„Überlebenskampf“ Buch von Arye Shalicar

Den Podcast von AS, in dem Arye Shalicar minutiös über den Krieg in Israel-Gaza (und anderen Gebieten) berichtet, höre ich regelmäßig. Nun kam sein Buch über diese bewegende und hoch dramatische Zeit heraus, über das ich berichten will.
AS ist ursprünglich ein iranischer Jude, der in Deutschland, d.h. in Berlin, aufgewachsen ist, und der sich im Jahr 2002 entschlossen hat, nach Israel überzusiedeln. Dort war er lange Sprecher der israelischen Armee. Über seinen spannenden Lebenslauf, insbesondere über seine Jugend in Berlin, die von erschreckenden Erlebnissen durch Antisemitismus unter der muslimischen Jugend in Berlin geprägt war, hat er mehrere Bücher geschrieben. Da er sich in mehreren „Welten“ und Sprachen gut auskennt, da er in den verschiedensten Milieus gelebt hat, kann er sich in vieles hineinversetzen, hat eine große Menschenkenntnis und durchschaut, was Menschen zu ihm sagen. Dazu besitzt er das, was man als einen gesunden Menschenverstand bezeichnet und ist voller Empathie für sein Land Israel und seine Menschen. Die Ereignisse rund um den 7. Oktober und die Zeit danach waren für ihn eine emotionale Achterbahnfahrt und eine ständige Anspannung. Wenn man sich vorstellt, wieviel er im Land herumgefahren ist, gefährliche und anstrengende Wege zurückgelegt hat, ins Ausland reiste, um dort Vorträge über die Situation in Israel zu halten, unzählige Journalisten- und Politikergruppen führte und aufklärte, das ist unvorstellbar. Dazu wurde er oft mit den schrecklichsten Anblicken konfrontiert oder im Ausland mit anmaßenden, ignoranten und anklagenden Fragen überschüttet. Nicht zu vergessen ist das täglich Produzieren der Podcasts.
Das sehr kalkulierte „Nichtverstehen“, von Seiten der UNO, von Seiten vieler europäischen Staaten, von Politikern, Journalisten, von verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Europa, was die furchtbare Lage Israels in diesem Krieg betrifft, bringt ihn immer wieder fast zur Verzweiflung. Dass das „Nichtverstehen“ wohl kalkuliert ist, kann man gut erkennen an dem, was in der Berichterstattung weggelassen wird. In der Regel ist es der mörderische Überfall auf Israel am 7.10., der einfach ignoriert wird. Ja, Shalicar konnte sogar Menschen direkt mit den grausamen Videos vom 7.10. konfrontieren, er konnte Journalisten in die Terrortunnel führen, er konnte dem Bundeskanzler (Scholz) eine ganze Stunde lang die Lage Israels erläutern. Sehr aufmerksam hörten sie zu, betrachteten alles mitfühlend, das Ergebnis war, dass ihre Berichte sich einfühlsam darum drehten, wie es den Menschen in Gaza ginge. Man hatte beim Lesen den Eindruck, dass viele Leute in einer totalen Amnesie sind, wenn es um Israel geht. Sie sehen mit eigenen Augen und nehmen nicht wahr. Shalicar schildert auch schöne Begegnungen, Menschen, die Verständnis und Verstehen bewiesen. Mit einigen dieser Menschen spricht er in seinem Podcast.
Warum ist das Buch so lesenswert? Es fasst noch einmal das zusammen, was in diesen dramatischen Jahren geschehen ist. Zwar hat man, nicht unbedingt durch die Nachrichten, aber durch alternative Medien die Dinge verfolgen können, aber vieles ist im Zeitablauf nicht mehr so präsent. Da er sich in Deutschland gut auskennt, ist ihm die deutsche Mentalität vertraut, und er kann durchschauen, was zu ihm gesagt wird. Der Inhalt des Buches ist eine Kombination von Wissensvermittlung über den Krieg und seine Vorgeschichte und Sichtbarmachen von Shalicar´s eigenen Gedanken und Gefühlen. Das alles kann der Leser bestens nachvollziehen, wenngleich mit Erschrecken. Erschrecken über Kaltherzigkeit, Ignoranz und Antisemitismus und ideologische und religiöse Totalität, die sich auf der Erde ausbreiten.
anne.c - 16. Nov, 18:40
