Gedanken über Antisemitismus
Ab und zu besuche ich eine Veranstaltung, die den Antisemitismus zum Thema hat. Weil dort eine Anzahl von fremden Menschen zusammenkommt, die sowohl aus ihrer Hilflosigkeit angesichts des Themas oder auch aus einer gewissen Besessenheit keinen Hehl machen. Immer sind die Gespräche der Menschen interessanter als die Vorträge selbst. So lernte ich bei solch einer Tagung einen pensionierten Verfassungsrichter kennen, der sich als Besucher dazu berufen fühlte, bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit auf den „Unrechtsstaat Israel und das Leid der Palästinenser“ hinzuweisen. Sein Auftreten hatte etwas von Besessenheit – ich bekam eine Ahnung davon, was Antisemitismus sein könnte. Es fielen Worte wie: „Gaza ist ein Gefängnis“ oder „jüdische Lobbygruppen mischen sich in die Politik ein“. Er ergriff das Wort, hielt Vorträge über die Entstehung Israels, ob es zum Thema passte oder nicht. Die Veranstalter erwiesen sich meist hilflos ihm gegenüber und wagten nicht, ihn darauf hinzuweisen, dass seine Ausführungen fehl am Platz wären.
Bei einer vor einigen Wochen stattgefundenen Tagung über Antisemitismus kam mir als erstes der Verfassungsrichter vor die Augen, so dass ich mir vorkam wie im Märchen vom Hasen und Igel: „Ich bin all hier!“ Diesmal hielten Referenten aus 5 osteuropäischen Ländern profunde Vorträge, wie es mit dem Antisemitismus in ihren Ländern ist, ob und wie er sich entwickelt hat, was für markante Zwischenfälle es in der Geschichte gegeben hat, wie sich die Besetzung durch die Deutschen auf das Verhalten der Bevölkerung ausgewirkt hat. Ein tschechischer Botschaftsrat referierte über den ersten Präsidenten der Republik, Tomas Masaryk, der sehr dazu beigetragen hat, dass es in Tschechien kaum Antisemitismus gibt. Der Referent berichtete über den legendären Hilsner Prozess, der etwa mit dem berühmten Dreyfuss Prozess zu vergleichen ist, und bei dem der junge Rechtsprofessor Masaryk eine ähnliche Rolle einnahm, wie in Frankreich der Schriftsteller Emile Zola. Ein jüdischer Hausierer war des Ritualmordes angeklagt, und Professor Masaryk konnte die Anklage widerlegen und verhalf dazu, dass das Todesurteil gegen den Hausierer Hilsner zurück genommen wurde. Der Vortrag ging weiter, und auf Nachfrage, wie es in der Gegenwart wäre, sagte der Botschaftsrat, dass Antisemitismus in Tschechien eigentlich nur von dort lebenden Palästinensern, also von außerhalb, ausgeht.
Da war das Stichwort für den Verfassungsrichter gefallen. Er fragte, wie es möglich sei, Palästinenser und Vorfälle aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts in einem Atemzug zu nennen. Den Tschechen brachte das nicht im Geringsten in Verlegenheit: „Sie haben in meinem Vortrag auf dem Bildschirm die Abbildungen der antisemitischen Stereotype gesehen, die während der Hilsner Hysterie gedruckt und verbreitet wurden. Genau solche Abbildungen werden heute von Palästinensern über Juden verbreitet“. Die Antwort war so einfach, klar und verständlich, dass dem Verfassungsrichter keine Entgegnung einfiel.
Bei einer vor einigen Wochen stattgefundenen Tagung über Antisemitismus kam mir als erstes der Verfassungsrichter vor die Augen, so dass ich mir vorkam wie im Märchen vom Hasen und Igel: „Ich bin all hier!“ Diesmal hielten Referenten aus 5 osteuropäischen Ländern profunde Vorträge, wie es mit dem Antisemitismus in ihren Ländern ist, ob und wie er sich entwickelt hat, was für markante Zwischenfälle es in der Geschichte gegeben hat, wie sich die Besetzung durch die Deutschen auf das Verhalten der Bevölkerung ausgewirkt hat. Ein tschechischer Botschaftsrat referierte über den ersten Präsidenten der Republik, Tomas Masaryk, der sehr dazu beigetragen hat, dass es in Tschechien kaum Antisemitismus gibt. Der Referent berichtete über den legendären Hilsner Prozess, der etwa mit dem berühmten Dreyfuss Prozess zu vergleichen ist, und bei dem der junge Rechtsprofessor Masaryk eine ähnliche Rolle einnahm, wie in Frankreich der Schriftsteller Emile Zola. Ein jüdischer Hausierer war des Ritualmordes angeklagt, und Professor Masaryk konnte die Anklage widerlegen und verhalf dazu, dass das Todesurteil gegen den Hausierer Hilsner zurück genommen wurde. Der Vortrag ging weiter, und auf Nachfrage, wie es in der Gegenwart wäre, sagte der Botschaftsrat, dass Antisemitismus in Tschechien eigentlich nur von dort lebenden Palästinensern, also von außerhalb, ausgeht.
Da war das Stichwort für den Verfassungsrichter gefallen. Er fragte, wie es möglich sei, Palästinenser und Vorfälle aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts in einem Atemzug zu nennen. Den Tschechen brachte das nicht im Geringsten in Verlegenheit: „Sie haben in meinem Vortrag auf dem Bildschirm die Abbildungen der antisemitischen Stereotype gesehen, die während der Hilsner Hysterie gedruckt und verbreitet wurden. Genau solche Abbildungen werden heute von Palästinensern über Juden verbreitet“. Die Antwort war so einfach, klar und verständlich, dass dem Verfassungsrichter keine Entgegnung einfiel.
anne.c - 15. Okt, 10:04
Es ist schon erschreckend,
Und zwar mehr von links - will heißen rotgrünrosa, als von irren Neonazis oder dumpfen deutschen Judenhassern, und dann gibt es noch die mit der "Zionistischen Weltverschwörung", die ja mehr rechts sind ... Da treffen sich die Ränder.
Von den Zuwandernden will ich jetzt mal schweigen.