„Gaza Monologe“ im Theater Greifswald im Rahmen der „Entwicklungspolitischen Tage“

Am 11.11. 2016 besuchte ich im Theater Greifswald eine Veranstaltung, die den Titel „Gaza Monologe“ trug. Sie fand im Rahmen der Entwicklungspolitischen Tage (was immer das auch sein mag) des Eine-Welt-Landesnetzwerk M-V statt. Dieses Netzwerk ist ein Dachverband von Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen aus Mecklenburg-Vorpommern, die für weltweite Gerechtigkeit und zukunftsfähige Entwicklung einstehen. Immer schon interessierte ich mich mehr für Dinge in der Nähe, als für die, die in der „großen Welt“ stattfinden. Netzwerke, von denen man zwar kaum etwas weiß, die aber vor Ort agieren, können interessant sein. Immerhin hatten die Flyer zu dieser Veranstaltungsreihe, die unter der großen Überschrift „Krieg und Frieden“ stand, in einer evangelischen Kirche ausgelegen. Der Titel „Gaza-Monologe“ verhieß nichts Gutes. Aktuell schien das Stück nicht zu sein, da im Augenblick Kriege in anderen Regionen und in ganz anderen Dimensionen stattfinden. Mein Verdacht, dass sozusagen der Prototyp des Kriegs dem Staat Israel zuzuschreiben ist, hat sich durch den Theaterabend erhärtet.

Der Anfang der Veranstaltung musste um etwa eine halbe Stunde verschoben werden, da es technische Probleme gab. So hatte ich Gelegenheit, mir das Publikum anzuschauen. Der „kleine Saal“ war voll besetzt, d. h., es müssen etwa 90 Zuschauer gekommen sein, die wieder zu ca. 80 % aus studentischem Publikum und Angehörigen des „Netzwerkes“ zu bestehen schienen. Einige Araber, ausschließlich junge Männer - wahrscheinlich „Flüchtlinge“, waren eingeladen worden. Wenn sie nicht gerade mit weit ausholenden Umarmungen begrüßt wurden, waren sie in der Wartezeit meistens ihrem Smartphone überlassen. Zu Beginn der Veranstaltung gab es eine Begrüßung durch eine Angehörige des „Netzwerkes“. Zu dem Stück gab es leider weder Programm noch irgendwelche nähere Hinweise. Die Herkunft und Namen der vier jungen arabisch sprechenden Schauspieler wurde nicht bekannt gegeben, zu ihren arabischen Monologen lief aber eine deutsche Übersetzung als Einblendung. Die Schauspieler lieferten neben akrobatischen Einlagen hauptsächlich verbal Eindrücke, die ein Jugendlicher im Krieg haben kann: den Tod von Verwandten, die Zerstörung von Gebäuden, Angst. Interessanterweise bezeichneten sie die umgekommenen Verwandten nicht etwa als unschuldige Opfer, sondern als Märtyrer, also als Menschen, die bewusst wegen ihres Glaubens oder ihres Bekenntnisses zu Tode kamen. Dass die Jugendlichen nicht zum Ausdruck brachten, dass die Gaza-Kriege aus jahrelangem Raketenbeschuss Israels aus Gaza, sowie dem Missbrauch der internationalen Hilfe zum Bau von Terrortunneln entstanden sind, muss man ihnen nicht anlasten. Ich erinnere mich, dass sich in früheren Zeiten und auch heute noch Menschen in Deutschland bitterlich über alliierte Bombenangriffe beklagten (meine eigene Tante ist ihnen zum Opfer gefallen), und sich wenig darum scherten, was das deutsche Heer in der Welt angerichtet hat. So geht es im Leben zu. Jeder nimmt sich selbst als das Wichtigste wahr.

Es ist möglich, dass ich im Publikum als eine Subversive identifiziert wurde, denn Klatschen brachte ich zu Ende des Stückes nicht übers Herz, während ich um mich herum Begeisterungsrufe vernahm. Als ich das Theater verließ, warteten unten einige weitere Flüchtlinge, von denen ich den Eindruck hatte, dass der Besuch eines Theaters auch wenn das Stück arabischsprachig war, sie langweilen würde. Vielleicht hatten sie aber Angst, dass das Thema traumatische Erinnerungen hervorrufen könnte.

Auf weitere Besuche von Veranstaltungen des Netzwerkes werde ich verzichten, und so bleibt mir der Abend über das „bunte Bild des vielfältigen Iran“ in Güstrow, der Workshop mit islamischen Frauen in dem ein möglichst lebensechtes Bild der Frauen im Islam gezeigt wird sowie ein Workshop über die Wasserfrage und Kriege, beides in Rostock, vorenthalten. Über Letzteres bin ich durch die ARD, Martin Schulz und Mahmoud Abbas bereits genügend aufgeklärt.

Im Luftreich des Traums

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