Freitag, 16. November 2012

Beiträge zum Krieg in Gaza

www.runghold.wordpress.com - "An all die Mahner, Kopfschuettler, Abwiegler"

www.tapferimnirgendwo.wordpress.com - "Der ist Schuld am Kriege"

Allen die etwas über die Situtation in Israel erfahren wollen, empfehle ich diese beiden Beiträge zu lesen. Authentischer als "Lila" (deutsche Mutter von drei wehrpflichtigen Kindern in Israel) und überzeugender und treffender als Geert (Theaterleiter in Köln) kann man nicht schreiben. Als ich diese beiden Beiträge gelesen und sie mit unserer medialen Berichterstattung verglichen habe, fan ich meinen vorhergehenden Beitrag noch einmal bestätigt

Donnerstag, 15. November 2012

Da schämt man sich, ein Deutscher zu sein

In den 60-ger und 70-ger Jahren kamen die Menschen in Gesprächen noch recht oft auf das Thema Krieg zu sprechen. Damals wurde über die Medien oder durch die Verhaftung von Kriegsverbrechern vielfach offenbar, welche Verbrechen von Deutschen in den besetzten Gebieten und in den Vernichtungslagern geschehen waren. Oft endete so eine Unterhaltung mit den Worten: "Da schämt man sich ein Deutscher zu sein!"

Ich habe diesen Satz nie gesagt. obwohl auch mich das sehr beschäftigt hat. Aber ich hatte in dieser Kriegszeit noch nicht gelebt, und unbewusst war mir klar, dass ich mich nicht für etwas schämen konnte, was vor meinem Leben geschah, bzw. verübt wurde.

Aber für das, was heute geschieht, in der Zeit in der ich lebe, fühle ich mich verantwortlich und habe eine Position. Jetzt schäme ich mich Tag für Tag für das, was in deutschen Medien steht und wie verlogen sie berichten. Über die Situation in Israel. Das ist bewusste Verdrehung der Wahrheit, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Was lese ich, was höre ich? Angriff auf Gaza, Attacke auf den Gazastreifen, Israel bombardiert den Gazastreifen, Israel übt Vergeltung, ägyptischer Solidaritätsbesuch in Gaza. Dass von Gaza seit Jahren - und in den letzten Wochen verstärkt - immer wieder Raketen auf israelisches Gebiet geschossen wurden, dass die Menschen dort in einem Dauerzustand von Angst und Schrecken sind - das gibt es in den Medien einfach nicht. Dass die Hamas in Gaza ihre Waffen und Munitionslager in unmittelbarer Nähe von Zivilisten, auch Kindern, deponieren, dass sie Menschen als Schutzschirme missbrauchen, das bedeutet nichts, wozu sollte man darüber schreiben?

Heute Abend hörte ich einen Kommentar von Torsten Teichmann: Wozu greift Israel den Gazastreifen an? Das nützt doch sowieso nichts. Alles, was Israel gegen Gaza unternommen hat, hat die Lage in Südisrael nicht verbessert usw. Warum spricht er nicht darüber, was in Gaza unternommen wird, um die Lage zu verändern? Vielleicht ist er der Meinung, es "nützt" etwas, wenn Gaza die Bewohner von Südisrael terrorisiert, also ist es nicht der Erwähnung wert. Er hat sich damit entweder auf die Seite der Hamas gestellt oder er sieht nur Israel als die zum Handeln fähige Seite an und die Hamas nicht der Erwähnung wert.

Ohne Übertreibung kann man die Weise wie deutsche (und auch andere) Medien mit dem Konflikt umgehen als schlimm und übel, ja als Hetze bezeichnen. Warum machen sie das? Darauf findet man wahrscheinlich keine Antwort, so wie man nie eine Antwort darauf findet, wenn man sich die Frage nach irrationalem Verhalten stellt. Dass man mit Medienvertretern jener Art die Nationalität gemeinsam hat, kann einen schon zu der Folgerung bringen: "Da schämt man sich, eine Deutsche zu sein!"

