Impressionen anlässlich des Gedenkens an die "Reichspogromnacht"
Die Gedenktage an die Verfolgung und Vernichtung der Juden sind mir suspekt. Zu oft schleichen sich Misstöne in die Ansprachen, zu oft erlebt man unmittelbare Verquickung von Gedenkrede mit einer aggressiven Haltung gegenüber Israel. Die geistigen Verrenkungen sind dabei bemerkenswert, man könnte sie unter das Motto stellen: "Nur wegen des Holocausts lasse ich mich nicht dazu verbiegen, Unrecht in Israel nicht wahrzunehmen!" Warum die Gedankengänge unmittelbar vom Holocaust direkt zu Israel gelenkt werden, dafür habe ich noch keine Begründung gefunden.
Drei Beispiele nur vom heutigen Tag, dem 8. November.
Im Deutschlandfunk (Mittagssendung vor 13.30 Uhr) wurde eine repräsentative Studie vorgestellt, nach der die Juden Europas zu der Meinung gekommen sind, dass der Antisemitismus in Europa in den letzten Jahren sehr zugenommen habe.
Unmittelbar darauf kam ein Bericht über Siedlungsbau in Israel. Berichte solcher Art bringen meistens, so auch diesmal, nur den für Israel nachteiligen Aspekt der Wahrheit. Nie wird darüber berichtet, wo die "Siedlungen" liegen, dass sie Stadtteile von Jerusalem sind, die auch bei einem Friedensabkommen zum israelischen Gebiet gehören würden. Nie wird darüber berichtet, wie viel Mord und Raketenbeschuss von palästinensischer Seite die Friedensgespräche begleiten, ja dass diese aufflammen, sobald es solche Gespräche gibt. Und nicht ein einziges Mal habe ich eine Bemerkung dazu gehört, dass es selbstverständlich ist, dass israelische Araber in derlei Wohnungen einziehen dürfen, während jeder israelischer Jude bei Betreten des palästinensischen Gebiets seines Lebens nicht sicher sein kann. Und niemand fragt, wieso Millionen von Palästinensern sicher in Israel leben können, während das palästinensische Gebiet judenfrei zu sein hat.
Ein Beispiel beweist vielleicht noch keine Methode, aber schon bei der nächsten Gelegenheit bestätigte die mit der Post gekommene "Kirchenzeitung" meine Vermutung. Was stand dort zu dem morgen zu zelebrierenden 75. Jahrestag der "Reichspogromnacht"? Fast nichts, nur ein paar trockene Bekanntgaben zu Veranstaltungen. Aber ein paar Seiten später traf ich auf das Unvermeidliche, nämlich Nachrichten aus Israel. Man vermeldetem dass junge Israeli kaum die Möglichkeit haben, die Armee zu umgehen, dass die Jugendlichen zu ihrem Staat eine kontroverse Meinung haben, dass sie gern in einem moderneren Israel leben möchten, während Deutschland für sie das "zweitbeste Land der Welt" sei. Des weiteren ein langer Artikel über die Intoleranz Israels den Christen gegenüber. Von Grabschändungen und Übergriffen war die Rede, von "Hasstaten" und vom "Bespuckt werden". Wie es nicht anders sein kann, wurde auch diesmal ein jüdischer Zeuge bemüht, ein jüdischer Theologe.
Während ich mich mit diesen beiden Medienphänomenen befasste, die verschiedenen Inhalts und gleichen Geistes sind, stieß ich im Internet auf ein drittes Beispiel. In Aachen findet am 8. November im Haus der evangelischen Kirche, pünktlich einen Tag vor dem Gedenken an das Pogrom eine Veranstaltung unter dem Titel "Pulverfass Nahost" statt. Dass mit diesem Pulverfass nicht etwa Syrien oder Ägypten gemeint sind, davon zeugen die Referenten, ein palästinensischer Physiker und der "Islamexperte" Michael Lüders. Und nicht zuletzt das Netzwerk Friedenskooperative als Veranstalter, denn wenn man die Reihe seiner Veranstaltungen studiert, erfährt man, dass es in Nahost nur ein Pulverfass gibt, nämlich Israel.
Diese Methode, "Kritik" an Israel und den Holocaust in einen Zusammenhang zu bringen, ist nicht neu. Der Zusammenhang wird so verfremdet, dass der Holocaust wie ein verschwommener, ja sogar überhöhter Vorgang aus der Vergangenheit erscheint, den ominöse, schemenhafte Wesen begingen. Israel dagegen wird als sehr lebendiges, gegenwärtiges und aggressives Gemeinwesen dargestellt, eben ein Pulverfass. Eine Änderung im Vergleich zu noch vor wenigen Jahren liegt darin, dass man früher aus verbliebenem Anstand in den Medien oft einen zeitlichen Abstand zwischen Holocaust und den "schlimmen" Taten Israels ließ. Israel gleichzeitig zum Gedenken an die Pogromnacht zu verteufeln, das war eine Ausnahme, jetzt ist es zur Regel geworden.
