Filme über den Holocaust

1978 lief im Fernsehen der inzwischen berühmte Film „Holocaust“. Vor Kurzem kam, ebenfalls im Fernsehen, eine Reportage über diesen Film. Über die Erinnerungen von einigen inzwischen gealterten Darstellern aus dem Film, dem Produzenten, über Umstände seiner Entstehung und der Aufführung, von der Wirkung auf die deutsche Bevölkerung. Garniert mit verschiedenen Szenen aus dem Film. Nun habe ich den Film „Holocaust“ damals nicht gesehen – in der DDR wurde er nicht gezeigt -, aber die ausführliche Berichterstattung im Radio verfolgte ich. Ich war schon damals gespalten in meiner Einstellung zu dem Film, ebenso wie ich es heute bin.

Erst die Serie „Holocaust“ hätte einem großen Teil der Deutschen die Augen über diese schrecklichen Geschehnisse geöffnet. Wenn man sich den Verlauf der Geschichte vor Augen hält, ist das verständlich. Durch die Zerstörung der deutschen Städte, die Flucht und Vertreibung eines Teils der Bevölkerung, durch die Teilung des Landes hatte man genug mit sich selbst zu tun, als sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. (Insofern kann man den Niedergang Deutschlands als Glücksfall ansehen, denn hinter dem Niedergang verschwand alles bzw. wurde in die Versenkung verschoben). Dass es 33 Jahre dauerte, bis man wahrnahm, was man verbrochen hatte, wie man versucht hatte, ein ganzes Volk auszurotten und dazu die Länder zerstörte, in denen dieses Volk seit Jahrhunderten gelebt hatte, ist dann eher ein Armutszeugnis. Dazu die Tatsache, dass dieser Film aus weiter Ferne, aus den USA, kam. Vielleicht ist es trotzdem gut, dass die Serie gelaufen ist, angeblich hat sie sich ja die Hälfte der Bevölkerung angesehen und war erschüttert. Und daraus mögen gedeihliche Initiativen entstanden sein, menschlich Beziehungen, die dazu beitrugen, dass man sich mit den Juden und auch mit dem Land Israel befasste. Dass man ein Gefühl dafür bekam für die Schrecklichkeit des Geschehens. Nachdem ich nach über 40 Jahren durch die Doku etwas über die Entstehungsgeschichte erfuhr, über die Ergriffenheit der Protagonisten, über die Sorgfalt, mit der die Serie produziert wurde, hatte ich etwas mehr Verständnis dafür als am Anfang.

aber trotzdem……. Ein Spielfilm ist ein Spielfilm, der für die Zuschauer mehr Unterhaltung ist als Wissensvermittlung. Da ist so viel Grün zu sehen, zurechtgestylte Kleidung, auch wenn es Häftlingskleidung ist, sentimentale Szenen, denen man die Anweisungen des Regisseurs ansieht, Menschen, denen man ansieht, dass sie in Häftlingskleider gesteckte Schauspieler sind. So grausam manche Szenen sind, der Film trägt doch dazu bei, den Holocaust zu verniedlichen. (Ähnlich wie in dem Film „The Zone of Interest“, den ich für einen desinformierenden Film halte, einen Film, bei dem man merkt, wie ein Regisseur, in seinen eigenen Ideen schwelgt). Allerdings stellt die „Holocaust“-Serie nicht den Anspruch, eine Übersicht über alles Geschehen zu geben, aber die Zuschauer empfinden es so. Jetzt wissen wir, wie es war!

Was es mit Filmen jener Art auf sich hat, kann man erkennen, wenn man sich ihre Wirkung ansieht. So richtig aufgerüttelt haben sie die deutsche Bevölkerung nicht. (Wenn ich dem Film „Holocaust“ auch viele positive Tendenzen zugestehe). Aufgerüttelt hat die deutsche Bevölkerung die Rede von Martin Walser bei der Friedenspreisverleihung 1998. In unzähligen Leserbriefen und Kommentaren konnte man lesen, wie die Saat aufgegangen war, die er mit seiner Rede gesät hat. Da gaben sich viele Leute zu erkennen, und das oft mit heißem Herzen. Das Fazit ihrer Erkenntnisse war: „Ich bin es leid!“ Vielleicht war es so, dass es vom Erschrecken über den Holocaust bis man des Erschreckens leid war, genau 20 Jahre gewährt hat.

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