Donnerstag, 8. November 2012

Hirsi Ali "Ich klage an", Piper Verlag 2004/2006

Buchrezension, Teil I

1. Wer ist Hirsi Ali

Hirsi Ali ist eine Somalierin (Jahrgang 1969), die aus einer in ihrem Land oppositionellen aber wohlhabenden Familie stammt, und die nach einer Zwangsverheiratung in die Niederlande geflüchtet war. Hier erkannte sie den Wert eines freien Lebens. Sie integrierte sich schnell in den Niederlanden. Sie verdiente ihr Geld durch Dolmetschen, und in dieser Funktion kam sie sehr viel mit geflohenen und emigrierten Frauen zusammen. Sie erkannte die Diskrepanzen und Nöte im Leben der muslimischen Frauen, die ja auch ihre eigenen gewesen waren und dachte darüber nach. Sie war so aktiv, dass sie sogar ins niederländische Parlament gewählt wurde. Nach der Ermordung ihres Mitkämpfers Theo van Gogh war auch sie am Leben bedroht. Als holländische Bürgerin und Parlamentarierin bekam sie schließlich mit der holländischen Gesellschaft ebenso Probleme wie sie sie als Somalierin mit der afrikanisch-muslimischen Gesellschaft hatte. Sie wurde als Störenfried angesehen, sie saß sozusagen zwischen den Stühlen. Nach Streitigkeiten emigrierte sie in die USA, und seitdem ist es bei uns ruhig um sie geworden.

Ich selbst hatte viel verschiedenartiges über sie gehört und konnte mir kein Bild machen. Darum kaufte ich mir ihr Buch: "Ich klage an". Darin erkennt und beweist sie, dass die untergeordnete Stellung der Frau und die gewalttätige Ideologie der Männergesellschaft im Islam die Hauptursachen dafür sind, dass die schlimmen Auswüchse existieren. Sie behauptet, dass der Islam, dem sie sich weiter zugehörig fühlt, in seiner Entwicklung stecken geblieben ist. Von Seiten des Islams wird eine Auseinandersetzung mit anderen Gesellschaften strikt abgelehnt. Hirsi Ali gehört zu den wenigen Menschen aus der islamischen Gesellschaft, die der Auffassung sind, der Islam müsse sich entwickeln, und sich mit seinen eigenen Grundlagen kritisch auseinander setzen.

Durch ihr impulsives Auftreten hat sie sich Feinde in den eigenen Reihen gemacht. In ihrer Umgebung, also auch im Parlament, gab es viele Menschen, die der Meinung waren, die Muslime in der Gesellschaft sollen leben, wie sie wollen, Hauptsache es dringt nichts nach Außen. Zwangsverheiratungen und Genitalverstümmelungen - gegen beides setzte Hirsi Ali sich vehement ein - spielen in ihrem gesellschaftlichen Kampf eine große Rolle, denn beides hatte sie selbst erfahren.

Aus ihrem Buch versuchte ich heraus zu finden, warum Hirsi Ali eine zwiespältige Rolle in den Niederlanden gespielt hat. Sie scheint eine hoch intelligente aber etwas chaotische Person zu sein. Ihr Buch ist nicht "aus einem Guss". In die Abhandlungen über den Islam, sind Szenen aus ihrem eigenen Leben eingeflochten. Sie gibt aber auch Tipps für Musliminnen, die aus ihrem zu Hause flüchten wollen, sie legt die 10 christlichen Gebote ironisch in Bezug auf den moslemischen Glauben aus, vermischt alles mit Aspekten aus der holländischen Gesellschaft und mit eigenen Erlebnissen - meiner Meinung nach ein wenig konfus. Dazu kommen Schilderungen des Lebens muslimischer Frauen, die sie in ihrer Dolmetscherpraxis kennen lernte und zum Schluss noch ein Teil des Theaterstücks Submission, weswegen Theo van Gogh umgebracht wurde.

Alles enthält interessante Aspekte. Es zeigt, dass HA wohl einen sehr scharfen Verstand verbunden mit einer leicht chaotischen Lebenseinstellung hat. Sie sagt genau das Richtige, kann es aber nicht systematisch zusammenfassen. Diese etwas ungeordnete Lebenshaltung mag dazu führen, dass sie angreifbar ist. Sie wird in ihrem Kampf manchmal zu impulsiv gewesen sein, und so ihren Angreifern eine breite Fläche hingehalten haben.

Donnerstag, 1. November 2012

Es ist alles längst gesagt worden

Die Verlogenheit auf bestimmten Gebieten überzieht die Gesellschaft wie ein feines trübes Netz. Ich weiß nicht, wohin das zielen soll, ob ein bewusster gesellschaftlicher Wille dahinter steckt. Es gibt einige Standartlügen, die man ohne zu überlegen weiter gibt.

