Einteilung in "böse" und (selten) in "gute Israeli

Leider wieder das gleiche Thema. Ich würde gern anderes schreiben, aber der leidige Antisemitismus schwirrt einem um die Ohren, es sind kleine Episoden, Nachrichten, die an einem vorbei rauschen. Doch es scheint System zu sein, immer wieder etwas so nebenbei zu hören, damit man sich nicht selbst damit auseinandersetzt und man verinnerlicht: wie „böse“ die Israeli sind. So wurde immer und immer wieder und sehr ausführlich berichtet, dass der „böse“ israelische Finanzminister davon gesprochen hätte, man solle die Bewohner von Gaza „aushungern“ lassen, bis die Geiseln frei gegeben würden.

Die Aufregung war gewaltig, die moralische Empörung, das Entsetzen, die Verurteilungen. Ganz davon abgesehen, dass dieser Minister immer wieder als „rechtsextrem“ bezeichnet wird. „Rechtsextrem“, das assoziiert: Nazis, Faschismus, Nationalsozialismus. Die staatlich alimentierten Medien sollen den Medienkonsumenten klar machen, dass Israeli die wahren Nazis sind. Nun setzt dieser Minister seine Vorstellungen weder in die Tat um, noch besteht eine Aussicht dazu. Doch „Hunger in Gaza“ ist auch ein Synonym für Antisemitismus. Seit Beginn des Gaza-Kriegs wird von Hunger in Gaza berichtet. Aber: Man bekam keine Hungernden zu Gesicht. In außeröffentlicher Berichterstattung erfuhr man, in welch großer Anzahl Hilfstransporte eintreffen. Allerdings werden aus den Hilfstransporten viele Waren entwendet und auf dem Schwarzmarkt verkauft.

Doch es geht hier nicht um „Hunger in Gaza“, sondern um die gewaltige Empörung von europäischen und deutschen Politikern. Botschafter Seibel, der UN-Kommissar für Menschenrechte Thürck, das Auswärtige Amt, die Medien sowieso sind außer sich. Wo bleibt ihre Empörung nach Äußerungen von iranischen Führern, Hamas und Hisbollah, wenn sie allen Israeli den Tod androhen? (Der 7.Oktober wird sich immer und immer wieder wiederholen…., in Teheran steht eine Uhr, die die Zeit rückwärtig zählt, bis Israel ausgelöscht sein wird usw.) Wenn man sich dann noch vor Augen hält, was Deutsche mit Juden angerichtet haben, damals. Da gab es eine Barbarei von Seiten der Deutschen, nicht nur gegen Juden, sondern gegen die Angehörigen aller unterjochter Völker. Das muss man nicht bei jeder Gelegenheit wiederholen, aber die Arroganz, Herablassung, die moralische Empörung, die könnte man zumindest unterdrücken. Damit fordert man die Erinnerung an die Zeiten, in dem die Welt am deutschen Wesen genesen sollte, geradezu heraus. Die Arroganz, Herablassung und moralische Empörung, die sind ein Spiegelbild der „damaligen“ Weltbeherrschungsphantasien.

Als Illustration ein kleines Erlebnis. Wir saßen in einer kleinen Geburtstagsrunde zusammen, ein israelisches Buch (von Chaim Noll) lag auf dem Geburtstagstisch. Die Sprache kam auf Israel (nicht auf die aktuelle Situation): das wäre ein sehr interessantes Land, sehr beeindruckend, da gäbe es auch eine sehr aktive Friedensbewegung, die Leute sind da längst nicht alle so wie Netanjahu. Das klang harmlos, aber ich dachte doch, wie seltsam es ist, dass es in Deutschland so gut bekannt ist, wer ein guter oder wer ein „böser“ Israeli ist.

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