Eins greift ins andere (Ein Erlebnisbericht in fünf Teilen)
Im Sommer 2017 nahm ich in einer evangelischen Akademie in Güstrow an einem Seminar teil, das die Überschrift „Antisemitismus in den Medien“ trug. Ein wenig irreführend war der Titel, denn Medien spielten hier eine untergeordnete Rolle. Mich interessierten die Medien schon, höre ich doch oft im DLF, den Sender, der bei uns oft läuft, bösartige Beiträge, fein säuberlich und politisch korrekt immer auf „Israel“ bezogen und nicht auf „Juden“, die man aber eindeutig als antijüdisch identifizieren kann.
Das Seminar war in vieler Hinsicht hoch interessant, leider muss ich sagen, dass mir in Erinnerung besonders der Satz eines „Antisemitismusforschers“, einem jungen Mann mit zwei Doktortiteln, geblieben ist: „An dem, was man den Juden vorwirft, ist immer ein Körnchen Wahrheit“. Schlagartig erkannte ich viel über Antisemitismus und stellte die Vermutung an, dass Antisemitismusforscher entweder so gebannt auf den Antisemitismus starren, dass sie selbst davon eingenommen werden oder dass gerade ihr Hang zum Antisemitismus sie dazu leitet, diesen zu erforschen.
Interessant war die Veranstaltung ebenfalls in Bezug auf seine Teilnehmer. Ja, vielleicht interessierten diese mich mehr, als das etwas gestelzte Dozieren der jungen Referenten. Die Teilnehmer am Seminar waren eher zurückhaltend, manche wirkten unsicher, sie wollten etwas wissen, was sie dann aber doch nicht unbedingt wissen wollten. Denn sie kamen größtenteils aus christlichen Kreisen und konnten es schwer ertragen, dass „ihr“ Luther oder „ihr“ Bach auf irgendeine Weise diskreditiert werden könnten. Sie schienen sich vorzustellen, dass „Antisemitismus“ etwas Abstraktes und Statisches ist, und dass man entweder Antisemit ist oder eben nicht. Dass es Ursachen und Wirkungen, Wurzeln, Haupt- und Nebeneinflüsse geben, dass man zu etwas mehr oder weniger tendieren kann, oder dass etwas existieren könnte, was man Geist nennt, schien kaum im Bewusstsein zu sein.
Ein besonderer und herausragender Teilnehmer war ein ehemaliger Verfassungsrichter, der immer wieder und bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit auf den „Unrechtsstaat Israel“, über den er bestens Bescheid wusste obwohl er nie dort war, zu sprechen kam, was meine Vermutung über die Mutierung von Judenfeindlichkeit zu Israelfeindlichkeit erhärtete. Obwohl ihm kaum widersprochen wurde – eher aus Unvermögen als aus Einverständnis – fühlte er sich, wie er zum Schluss sagte, unverstanden, sogar angefeindet. Einige male hatte ich ihn im Verlauf des Seminars heftig zurecht gewiesen, mir wurde dabei von anderen Teilnehmern oder dem Seminarleiter ebenfalls nicht widersprochen, aber auch nicht zugestimmt.
Das Seminar war in vieler Hinsicht hoch interessant, leider muss ich sagen, dass mir in Erinnerung besonders der Satz eines „Antisemitismusforschers“, einem jungen Mann mit zwei Doktortiteln, geblieben ist: „An dem, was man den Juden vorwirft, ist immer ein Körnchen Wahrheit“. Schlagartig erkannte ich viel über Antisemitismus und stellte die Vermutung an, dass Antisemitismusforscher entweder so gebannt auf den Antisemitismus starren, dass sie selbst davon eingenommen werden oder dass gerade ihr Hang zum Antisemitismus sie dazu leitet, diesen zu erforschen.
Interessant war die Veranstaltung ebenfalls in Bezug auf seine Teilnehmer. Ja, vielleicht interessierten diese mich mehr, als das etwas gestelzte Dozieren der jungen Referenten. Die Teilnehmer am Seminar waren eher zurückhaltend, manche wirkten unsicher, sie wollten etwas wissen, was sie dann aber doch nicht unbedingt wissen wollten. Denn sie kamen größtenteils aus christlichen Kreisen und konnten es schwer ertragen, dass „ihr“ Luther oder „ihr“ Bach auf irgendeine Weise diskreditiert werden könnten. Sie schienen sich vorzustellen, dass „Antisemitismus“ etwas Abstraktes und Statisches ist, und dass man entweder Antisemit ist oder eben nicht. Dass es Ursachen und Wirkungen, Wurzeln, Haupt- und Nebeneinflüsse geben, dass man zu etwas mehr oder weniger tendieren kann, oder dass etwas existieren könnte, was man Geist nennt, schien kaum im Bewusstsein zu sein.
Ein besonderer und herausragender Teilnehmer war ein ehemaliger Verfassungsrichter, der immer wieder und bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit auf den „Unrechtsstaat Israel“, über den er bestens Bescheid wusste obwohl er nie dort war, zu sprechen kam, was meine Vermutung über die Mutierung von Judenfeindlichkeit zu Israelfeindlichkeit erhärtete. Obwohl ihm kaum widersprochen wurde – eher aus Unvermögen als aus Einverständnis – fühlte er sich, wie er zum Schluss sagte, unverstanden, sogar angefeindet. Einige male hatte ich ihn im Verlauf des Seminars heftig zurecht gewiesen, mir wurde dabei von anderen Teilnehmern oder dem Seminarleiter ebenfalls nicht widersprochen, aber auch nicht zugestimmt.
anne.c - 23. Okt, 17:55