Auf den schlesischen Wällen
Ende der 70-ger Jahre, wir waren jung verheiratet, entstand in unserer Kirchengemeinde ein Gesprächskreis. Wir waren nur wenige Teilnehmer, die sich ab und zu zwanglos zu dem einen oder anderen Thema unterhielten. Mein Mann und ich gingen brav dorthin, obwohl wir, damals mit unserem kleinen Kind beschäftigt, nicht so großen Bedarf nach Gesprächen hatten.
Vielleicht der erste dieser Gesprächsabende war (wahrscheinlich) dem 40. Jahrestag des Beginns des zweiten Weltkriegs gewidmet. Ich kann mich nur an ganz wenig davon erinnern, ich glaube, wir waren nur 4 oder 5 Teilnehmer. Als erstes erzählte uns Pastor S. wie es war als er, noch ein Jugendlicher, das erste mal eine Ahnung davon bekommen hatte, wie unbarmherzig die Angehörigen der besiegten Völker von den Deutschen behandelt wurden. Als 15-jähriger war seine HJ-Gruppe dazu abkommandiert worden, in Schlesien, wo er damals zu Hause war, Wallanlagen zu errichten für den Fall, dass der Feind anrücken wird. Die Hauptarbeit dabei leisteten polnische Zwangsarbeiter, die von ihren Aufsehern wie Sklaven behandelt wurden. Das empörte einige der Jugendlichen, die bis dahin von solchen Verhaltensweisen nichts mitbekommen hatten, und manche, zumindest der junge Herr S. begannen anders über den Krieg zu denken.
Herr S. kann lebendig und anschaulich erzählen, und so blieb uns das Bild der jungen HJ-Schüler, die die schlesischen Wälle aufschütteten, bis heute vor Augen. Nicht zuletzt wegen seiner lebendigen Schilderung wurde der Ausdruck „auf den schlesischen Wällen“ zu einer geflügelten Redensart bei uns. Ebenso eindrücklich ist allerdings für uns auch das Ende des Gesprächs: Wir, die wir mit den Tatsachen aufgewachsen sind, wie sie nach 1945 existierten und uns auch nichts anderes vorstellen konnten, trauten unseren Ohren nicht, als Herr S., der wohl etwas „Versöhnliches“ über die Polen sagen wollte, den Satz etwa so anfing: „…….Versöhnung mit den Menschen, die jetzt…….“ , und dann stockte seine Rede und stockte, und es ging nicht weiter, und er konnte das einfach nicht über die Lippen bringen, was er hätte sagen sollen, und dann beendete er den Satz: „……in den Gebieten leben, die heute unter polnischer Verwaltung stehen!“
Vielleicht der erste dieser Gesprächsabende war (wahrscheinlich) dem 40. Jahrestag des Beginns des zweiten Weltkriegs gewidmet. Ich kann mich nur an ganz wenig davon erinnern, ich glaube, wir waren nur 4 oder 5 Teilnehmer. Als erstes erzählte uns Pastor S. wie es war als er, noch ein Jugendlicher, das erste mal eine Ahnung davon bekommen hatte, wie unbarmherzig die Angehörigen der besiegten Völker von den Deutschen behandelt wurden. Als 15-jähriger war seine HJ-Gruppe dazu abkommandiert worden, in Schlesien, wo er damals zu Hause war, Wallanlagen zu errichten für den Fall, dass der Feind anrücken wird. Die Hauptarbeit dabei leisteten polnische Zwangsarbeiter, die von ihren Aufsehern wie Sklaven behandelt wurden. Das empörte einige der Jugendlichen, die bis dahin von solchen Verhaltensweisen nichts mitbekommen hatten, und manche, zumindest der junge Herr S. begannen anders über den Krieg zu denken.
Herr S. kann lebendig und anschaulich erzählen, und so blieb uns das Bild der jungen HJ-Schüler, die die schlesischen Wälle aufschütteten, bis heute vor Augen. Nicht zuletzt wegen seiner lebendigen Schilderung wurde der Ausdruck „auf den schlesischen Wällen“ zu einer geflügelten Redensart bei uns. Ebenso eindrücklich ist allerdings für uns auch das Ende des Gesprächs: Wir, die wir mit den Tatsachen aufgewachsen sind, wie sie nach 1945 existierten und uns auch nichts anderes vorstellen konnten, trauten unseren Ohren nicht, als Herr S., der wohl etwas „Versöhnliches“ über die Polen sagen wollte, den Satz etwa so anfing: „…….Versöhnung mit den Menschen, die jetzt…….“ , und dann stockte seine Rede und stockte, und es ging nicht weiter, und er konnte das einfach nicht über die Lippen bringen, was er hätte sagen sollen, und dann beendete er den Satz: „……in den Gebieten leben, die heute unter polnischer Verwaltung stehen!“
anne.c - 5. Nov, 16:01