"Denk ich an Deutschland"…,

so heißt eine Reihe, die am Sonntagvormittag im Deutschlandfunk gesendet wird. Und wie es das Leben will, läuft in der Küche fast immer DLF (ob es gefällt, was gesendet wird oder nicht), und ausgerechnet am Sonntagmorgen höre ich beim Frühstück diese etwa 8 Minuten lange Sendung, in der auf irgendeine Art und Weise Prominente sich Gedanken über Deutschland machen. Viel über das Land ist dabei nicht zu erfahren, mehr aber über den Referenten, der sich dort äußert. Die Beiträge sind so verschiedenartig wie es ihre Schöpfer sind.

Am letzten Sonntag war der Schriftsteller Frank Schätzing an der Reihe. So hörte ich etwas näher hin, im Wissen darüber, dass er mehrere Bestseller geschrieben hat, spannende Ökothriller und Krimis. Da ich aber nichts davon gelesen hatte, fand ich diese Sendung eine gute Gelegenheit, um mir ein Bild von dem Schriftsteller zu machen.

Als erstes definierte Frank Schätzing Deutschland im Allgemeinen, dass es ein Teil der Weltgemeinschaft sei, und dass es wie nur wenige andere Staaten Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen verwirklicht habe. Einen Minuspunkt verlieh er seinen Einwohnern darin, dass sie zu wenig Humor haben und nicht über sich selbst lachen können. Und sich oft als schuldig an allen Übeln der Welt fühlen. Mit einem blitzschnellen Gedankenpurzelbaum war er in Israel. Denn in Israel habe man zu ihm gesagt: "Hört endlich mit eurer Selbstgeißelung auf, damit geht ihr uns auf den Sack!", so zitierte er. Und das brachte damals Frank Schätzing dazu, aus der Geschichte zu lernen und festzustellen, dass Deutschland immer mehr Verantwortung trägt, nicht unbedingt militärisch, sondern moralisch und mit gutem Rat, dort wo es schlimme Dinge und Massenmord gebe, beispielswese im Nahen Osten, wobei nähere Ortsbestimmung fehlte. Schon wieder purzelten seine Gedanken blitzschnell nach Israel, denn dort und in der Westbank sei ihm gesagt worden, dass Deutschland sich in dieser Weltgegend viel stärker einbringen solle. Wie, das erklärte er nicht. Doch der Gedanke, Israel belehren zu wollen schien seine Obsession zu sein.

Es folgten dann ein paar Sentenzen über seine Heimatstadt Köln, über den Musik- und Kunstgeist der Deutschen, der sich überhaupt nicht scheue, neue Wege zu gehen.

Danach machte ich mir selbst Gedanken. Warum hat der Beitrag auf mich gewirkt, als käme er aus einer Sprechmaschine? Der man einige Sentenzen aus beliebten Klischees eingibt, und schon fügt sich alles von selbst zusammen? Die meisten Sätze hatte ich in leichter Variation schon gehört. Es gab nicht einen Gedanken, der uns in den Medien und anderswo nicht immer wieder präsentiert würde. Der Beitrag kam nicht nur wie aus einer Sprech-, sondern auch wie aus einer Gedankenmaschine.

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