Gedenken: 80 Jahre seit Kriegsende (Teil 2)
In unserer Nachbarstadt fand eine große Veranstaltung zum 80. Jahrestag des Kriegsendes statt. Es war ein fulminantes Zusammentreffen von Bürgern der Stadt und Nachkommen von ehemaligen Insassen von verschiedenen Kriegslagern, die dort existiert hatten. Das bedeutendste Lager war ein Stalag-Lager, in dem Kriegsgefangene der alliierten Luftwaffe gefangen gehalten wurden. Ein Glück für die Stadt, die aus diesem Grund von Bombardierung verschont worden war.
Dazu gab es ein berüchtigtes Außenlager des KZ Ravensbrück, weiterhin ein separates Lager für sowjetische Kriegsgefangene und verschiedene Unterkünfte für Zwangsarbeiterinnen. Vor gut 20 Jahren hatte schon einmal so ein Treffen stattgefunden, nachdem in den 90-ger Jahren eine sehr engagierte Archivarin viele Schicksale und die Geschichte der Lager recherchiert hatte und mit so vielen ehemaligen Häftlingen wie möglich in Kontakt getreten war. Ein entsprechender Verein stand ihr zur Seite. Damals dachte man, dass das Treffen eine Art Abschluss des Geschehens wäre, denn die Zeitzeugen werden in Zukunft schwieriger reisen können und zu alt werden. Aber nein – das Interesse ist genauso groß, denn die Kinder der Zeitzeugen bekunden ebenso großes Interesse wie ihre Väter und Mütter. Sie waren aus allen Teilen der Erde gekommen, bis hin aus Australien. Die Umgangssprachen waren englisch und manchmal deutsch, es gab Simultanübersetzerinnen, und man sah viele Leute mit kleinen Empfängern und Kopfhörern.

Es gab Kranzniederlegungen, Besichtigungstouren, Kulturprogramm. Am interessantesten war ein intensiver Erzähltag über die Schicksale in den Lagern. Die Nachkommen der Gefangenen wussten sehr gut über die Erlebnisse ihrer Eltern Bescheid und hielten Vorträge darüber. Die Eloquenz der Vortragenden war bewundernswert. Ein Sohn einer Frau, die den Todesmarsch aus dem KZ überlebt hatte, erzählte über die Zwangsarbeit seiner Mutter, den Todesmarsch und die Zustände im KZ. Ein farbiger Westafrikaner, dessen Vater unbedingt Flieger bei der französischen (?) Luftwaffe hatte sein wollen, es mit einigen Hindernissen auch geschafft hatte und später im Stalag Lager gelandet war, hielt einen Vortrag über das Leben seines Vaters. Das „Sahnestück“ der Erzählungen wie schon vor 20 Jahren war der Bericht eines Sohnes darüber, wie der einzige von vielen Tausend Gefangenen, ein Flieger mit dem Spitznamen „Dead shore“, es geschafft hatte, durch einen selbst gegrabenen Tunnel aus dem Lager zu fliehen und in Nächten bis zur Schwedenfähre marschierte (ca. 85 km) , mit der er als blinder Passagier nach Schweden gelangte (also mitten im Krieg verkehrten Fähren zwischen Deutschland und Schweden!)

