Rentnerreisen - damals und heute

Das „West-Reisen“ war in den Gedanken eines Ostbürgers übermächtig: Wer darf, wer darf nicht, dazu die eifrig zwischen Ost und West umherreisenden Rentner. Ich habe sogar einen aufregenden Fall von mehreren zeitweiligen Ost-West Reisen mit Paß- und Identitätstausch erlebt, – es war einfach ein unerschöpfliches Thema. Zwei kleine Anekdoten, die zusammen passen:

Die eine ist noch nicht lange her. Im Steuerbüro fragte mich zum Abschied professionell-freundlich die Angestellte: „Und, geht’s ihnen gut, ist alles in Ordnung“ „Ja, danke…“ Sie ließ nicht locker und fragte, ob auch alles in der Familie gesund und in Ordnung sei. Schon um ihr Fragen loszuwerden, antwortete ich: „Ach ja, mein Mann geht heute in Rente“. Sie strahlte: „Oh, herzlichen Glückwunsch. Dann können sie ja jetzt reisen!“ Ich bedankte mich und lachte nur innerlich, denn sie war zu jung um die Doppeldeutigkeit ihrer Aussage zu begreifen. Sie meinte natürlich den von ihr unterstellten Lebensinhalt eines Rentners: die nun gewonnene Zeit nutzen, um die Welt zu bereisen. Es gab eine Zeit, in der das Erreichen des Rentenalters nur eins bedeutet hatte: Endlich in den Westen reisen zu dürfen!

Mir fiel eine Szene aus den frühen 80-ger Jahren ein. Eine befreundete Ost- und eine Westfamilie trafen bei einem Besuch aufeinander. Je ein kleines Mädchen, 7 und 8 Jahre, gehörten dazu. Die Mädchen waren von keinerlei Ost-West Überlegungen belastet und waren einfach nur neugierig aufeinander. Das Westmädchen erzählte, dass sie in den Ferien in Paris war. Das Ostmädchen antwortete munter, dass sie auch mal nach Paris fahren wird. Ein erstaunter Erwachsener drehte sich nach ihr um und fragte: „Wie willst du denn nach Paris kommen?“ Darin sah das Mädchen überhaupt kein Problem: „Na, wenn ich 60 bin, dann werde ich Rentnerin, und dann kann ich nach Paris fahren.“

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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