Was sagte Günther Rühle zu Ignaz Bubis, als dieser gegen das antisemitische Theaterstück: "Der Müll, die Stadt und der Tod" protestiert hatte? "Das ist das Ende der Schonzeit für die Juden!" Im ähnlichen Geist halten es die Medien. Wozu Rücksicht nehmen? Vom Holocaust können die Gedanken automatisch auf die bösen Taten der Israeli gelenkt werden.
Drei Beispiele nur vom heutigen Tag, dem 8. November.
Im Deutschlandfunk (Mittagssendung vor 13.30 Uhr) wurde eine repräsentative Studie vorgestellt, nach der die Juden Europas zu der Meinung gekommen sind, dass der Antisemitismus in Europa in den letzten Jahren sehr zugenommen habe.
Unmittelbar darauf kam ein Bericht über Siedlungsbau in Israel. Berichte solcher Art bringen meistens, so auch diesmal, nur den für Israel nachteiligen Aspekt der Wahrheit. Nie wird darüber berichtet, wo die "Siedlungen" liegen, dass sie Stadtteile von Jerusalem sind, die auch bei einem Friedensabkommen zum israelischen Gebiet gehören würden. Nie wird darüber berichtet, wie viel Mord und Raketenbeschuss von palästinensischer Seite die Friedensgespräche begleiten, ja dass diese aufflammen, sobald es solche Gespräche gibt. Und nicht ein einziges Mal habe ich eine Bemerkung dazu gehört, dass es selbstverständlich ist, dass israelische Araber in derlei Wohnungen einziehen dürfen, während jeder israelischer Jude bei Betreten des palästinensischen Gebiets seines Lebens nicht sicher sein kann. Und niemand fragt, wieso Millionen von Palästinensern sicher in Israel leben können, während das palästinensische Gebiet judenfrei zu sein hat.
Ein Beispiel beweist vielleicht noch keine Methode, aber schon bei der nächsten Gelegenheit bestätigte die mit der Post gekommene "Kirchenzeitung" meine Vermutung. Was stand dort zu dem morgen zu zelebrierenden 75. Jahrestag der "Reichspogromnacht"? Fast nichts, nur ein paar trockene Bekanntgaben zu Veranstaltungen. Aber ein paar Seiten später traf ich auf das Unvermeidliche, nämlich Nachrichten aus Israel. Man vermeldetem dass junge Israeli kaum die Möglichkeit haben, die Armee zu umgehen, dass die Jugendlichen zu ihrem Staat eine kontroverse Meinung haben, dass sie gern in einem moderneren Israel leben möchten, während Deutschland für sie das "zweitbeste Land der Welt" sei. Des weiteren ein langer Artikel über die Intoleranz Israels den Christen gegenüber. Von Grabschändungen und Übergriffen war die Rede, von "Hasstaten" und vom "Bespuckt werden". Wie es nicht anders sein kann, wurde auch diesmal ein jüdischer Zeuge bemüht, ein jüdischer Theologe.
Während ich mich mit diesen beiden Medienphänomenen befasste, die verschiedenen Inhalts und gleichen Geistes sind, stieß ich im Internet auf ein drittes Beispiel. In Aachen findet am 8. November im Haus der evangelischen Kirche, pünktlich einen Tag vor dem Gedenken an das Pogrom eine Veranstaltung unter dem Titel "Pulverfass Nahost" statt. Dass mit diesem Pulverfass nicht etwa Syrien oder Ägypten gemeint sind, davon zeugen die Referenten, ein palästinensischer Physiker und der "Islamexperte" Michael Lüders. Und nicht zuletzt das Netzwerk Friedenskooperative als Veranstalter, denn wenn man die Reihe seiner Veranstaltungen studiert, erfährt man, dass es in Nahost nur ein Pulverfass gibt, nämlich Israel.
Diese Methode, "Kritik" an Israel und den Holocaust in einen Zusammenhang zu bringen, ist nicht neu. Der Zusammenhang wird so verfremdet, dass der Holocaust wie ein verschwommener, ja sogar überhöhter Vorgang aus der Vergangenheit erscheint, den ominöse, schemenhafte Wesen begingen. Israel dagegen wird als sehr lebendiges, gegenwärtiges und aggressives Gemeinwesen dargestellt, eben ein Pulverfass. Eine Änderung im Vergleich zu noch vor wenigen Jahren liegt darin, dass man früher aus verbliebenem Anstand in den Medien oft einen zeitlichen Abstand zwischen Holocaust und den "schlimmen" Taten Israels ließ. Israel gleichzeitig zum Gedenken an die Pogromnacht zu verteufeln, das war eine Ausnahme, jetzt ist es zur Regel geworden.
Was sagte Günther Rühle zu Ignaz Bubis, als dieser gegen das antisemitische Theaterstück: "Der Müll, die Stadt und der Tod" protestiert hatte? "Das ist das Ende der Schonzeit für die Juden!" Im ähnlichen Geist halten es die Medien. Wozu Rücksicht nehmen? Vom Holocaust können die Gedanken automatisch auf die bösen Taten der Israeli gelenkt werden.
anne.c - 9. Nov, 00:02