Vor einigen Jahren lief im Fernsehen ein zweiteiliger Film „Die Flucht“ und ich finde es nicht verwerflich, ein solches Thema filmisch aufzuarbeiten. Der Film war wahrscheinlich vergelich baren breit angelegten Mehrteilern ähnlich. Bedenklich war das „Begleitprogramm“, mit dem z. B. im Kulturjournal von ARD dafür geworben wurde: der Film zeige mit dem Thema Flucht etwas noch nie da Gewesenes, etwas, was man sich noch nie zu zeigen traute. Und das ist eben Lüge! Wir hatten immer Bücher über Flucht im Bücherregal, ich fand sie sehr spannend. Es gibt sogar gute Literatur dazu aus den 50-ger, den 60-ger Jahren und späteren Zeiten. Das ostpreußische Tagebuch von Lehndorff, die Bücher von Graf Krockow, Christine Brückner und für mich das interessanteste: „Heimatmuseum“ von Siegfried Lenz. Manche sind verfilmt worden. Oder das berühmte Buch von Helmut Gollwitzer über seine Kriegsgefangenschaft in Russland. Und viele mehr, einschließlich der verhetzten Schriften der Heimatvertriebenen. Neulich kam mir gerade ein Heftchen aus den 80-ger Jahren (!) in die Hände. Über den Kreis Trautenau. Da stand all das drin, was man sich angeblich bis heute nicht zu sagen „traute“.

Manchmal schaue ich in einer Buchhandlungen in Bücher über Krieg und Kriegsende. Etliches davon sind Bücher, die von sich behaupten, endlich das thematisieren zu dürfen, was man sich noch vor Kurzem nicht zu sagen traute. In solcherlei Büchern entdeckte ich Zitate aus Büchern aus den 50-ger Jahren. Und siehe da, man hat sich in den 50-ger Jahren nicht nur "getraut", über Krieg und Flucht zu berichten, sondern man hat in einer revisionistischen Sprache geschrieben, die man sich heute tatsächlich nicht mehr anzuwenden traut.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Was sagt Günter Grass dazu?

Was hat er gesagt im April und mit letzter Tinte? "Die Atommacht Israel gefährdet den sowieso brüchigen Weltfrieden". Er hat nicht von Syrien geschrieben, nicht von der Hamas im Gazastreifen, die Israel mit Raketen überzieht. Nicht davon, dass Syrien die Türkei beschoss, nicht davon, dass Syrien versucht, seinen Bürgerkrieg in den Libanon zu transportieren. Wenn man genau hinschaut, wenn man sich vertrauenswürdige Informationen beschafft, dann kann man sich davon überzeugen, dass Israel keinesfalls ein Aggressor ist, wohl aber andere. Wenn Hamas hunderte, tausende Raketen und Mörsergranaten nach Israel schießt und Israel, das die Pflicht hat, seine Bevölkerung zu schützen, darauf antwortet - oft mit der Liquidierung von Hamas-Verantwortlichen -, dann ist Israel weder Aggressor, noch gefährdet es den Weltfrieden. Vielleicht war Günter Grass einfach nur schlecht informiert und wusste nicht so genau Bescheid. Inzwischen hätte er sich informieren können, und da wäre eine Entschuldigung seinerseits lange fällig. Die Tinte reicht vielleicht noch für ein Gedicht, um Syrien zurecht zu weisen.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Schnäppchen

Warum heißt dieser Blog "Im Luftreich des Traums"? Weil es oft geschieht, dass jemand in seinen Träumen vom idealen Leben schwelgt, aber das was er macht und wie er in der Realität lebt, nicht das Geringste damit zu tun hat. In der sozialistischen DDR war das normaler Alltag: Ein Gelöbnis zum Sozialismus wrude abgegeben und danach ging man ungerührt nach Hause, sah Westfernsehen oder bestach den Handwerker mit Westgeld. Das fand man so normal, dass es sich nicht lohnte, darüber zu sprechen, höchstens in Witzen kam es zum Ausdruck. Und so möchte ich Beispiele bringen, wo der schöne Traum und die Realität sehr auseinander klaffen.

Nun will ich nicht sagen: Heute ist es genauso wie in der DDR. Im Gegenteil, wir leben in einem freien und demokratischen Land, dessen sollten wir uns bewusst sein. Aber eine ideale Welt zu malen, die nichts mit der Realität gemein hat, ist wohl ein Mechanismus, der immer vorkommt. Nur macht man das nicht unter dem Druck eines Parteisekretärs, sondern vielleicht aus einem inneren Bedürfnis, sich selbst in einer idealen Welt wahrzunehmen.