Sehr berührend ist es auch immer wieder, wenn über die Erschütterung erzählt wird, die die Stalag-Soldaten empfanden, als sie nach ihrer eigenen Befreiung Streifzüge durch die Gegend machten und auf das fast verlassene KZ-Lager stießen und viele Schwerkranke und Tote dort auffanden, bei deren Bergung sie halfen.
Die Stadt hatte sich für dieses Treffen sehr großzügig erwiesen. Schüler aus dem Gymnasium erledigten alle möglichen Dienstleistungen. Es herrschte eine schöne Atmosphäre beim sich gegenseitig wahrnehmen, kennenlernen und austauschen. Die ausländischen Besucher waren sichtlich berührt. Ich sehe in solchen Veranstaltungen nicht etwa ein „Bewältigen“ der Vergangenheit, sondern eine Möglichkeit, Vergangenheit lebendig zu erhalten und Leiden und Erlebnisse der damals Lebenden zu würdigen.
Dazu gab es ein berüchtigtes Außenlager des KZ Ravensbrück, weiterhin ein separates Lager für sowjetische Kriegsgefangene und verschiedene Unterkünfte für Zwangsarbeiterinnen. Vor gut 20 Jahren hatte schon einmal so ein Treffen stattgefunden, nachdem in den 90-ger Jahren eine sehr engagierte Archivarin viele Schicksale und die Geschichte der Lager recherchiert hatte und mit so vielen ehemaligen Häftlingen wie möglich in Kontakt getreten war. Ein entsprechender Verein stand ihr zur Seite. Damals dachte man, dass das Treffen eine Art Abschluss des Geschehens wäre, denn die Zeitzeugen werden in Zukunft schwieriger reisen können und zu alt werden. Aber nein – das Interesse ist genauso groß, denn die Kinder der Zeitzeugen bekunden ebenso großes Interesse wie ihre Väter und Mütter. Sie waren aus allen Teilen der Erde gekommen, bis hin aus Australien. Die Umgangssprachen waren englisch und manchmal deutsch, es gab Simultanübersetzerinnen, und man sah viele Leute mit kleinen Empfängern und Kopfhörern.

Es gab Kranzniederlegungen, Besichtigungstouren, Kulturprogramm. Am interessantesten war ein intensiver Erzähltag über die Schicksale in den Lagern. Die Nachkommen der Gefangenen wussten sehr gut über die Erlebnisse ihrer Eltern Bescheid und hielten Vorträge darüber. Die Eloquenz der Vortragenden war bewundernswert. Ein Sohn einer Frau, die den Todesmarsch aus dem KZ überlebt hatte, erzählte über die Zwangsarbeit seiner Mutter, den Todesmarsch und die Zustände im KZ. Ein farbiger Westafrikaner, dessen Vater unbedingt Flieger bei der französischen (?) Luftwaffe hatte sein wollen, es mit einigen Hindernissen auch geschafft hatte und später im Stalag Lager gelandet war, hielt einen Vortrag über das Leben seines Vaters. Das „Sahnestück“ der Erzählungen wie schon vor 20 Jahren war der Bericht eines Sohnes darüber, wie der einzige von vielen Tausend Gefangenen, ein Flieger mit dem Spitznamen „Dead shore“, es geschafft hatte, durch einen selbst gegrabenen Tunnel aus dem Lager zu fliehen und in Nächten bis zur Schwedenfähre marschierte (ca. 85 km) , mit der er als blinder Passagier nach Schweden gelangte (also mitten im Krieg verkehrten Fähren zwischen Deutschland und Schweden!)

Sehr berührend ist es auch immer wieder, wenn über die Erschütterung erzählt wird, die die Stalag-Soldaten empfanden, als sie nach ihrer eigenen Befreiung Streifzüge durch die Gegend machten und auf das fast verlassene KZ-Lager stießen und viele Schwerkranke und Tote dort auffanden, bei deren Bergung sie halfen.
Die Stadt hatte sich für dieses Treffen sehr großzügig erwiesen. Schüler aus dem Gymnasium erledigten alle möglichen Dienstleistungen. Es herrschte eine schöne Atmosphäre beim sich gegenseitig wahrnehmen, kennenlernen und austauschen. Die ausländischen Besucher waren sichtlich berührt. Ich sehe in solchen Veranstaltungen nicht etwa ein „Bewältigen“ der Vergangenheit, sondern eine Möglichkeit, Vergangenheit lebendig zu erhalten und Leiden und Erlebnisse der damals Lebenden zu würdigen.
anne.c - 16. Mai, 14:14