Samstag, 18. Juni 2016

Die Mauer in Jerusalem (Teil II)

Keine Emotionen, dafür aber verschiedene Gedanken kamen mir in den Sinn. Warum ausgerechnet immer wieder die Mauer in Israel? Um wie viel aktueller wäre es, die wohl auch vom deutschen Geld gebaute und teilweise mit Selbstschussanlagen (viel perfekter als die einstigen der DDR) versehen, Kriegsflüchtlinge abweisende Mauer zwischen der Türkei und Syrien darzustellen? Wie viele martialische Grenzbefestigungen gibt es auf der Welt, sei es zwischen Indien und Pakistan, zwischen Iran und Pakistan oder etwa die Schutzanlagen um die spanischen Enklaven Melilla und Ceuta in Nordafrika. Es gibt keine andere Erklärung dafür, als dass sich die Welt auf Israel fokussiert, um in ihm all das Böse sehen zu wollen, was an anderen Stellen auf der Welt geschieht, und wovon man ablenken will.

Im Heft, welches mich auf die Installation aufmerksam gemacht hatte, wurden zwei eng bedruckte Seiten dem Event gewidmet. Wie es allgemein üblich ist, hatte der Journalist es geschafft, mit scheinbar neutralen Worten, haarscharf das zu vermerken, was Israel in ungünstigem Licht erscheinen lässt. Beispielsweise wird angemerkt, dass die Mauer fast dreimal so hoch ist wie die einstige Berliner Mauer, es fehlt aber der Hinweis, dass die Berliner Mauer und die Grenzbefestigungen quer durch Deutschland mit Selbstschussanlagen und breitem Sperrgürtel versehen waren, was den Vergleich anders erscheinen lässt. Oder es wird in der „neutralen“ Berichterstattung über den: „Krieg, der 1948 zwischen Israel und den Arabern begann“ verschwiegen, dass in diesem Krieg allein die arabischen Staaten die Angreifer waren. Das scheint für den Leser erst einmal nicht so bedeutsam zu sein, trotzdem ist es ist immer wieder erstaunlich und schwerwiegend, wie in solch „nebensächlichen“ Berichten Fakten verdreht, nicht genannt und mit traumwandlerischer Sicherheit ausschließlich die Delegitimierung Israels zu belegen haben.

Meine letzte Reise nach Israel fiel mir ein. Einen 10 Seiten langen Bericht hatte ich damals darüber geschrieben, eine Menge von Erlebnissen, wovon ein einziges Erlebnis am Grenzzaun spielte. So sind die Relationen. Leicht kann ich mir vorstellen, welche Unzahl interessanter Ausstellungen man über Israel zu mannigfaltigen Themen machen könnte. Wenn Menschen nichts Besseres einfällt, als sich anlässlich Israels immer wieder speziell mit der Mauer zu befassen, die im Gegensatz zur Berliner Mauer immerhin den Tod vieler Menschen verhindert hat, kann ich in Abwandlung dessen, was als Leitspruch an der Installation steht, nur sagen: Die Fokussierung auf Israel ist ein Symbol für die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Nur im Geist können wir dieses Denken überwinden.

willi_filz_11

Aufschrift: Die Mauer ist ein Symbol für das Unüberwindbare.
Nur im Kopf können wir diese Wirklichkeit überwinden.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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