eigenen gewesen waren und dachte darüber nach. Sie war so aktiv, dass sie sogar ins niederländische Parlament gewählt wurde. Nach der Ermordung ihres Mitkämpfers Theo van Gogh war auch sie am Leben bedroht. Als holländische Bürgerin und Parlamentarierin bekam sie schließlich mit der holländischen Gesellschaft ebenso Probleme wie sie sie als Somalierin mit der afrikanisch-muslimischen Gesellschaft hatte. Sie wurde als Störenfried angesehen, sie saß sozusagen zwischen den Stühlen. Nach Streitigkeiten emigrierte sie in die USA, und seitdem ist es bei uns ruhig um sie geworden.
Ich selbst hatte viel verschiedenartiges über sie gehört und konnte mir kein Bild machen. Darum kaufte ich mir ihr Buch: "Ich klage an". Darin erkennt und beweist sie, dass die untergeordnete Stellung der Frau und die gewalttätige Ideologie der Männergesellschaft im Islam die Hauptursachen dafür sind, dass die schlimmen Auswüchse existieren. Sie behauptet, dass der Islam, dem sie sich weiter zugehörig fühlt, in seiner Entwicklung stecken geblieben ist. Von Seiten des Islams wird eine Auseinandersetzung mit anderen Gesellschaften strikt abgelehnt. Hirsi Ali gehört zu den wenigen Menschen aus der islamischen Gesellschaft, die der Auffassung sind, der Islam müsse sich entwickeln, und sich mit seinen eigenen Grundlagen kritisch auseinander setzen.
Durch ihr impulsives Auftreten hat sie sich Feinde in den eigenen Reihen gemacht. In ihrer Umgebung, also auch im Parlament, gab es viele Menschen, die der Meinung waren, die Muslime in der Gesellschaft sollen leben, wie sie wollen, Hauptsache es dringt nichts nach Außen. Zwangsverheiratungen und Genitalverstümmelungen - gegen beides setzte Hirsi Ali sich vehement ein - spielen in ihrem gesellschaftlichen Kampf eine große Rolle, denn beides hatte sie selbst erfahren.
Aus ihrem Buch versuchte ich heraus zu finden, warum Hirsi Ali eine zwiespältige Rolle in den Niederlanden gespielt hat. Sie scheint eine hoch intelligente aber etwas chaotische Person zu sein. Ihr Buch ist nicht "aus einem Guss". In die Abhandlungen über den Islam, sind Szenen aus ihrem eigenen Leben eingeflochten. Sie gibt aber auch Tipps für Musliminnen, die aus ihrem zu Hause flüchten wollen, sie legt die 10 christlichen Gebote ironisch in Bezug auf den moslemischen Glauben aus, vermischt alles mit Aspekten aus der holländischen Gesellschaft und mit eigenen Erlebnissen - meiner Meinung nach ein wenig konfus. Dazu kommen Schilderungen des Lebens muslimischer Frauen, die sie in ihrer Dolmetscherpraxis kennen lernte und zum Schluss noch ein Teil des Theaterstücks Submission, weswegen Theo van Gogh umgebracht wurde.
Alles enthält interessante Aspekte. Es zeigt, dass HA wohl einen sehr scharfen Verstand verbunden mit einer leicht chaotischen Lebenseinstellung hat. Sie sagt genau das Richtige, kann es aber nicht systematisch zusammenfassen. Diese etwas ungeordnete Lebenshaltung mag dazu führen, dass sie angreifbar ist. Sie wird in ihrem Kampf manchmal zu impulsiv gewesen sein, und so ihren Angreifern eine breite Fläche hingehalten haben.
anne.c - 8. Nov, 15:10
Die Verlogenheit auf bestimmten Gebieten überzieht die Gesellschaft wie ein feines trübes Netz. Ich weiß nicht, wohin das zielen soll, ob ein bewusster gesellschaftlicher Wille dahinter steckt. Es gibt einige Standartlügen, die man ohne zu überlegen weiter gibt.
Vor einigen Jahren lief im Fernsehen ein zweiteiliger Film „Die Flucht“ und ich finde es nicht verwerflich, ein solches Thema filmisch aufzuarbeiten. Der Film war wahrscheinlich vergelich baren breit angelegten Mehrteilern ähnlich. Bedenklich war das „Begleitprogramm“, mit dem z. B. im Kulturjournal von ARD dafür geworben wurde: der Film zeige mit dem Thema Flucht etwas noch nie da Gewesenes, etwas, was man sich noch nie zu zeigen traute. Und das ist eben Lüge! Wir hatten immer Bücher über Flucht im Bücherregal, ich fand sie sehr spannend. Es gibt sogar gute Literatur dazu aus den 50-ger, den 60-ger Jahren und späteren Zeiten. Das ostpreußische Tagebuch von Lehndorff, die Bücher von Graf Krockow, Christine Brückner und für mich das interessanteste: „Heimatmuseum“ von Siegfried Lenz. Manche sind verfilmt worden. Oder das berühmte Buch von Helmut Gollwitzer über seine Kriegsgefangenschaft in Russland. Und viele mehr, einschließlich der verhetzten Schriften der Heimatvertriebenen. Neulich kam mir gerade ein Heftchen aus den 80-ger Jahren (!) in die Hände. Über den Kreis Trautenau. Da stand all das drin, was man sich angeblich bis heute nicht zu sagen „traute“.
Manchmal schaue ich in einer Buchhandlungen in Bücher über Krieg und Kriegsende. Etliches davon sind Bücher, die von sich behaupten, endlich das thematisieren zu dürfen, was man sich noch vor Kurzem nicht zu sagen traute. In solcherlei Büchern entdeckte ich Zitate aus Büchern aus den 50-ger Jahren. Und siehe da, man hat sich in den 50-ger Jahren nicht nur "getraut", über Krieg und Flucht zu berichten, sondern man hat in einer revisionistischen Sprache geschrieben, die man sich heute tatsächlich nicht mehr anzuwenden traut.
anne.c - 1. Nov, 12:27