Ich möchte ein banales Beispiel geben. In unser Haus traf wie jede Woche die "Brandenburgische Kirchenzeitung" ein. Wie ich schon einmal schrieb, hat ein Mitglied unseres Haushaltes sie abonniert. Ich blätterte sie neugierig durch und las einen Leserbrief: Wie doch so viele Leute sich dem Geld unterwerfen! Das haben wir erst nach der Wende gelernt. Eines der erste Worte, die man uns beibrachte, sei "Schnäppchen" gewesen, beklagte er bitterlich. Nun steht unter den Leserbriefen immer, dass die Meinung der Leserbriefe nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen muss. In diesem Fall stimmte sie tatsächlich nicht überein, denn gerade in dieser Ausgabe bot die Kirchenzeitung ein Schnäppchen für ihre Leser feil: Eine 8-Tägige Bildungsreise bot man an, auf den Spuren des Apostel Paulus, gut ausgestattet, in die Türkei, normalerweise für 799, - € kostete, jetzt für die treuen Leser für bloße 99 €. Wenn das kein Schnäppchen ist! Es wurde vorgerechnet, was dem Leser alles geschenkt werde vom reichhaltigen Frühstücksbüffet bis zu 7 Übernachtungen in 4 oder 5 Sternehotels. Lediglich für einige Extraausflüge müsse man selbst bezahlen.

Man kann sich verschiedene Gründe vorstellen, warum so eine Reise zum Schnäppchen gemacht wird. Vielleicht als Überbrückung um freie Kapazitäten zu belegen oder um diese Reisen populär zu machen. Ich kann mir aber bei bestem Willen nicht vorstellen, dass so ein Preis eine reale Grundlage hat. Irgendjemand ist in dieser Kette der Dumme und muss zu unmoralischen Preisen seine Dienstleistungen anbieten. Selbst wenn die Institution Kirche höchstpersönlich den Lesern die Reise der Kirchenzeitung sponserte, wäre das ein Betrug an den Kirchensteuerzahlern. Diese Reise ist nicht nur ein Schnäppchen, etwas was der Leser der Kirchenzeitung beklagt, sondern sie hat einen Preis, der höchstwahrscheinlich Unmoral einschließt.

Dieses Schnäppchen möchte ich keinesfalls dem Leserbriefschreiber anlasten, vielleicht beklagt er es ja auch, wenn er die Reklame sieht. In der Kirchenzeitung habe ich aber nicht nur einmal gelesen, dass man nicht dem "Mammon" dienen soll. Das kann so oder so ausgelegt werden, mit dem angebotenen Schnäppchen lässt es sich aber auf keinen Fall in Überinstimmung bringen.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Wie sehen Nazis aus?

Wenn ich mich nur über Fernsehen/Rundfunk und die Tageszeitungen informieren würde, bekäme ich eine Menge interessanter und wichtiger Informationen nicht mit. Erst mit einigen Tagen Verspätung sah ich ein (privates) Video im Internet wie kürzlich in Berlin das Konzert eines israelischen Chores massiv gestört wurde. Man sah, wie der Chor gerade zu singen anfangen wollte, als eine Gruppe junger Leute, gekleidet in rote T-Shirts mit der Aufschrift "Viva Palästina" in den Saal stürmte und Transparente entrollte. Der Tumult, der durch die Aufregung und durch die Schreie der so genannten Aktivisten entstand, war beträchtlich. Es dauerte etwa 10 Minuten, bis Saalordner es geschafft hatten, die Leute aus dem Saal zu treiben.

An dieser gesamten Angelegenheit ist das Empörende, dass sie einfach nicht zur Kenntnis genommen wurde. Keine Tagesschau, keine Tagesthemen, auch keine Zeitung fanden es erwähnenswert, dass ein israelischer Chor - es war der Chor des Kibbuz Givatron -, bei einem Auftritt sehr gestört wurde durch Schreie, Entrollen von Transparenten und Verstreuen von Flugblättern. Das ist umso erstaunlicher, da Israel normalerweise im Focus der Medienberichterstattung steht. Die Medien hätten wenigstens über die in ihren Augen "gelungene Störattacke" berichten können. Sie hätten recherchieren können, was an diesem Chor oder dem jüdischen Nationalfond, für den in dieser Benefizveranstaltung Geld gesammelt werden sollte, so schlimm ist, dass der Krawall gerechtfertigt war. Oder was für eine mutige Truppe die "Roten" waren. Ihr Anliegen: Palästina frei: vom Fluss (Jordan) bis zum Meer (Mittelmeer) hatten sie ja laut kund getan. Aber nein, die Medien schwiegen.

