Die Diskutanten

Vor Kurzem las ich einen interessanten Artikel von Alex Feuerherd, (Aufklärung als Naivitätsverlust) in dem dieser Journalist berichtet, wie er vor einem kleinen Publikum einen Vortrag zum Thema „Israel, Palästina und das Wasser“ hielt. Er wollte, gut recherchiert, darüber aufklären, wie es auf diesem Gebiet mit der Gewinnung und der Verteilung von Wasser wirklich bestellt ist, um dem weit verbreiteten Vorurteil: `Die Israeli stehlen den Palästinensern das Wasser´ entgegen zu wirken. Möglicherweise war er vom Auftritt des Präsidenten des europäischen Parlaments Martin Schulz in der Knesseth dazu inspiriert. Der Vortrag fand tatsächlich statt, aber in der darauf folgenden Diskussion stellte sich heraus, dass das Publikum, zumindest einige rabiate Diskussionsteilnehmer nichts von den Recherchen des Referenten glaubten, dagegen aber ohne jegliche eigene Belege meinten, sehr wohl über die Wassersituation Bescheid zu wissen. Sie hatten ein vernichtendes Urteil über Israel und gaben das lautstark kund. Dem Journalisten, dem unterstellt wurde, er sei von Israel für seinen Vortrag bezahlt, war diese Art der Diskussion nicht unbekannt.

Für mich war der Artikel ein Déjà-vu und so konnte ich den Text bestens nachvollziehen. Nicht, dass ich Vorträge hielte, selbst von Diskussionen halte ich mich meistens fern. Eins aber habe ich des Öfteren erlebt. Die Rede kam – man weiß nicht einmal wie – auf Juden oder Israel und schon herrschte völlige Irrationalität in der Runde. Es war auch kein Gespräch mehr möglich, man ging nicht aufeinander ein oder versuchte einzelne strittige Fragen zu klären. Manchmal hatte ich fast Mitleid mit den erbitterten Diskussionsteilnehmern, denn es schien, sie wären in ihrem Innersten getroffen. Zwei Beispiele gebe ich an. Sie sind belanglos aber bezeichnend:

1. „Sharon (es war zu seinen aktiven politischen Lebzeiten) ist wie Hitler“. Meine Zwischenfrage: „Vernichtet er Menschen in Gaskammern?“ Die Antwort kommt prompt: „Er würde es, wenn er es sich leisten könnte!“

und

2. „Die Israeli sind wie die Nazis“ Zum Glück protestierte noch ein Zweiter mit mir, und wir fragten beide erneut nach den Gaskammern. Die Antwort:„Israel ist jetzt erst auf der Stufe wie es Deutschland 1935 war“.

Wenn ein intelligenter Mensch zu solch einer Antwort fähig ist, kann nur Hysterie im Spiel sein. Meine private Definition für Hysterie heißt: Ein Hysteriker weiß auf jede Frage sofort eine ihm passende Antwort. Antisemitismus ist für mich die schlimmste Form von Hysterie.
marthatereza - 15. Okt, 23:37

Genau das Gefühl habe ich auch immer, wenn es um Israel oder Palästina geht, dass es viele gibt, die völlig unrational und aus irgendwelchen Gründen hochemotional und hysterisch Israel in den Boden stampfen und das macht mich immer ganz hilflos. Ich finde es gut, dass Du bei der Diskussion dagegen gehalten hast.

jfalch - 16. Okt, 01:08

Psychologisch gesehen ist das wohl richtig; praktisch sind diese "Hysteriker" einfach nur Faschisten.

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