Freitag, 12. April 2024

Lüge und Wahrheit

Gern höre ich den Schweizer Sender „Kontrafunk“, der viele Dinge aus einer „anderen Sicht“, alternativ zu den öffentlichen Medien in Deutschland darstellt. So hörte ich am 12.4. morgens eine Sendung zum Konflikt Israel-Palästina, die den Namen „unter Freunden“ hatte, und in der „ganz gleichberechtigt beide Seiten“ zu Wort kommen sollten. Aus Zeitgründen kommen die „beiden Seiten“ nicht direkt nacheinander zu Wort, sondern die Replik der „israelischen Seite“ wird eine Woche später gesendet. Der Autor der Sendung lässt seinen Interviewpartner, einen deutschen „Menschenrechtsbeobachter“, ohne Widerspruch Verschiedenes aus der „palästinensischen Sicht“, die angeblich hier in Deutschland kaum zu Wort kommt, erklären.

Es lohnt sich nicht, das Interview zu schildern, weil es nach dem stereotypen Schema vorgeht. Ich nenne einiges: Beide Seiten werden als gleichwertig gegeneinandergestellt. Gewaltspirale, die - unterschwellig genannt – von Israel aus geht -, Palästinenser zahlen den Preis für den Holocaust -. Unterstellungen: die Juden wollten eigentlich alle Araber aus Israel vertreiben, es klappte nur nicht, oder der 6-Tagekrieg wäre kein Präventivkrieg gewesen, sondern zielte auf Eroberung, Weglassen von geschichtlichen Fakten wie den Angriff der arabischen Staaten nach israelischer Staatsgründung und Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern oder dass der Bau der „hohen Mauer“ ausgelöst durch unzählige blutige Selbstmordattentate war.

Unterstellungen, Weglassungen, Geschichtsklitterung - das Übliche.

Interessant ist, dass der friedensbewegte Mann sich immer mehr in seine Weltsicht hineinsteigerte. Schließlich fielen immer mehr die Schlagworte Genozid und Apartheit, den Überfall der Hamas bezeichnete als er „verwerfliches Massaker, das ein Akt des Widerstands war“. Dabei fiel mir ein, was der inzwischen verstorbene, unvergessene Reuven Moskovitz, ein Israeli, der seine Berufung darin sah, in Deutschland in Schulen und Kirchen Vorträge zu halten, die Israel als eine Art Dämon darstellen, (in meiner Anwesenheit) gesagt hatte: „Uns (den Israeli) hätte das gleiche passieren können wie den Deutschen“, d. h. der Holocaust ist etwas, was den Deutschen „passiert“ sei und könnte den Israeli mit den Arabern genauso „passiert“ sein. (Und für seine Auftritte den Aachener Friedenspreis erhalten hat)

Sicher hat der „Kontrafunk“ diese Sendung in guter Absicht konzipiert. Beide Meinungen nebeneinanderstellen, und der mehr oder weniger gut informierte Hörer bildet sich dann seine Meinung. Ich denke nicht, dass jeder „seine Wahrheit“ hat, nur eben aus einer anderen Sicht, die man dann eben „nebeneinanderstellt.“

Es gibt (ich abstrahiere) Wahrheit und Lüge, Gut und Böse, ein blühendes demokratisches Land, das in Frieden leben möchte, gegen Terror und Vernichtung. In Israels Unabhängigkeitserklärung steht: `Wir bieten all unseren Nachbarn die Hand zum Frieden´. In der Charta der Hamas (die einen großen Teil der Palästinenser repräsentiert), steht: Israel wird existieren, bis der Islam es auslöscht.

Soll man diese Dinge als gleichwertig nebeneinanderstellen? Ich denke, schon das Ausstrahlen so einer Sendung transportiert die Lüge weiter.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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