Über jüdische Israelkritiker

(Fortsetzung vom 3.6.)

Ebenso verhält sich der US-amerikanische "jüdische Befreiungstheologe" Marc Ellis, der in diesem Forum der "Jungen Kirche" in einem 4 Seiten langen Interview zu Wort kommt. Er behauptet, dass es Menschen gibt, die sagen, Israel habe immer Recht, und diese würden jeden, der anderer Meinung ist, als anti-jüdisch brandmarken. Wie er zu dieser gewagten These gelangt ist, erklärt er nicht.

Insgesamt wird diesem Interview, das von einer der Herausgeberinnen geführt wird, im Forum der Zeitschrift "Junge Kirche" der meiste Platz eingeräumt. Die Fragen sind sachlich neutral, sie hinterfragen aber nichts, und lassen den jüdischen Befreiungstheologen (was immer man darunter zu verstehen hat) seinen Unsinn in die Welt hinein erzählen und durch die Zeitung multiplizieren.

Marc Ellis geht davon aus, dass den Palästinensern mit der Staatsgründung Israels ein großes Unrecht angetan wurde. Und da diese Ungerechtigkeit nicht mit dem Bund zwischen Gott und dem Volk Israel vereinbar ist - denn der Bund ist an Gerechtigkeit gebunden -, ist der Bund vom jüdischen Volk gewichen und wurde auf das palästinensischen Volk übertragen.

Das jüdische Volk habe einige gewissenstreue Juden aufzuweisen, von denen es allerdings verschwindend wenige gebe. Wenn man sich den Artikel durchliest, entdeckt man keinen Namen außer dem von Marc Ellis in dieser Kategorie. Allerdings gibt es auch Palästinenser und Christen, die vom gleichen gewissenstreuen Geist angetrieben, nach Gerechtigkeit suchen. Weiterhin gibt es die "konstantinischen Juden", die analog zu den konstantinischen Christen das Staatsjudentum und seine Anhänger repräsentieren. Das konstantinische Judentum hat sich auf einen Deal mit der israelischen und mit der amerikanischen Macht eingelassen, wofür es mit Privilegien bedacht wird. Konstantinisches und gewissenstreues Judentum lägen miteinander im Bürgerkrieg.

Den Abschluss des Interviews bildet eine flammende Anklage der Christen in Deutschland, die mit konstantinischen Juden reden und mit ihnen Seminare abhalten, anstatt ihnen vorzuwerfen, dass sie die gewissenstreuen Juden verfolgen. Ja, schon das Reden mit dem jüdischen Establishment käme einer Tötung der Gewissenstreuen gleich.

Das Interview ist insgesamt so haarsträubend, von jeder Realität entfernt, dass es sich nicht lohnt, viel darüber zu schreiben. Es bleibt aber immer aufs Neue erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit derartige journalistischen Machwerke in kirchlichen Zeitungen abgedruckt und wohl auch gelesen werden.

Im Luftreich des Traums

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