Die Krawallmacher mit den roten Shirts waren Leute aus verschiedenen Ländern: Deutsche, Spanier, Palästinenser und sogar Israeli. Ansonsten sahen sie "normal" aus. Es waren keine, die man Nazi nennt. Man hat den Eindruck, dass der Begriff Nazis etwas ist, was genau definiert wird, und von Seiten der Presse ist man bemüht, dass die Bevölkerung diese Definition verinnerlicht. Es sind jene, die martialisch aussehen, denen Schlagstöcke und Springerstiefel zu Eigen sind. Es sind die, die gegen Juden und Ausländer sind. Es sind die, die "wir" nicht sind, auf die "wir" aber gern hinweisen um zu zeigen, wie ein böser Mensch aussieht. Nur wenn im Sinne der Definition auftretende Nazis im Spiel sind, wachen unsere Medien auf. Wenn rot gekleidete Krawallmacher auf den Plan treten, können das keine Nazis sein, denn sie sehen nicht aus, wie Nazis. Und so werden diese rot Kostümierten samt ihrer Störaktion einfach verschwiegen. Weil man weiß, dass das gesamte Thema zu Unannehmlichkeiten führen könnte, und man sich in einer Solidarisierung mit den "Roten" irgendwie entblößen würde.

Es war widerlich, diese rot gekleideten Nazis bei ihrem Treiben zu sehen. Aber es gab auch etwas Gutes daran. Der Chorleiter wurden nicht verhaftet, der Chor wurde nicht von Sympathisanten der Störer aus dem Saal getrieben, dem "gerechten Volkszorn" wurde nicht Genüge getan. Der Raum, in dem die Choraufführung stattfand, war mit israelischen Fahnen geschmückt, und es wäre nicht das erste mal, dass das Zeigen einer Israelfahne als Provokation empfunden wurde, so dass die Polizei nicht etwa diejenigen, die die Israelfahne zeigten, schützte, sondern gegen sie einschritt (ihre Wohnung stürmte, sie mit einer Geldstrafe belegte, so wie das in verschiedenen Varianten in Bochum, Duisburg und Kassel der Fall gewesen war).

Donnerstag, 4. Oktober 2012

In kirchlichen Medien

Es gab einen E-Mail-Wechsel von P. mit einem kirchlichen Redakteur, der zu irgendeinem x-beliebigen kirchlichen Thema scheinbar beliebige Beispiele darüzu brachte, wer „gottgleich“ sein wolle: Gewisse Amerikaner, Polen und jüdische Siedler auf der Westbank.

Ich dachte darüber nach, ob ich diesem Menschen noch mal etwas ironisch erläutern sollte, wie P. zu der Schlussfolgerung gekommen sei, dass er, der Redakteur, „braun“ sei. Ich unterließ es. Hauptsächlich, weil mir die Zeit zu schade dafür war. Und auch, weil es unangenehm ist, sich mit „braunen“ Menschen zu befassen, die so tun, als ob sie nicht „braun“ ja sogar das Gegenteil davon wären, es aber nichtsdestotrotz sind, sich im Innern dessen wohl auch bewusst, umso mehr beleidigt, wenn man es anspricht. Ich habe viel Erfahrung und Gefühl dafür entwickelt, so etwas zu erkennen. In kirchlichen Medien ist es sehr verbreitet. Ich bin auch oft überrascht davon, wie viele Leute es nicht sind. Das sind aber mehr die einfachen Menschen, die so denken, wie es normal ist: Dass es Sünde ist, Menschen umzubringen.

Ein normaler Mensch sagt: Das ist ein Verbrechen, das ist furchtbar. Bei der Kirche lenkt man den Blick auf diejenigen, die gefehlt haben und denen vergeben werden muss. Oder z. B. auf die Juden, die nicht vergeben wollen, auf Jesu Prophezeiungen, auf die Aussage: ´sein Blut komme über uns…´. Oder sie sagen in ihrer verdrehten Denkweise, ´was ist das für ein Volk, das überall auf der Welt wo es ist, gehasst wird´? Nie würden sie fragen: Wer ist derjenige, der hasst? Aus welchen Beweggründen hasst er? Könnte es sein, dass Hass etwas Verbindendes hat, was eine Gruppe zusammen schweißt um von eigenen Verfehlungen abzulenken? Es wären so viele Fragen in dieser Beziehung zu stellen, aber - wenn sie überhaupt fragen, dann haben sie in der Regel schon ihre Meinungen -, dann stellen sie nicht Fragen nach ihrer eigenen Rolle, sondern sie stellen die Fragen so, dass die Schuldzuweisung schon von vornherein fest steht. Die eigene hohe Moral hoch stellen, die anderer niedrig zu machen, Schuld zuweisen, um von sich abzulenken. Darauf läuft alles hinaus. Diese Grundeinstellung erklärt vieles, auch die Denkweise von Redakteur W. Leider gibt er diese in kirchlichen Blättern an die einfachen Leute, die normal denken, weiter.

Im Luftreich des Traums

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