zur Rückkehr Gilad Shalits oder: parallele Situationen

Ich studierte in „meinen“ Blogs, wie sich verschiedene Leute zur Freilassung Gilad Shalits äußerten. In den Blogs war überwältigende Freude zu spüren, ein starkes Gemeinschaftsgefühl bei gleichzeitiger Reflexion, was die Freilassung und der Tausch des einen Unschuldigen gegen 1000 Schuldige bedeutet. Wie das israelische Volk geradezu mit sich ringt, ob dieser Deal zu rechtfertigen sei, was für Folgen er haben könnte, welche Gefahren, aber auch welche Chancen er birgt. Wie dann aber das Erleben dieses einen lebenden Menschen und auch seiner Angehörigen die Zweifel beiseite wischt. Weil den Menschen, ich würde sogar sagen der Menschheit, gezeigt wird, was ein Mensch wert ist. Wenn man Bilder sieht, wo die zurück kehrenden Palästinenser umso frenetischer bejubelt werden, je mehr Blut sie an den Fingern haben und das mit der Freude gepaart mit Nachdenklichkeit in Israel vergleicht, dann kann man allen Moralisten nur sagen: Schaut hin! Ist es wirklich „Dasselbe“ oder „einer genauso schlimm, wie der andere“, wie ich es in Predigten und bei Diskussionen schon mehrfach gehört habe? (Ich bin mir sicher, dass Pastor Wandel von den „zeitzeichen“ (Eintrag vom 16.10.) eine passende Antwort darauf finden würde).

Beim Nachdenken über Gilad Shalit fallen mir zwei parallele Situationen ein: Menschen geben ihre bisherige Existenz auf und widmen ihre gesamte Zeit, ihr Leben einer Sache, die es ihnen Wert ist. In Israel campierten die Eltern von Gilad Shalit 15 Monate lang in einem Zelt vor der Residenz des Premierministers um Israel und die Welt auf das Schicksal ihres Sohnes hinzuweisen und für seine Befreiung zu kämpfen.

In Deutschland sitzt direkt vor dem Kölner Dom Tag für Tag ein Mann, der seine gesamte Existenz dafür einsetzt, vor aller Welt Juden als Kindermörder anzuprangern. Wenn man einmal in Jerusalem in der Gedenkstätte Yad Vaschem gewesen ist, in der Halle für die 1,5 Millionen jüdischer Kinder, die im Holocaust umgebracht worden sind, von Landsleuten von diesem Walter Herrmann (und auch Landsleuten von mir), wenn man sich dann noch überlegt, wie in den Medien, in den Kirchen so etwas ignoriert wird oder unter dem Motto: „Es ist ja auch etwas daran“ abgetan wird, dann kann man nur sagen: Eine perverse Welt.

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