Briefwechsel

Ein Brief von der "Aktion Sühnezeichen" erreichte mich. Es handelte sich um eine Einladung zu einer Ausstellungseröffnung über den tschechischen Humanisten Přemysl Pitter. Unter anderem wurde in der Einladung der Lebenslauf von P.P. widergegeben, den ich wörtlich wiedergebe:

"Přemysl Pitter (1895 - 1976) war Kriegsfreiwilliger der österreichisch-ungarischen Armee im ersten Weltkrieg und wurde unter den Eindrücken des Krieges zum überzeugten Pazifisten. 1933 gründete er das Kinderheim Milíčův dům in Prag. Während der Zeit der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei ab 1939 nahm er unter Lebensgefahr jüdische Kinder in sein Kinderheim auf. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann Pitter, für aus den Konzentrationslagern befreite, elternlose jüdische Kinder Heime aufzubauen. Pitter nahm auch deutsche Waisenkinder in seine Heime auf und rettete hunderte Kinder vor dem Tod in tschechoslowakischen Internierungslagern."

So weit Aktion Sühnezeichen

Ich hatte zwar gehört, dass es unmittelbar nach dem Krieg und später im Zuge der Vertreibung der Sudetendeutschen Übergriffe und Massaker an Deutschen gegeben hatte, dass Menschen unter den Bedingungen der Internierung und der Abschiebung starben, aber nie hatte ich gehört, dass Kinder in Internierungslager systematisch getötet wurden. Ich bat in folgendem Brief Aktion Sühnezeichen, mir eine Quelle für diese Behauptung (die aus der Formulierung hervor geht) zu nennen.

"Sehr geehrte Frau S.
vielen Dank für Ihre Einladung zu der Ausstellung über Přemysl Pitr, die ich mir sicher im Laufe der Ausstellung ansehen werde. Ich kenne selbst eine Frau, die zeitweise in einem Heim, das unter seiner Leitung stand, lebte. Der Text Ihrer Einladung ruft allerdings Irritationen hervor. Es heißt, P.P. rettete hunderte Kinder vor dem Tod in tschechoslowakischen Internierungslagern. Ich weiß, dass es bei der Vertreibung der Deutschen in der Tschechoslowakei zu Übergriffen mit Todesfolgen kam, dass Menschen aus verschiedensten Gründen zu Tode kamen, und Kinder sicher auch an Unterernährung und Krankheiten gestorben sind. Jedoch habe ich nie, wirklich nie, gehört oder gelesen, dass Kinder in Internierungslagern getötet wurden. Sie müssen dort etwas durcheinander bringen mit dem was Kindern in deutschen KZs geschah und was in Internierungslagern geschah. Können Sie mir bitte eine seriöse Quelle benennen dafür, dass Kinder in tschechischen Internierungslagern unmittelbar vom Tod bedroht waren?
Mit freundlichen Grüßen A.C."

Eine Antwort bekam ich darauf nicht. Ich möchte nun nicht Aktion Sühnezeichen diffamieren. Sie wirkte im Lauf ihres Bestehens sicher aufbauend und versöhnend. Sie kann sich nur nicht dem gesellschaftlichen Auftrag entziehen, den ich im gesellschaftlichen Leben in Deutschland erkennen und belegen kann und dem sich nur wenige entziehen: Deutschland immer wieder "Rein zu waschen" von seinen Taten in der Nazizeit. Dazu bedient man sich verschiedenster Mittel, unter anderem der Dämonisierung der Menschen, die unmittelbar von den Deutschen drangsaliert worden waren, in dem man versucht zu behaupten, sie hätten "das Gleiche" (wenn nicht dasselbe) getan. (siehe mein Beitrag 22.1.2012 über die Kinder von Bialystock)

Im Luftreich des Traums

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