Rede des Präsidenten der Tschechischen Republikauf auf der "4th Annual Algemeiner Jewish 100 Gala"

Der tschechische Präsident Miloš Zeman ist mit der Auszeichnung Warrior for Truth (Kämpfer für die Wahrheit) geehrt worden. Diese Auszeichnung wurde ihm von der US-amerikanisch-jüdischen Stiftung Gershon Jacobson Jewish Continuity Foundation (GJCF) verliehen, die sich weltweit für die Interessen von Juden einsetzt. Den Preis nahm Zeman auf einem Galaabend am 18. September .2017 in New York entgegen, den die Zeitung „The Allgemeiner Journal“ veranstaltet. Anlässlich der Verleihung hielt Präsident Zeman folgende Rede:


Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren, Shalom,

ich bedanke mich für die liebe Einladung, die ich sehr gern angenommen habe.
Vor zwei Jahren paraphrasierte ich auf dem Kongress von AIPAC den berühmten Spruch J. F. Kennedys „Ich bin ein Berliner“. Damals sagte ich: „Ich bin ein Jude. A mi Jehudi.“ Das reicht aber nicht, weil wir in der heutigen Welt Risiken entgegenstehen, vor denen bloße Wortform der Solidarität nicht Bestand haben kann.

Welche sind die Risiken der gegenwärtigen Welt für die jüdische Kommunität und für den israelischen Staat? Vor allem ist es der islamische Terrorismus. Das ist ein Thema, von dem ich morgen auf der Vollversammlung der UNO sprechen werde. Und weil ich in keiner Weise korrekt bin, werde ich nicht vom internationalen Terrorismus sprechen, sondern vom islamischen Terrorismus. Aber das Thema, welches für unsere Diskussion wichtig ist, also für eine Diskussion unter Freunden, ist etwas anders geartet. Lasst uns sprechen vom Mangel an Mut. Lasst uns sprechen von Feigheit, Zögerlichkeit, Heuchelei, von der bedingten Solidarität. Ich nenne sie Solidarität-ABER. Jetzt gebe ich Ihnen nur ein paar Beispiele. Wir unterstützen natürlich den Staat Israel, ABER nicht den jüdischen Staat Israel. Ja, wir unterstützen die Tatsache, dass jeder Staat seine Hauptstadt haben soll, ABER wir sind gegen Jerusalem als Hauptstadt. Ja, wir respektieren voll das Recht Israels auf sichere Grenzen, ABER die Golanhöhen dürfen niemals Bestandteil israelischen Gebiets sein, und so weiter. Jeder Totschläger aus Palästina ist ein Freiheitskämpfer, und wenn aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel abgefeuert werden, ist es natürlich schlecht, ABER ihr dürft nicht mit Bombardierung von Gaza antworten. Verstehen Sie mich? Das ist Solidarität-Aber - aber, aber. Doch diese ABER machen jede wahre Solidarität zunichte. Wir brauchen Solidarität ohne ABER, mit anderen Worten gesagt, für das jüdische Volk und den Staat Israel brauchen wir die unbedingte Solidarität.

Was brauchen wir in der gegenwärtigen Lage? Wir brauchen eine Kerze in der Finsternis. Wir brauchen eine konkrete Aktion und nicht nur Worte, Worte, Worte. Zu dieser Kerze könnte die Verlagerung der Botschaften demokratischer Staaten von Tel Aviv nach Jerusalem werden. Der tschechischen Botschaft schlug ich diese Verlagerung während meines Besuches in Israel vor vier Jahren vor. Damals sagte mir der Regierungsvorsitzende Netanjahu: „Wenn es so geschehen sollte, dann gebe ich Euch mein eigenes Haus.“ Ich hoffe, dass sein Versprechen immer noch gilt. Nicht anders denke ich über das gleiche Versprechen, das Donald Trump während seiner Wahlkampagne tat, nämlich dass es ein gutes Zeichen ist, und dass es gefolgt wird von anderen mutigen Ländern, nicht von allen, nur von den mutigen. Dieses ist also eine klare Lösung, eine klare Geste, ein klarer Schritt zur wahren Solidarität, nicht nur zu einer Solidarität, die bloß aus Worten besteht. Deshalb möchte ich, teure Freunde, mit dem letzten Satz des alten jüdischen Gebets schließen: „Nächstes Jahr in Jerusalem!"

Miloš Zeman, Präsident der Tschechischen Republik, New York, 18. September 2017

(Übersetzung aus dem Tschechischen: Petr Cejp)

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