Was haben SS-Runen und der Leidensweg Christi gemeinsam? (Teil 2)
Die Auflösung der Frage in der Überschrift ist einfach: sowohl SS-Runen als auch eine eindrucksvolle Folge von Fresken, die Jesu Leidensweg darstellen, sind friedlich im Raum der Peterskirche Lindau unter einem Dach vereint. Je nach Betrachtung könnte man sie als Einheit oder als Verbindung von Gegensätzen empfinden. Worin die Tätigkeit von SS-Männern bestand, kann man in der Literatur über Judenvernichtung, über Mord und Barbarei in besetzten Ländern erfahren, sie muss also nicht näher beschrieben werden.
Ich gehe davon aus, dass diese Zusammenstellung von Bildern und Symbolen nicht vielen Menschen auffällt, meine Begleiterinnen waren davon jedenfalls nicht berührt (nur die Bilder Jesu leidvoller Passion berührten sie). Trotzdem denke ich, dass die Selbstverständlichkeit einer solchen Zusammenstellung unbewusst in den Geist der Menschen eingeht. Schon dass es „normal“ wäre, die älteste und wie man sagt, die schönste der Lindauer Kirchen als Kriegergedenkkirche herzurichten, und solch eine Gedenkstätte in engen Zusammenhang mit der Passionsgeschichte zu stellen, spricht für sich. Über den riesengroßen ruhenden Soldaten stolpert man ja beim Hineingehen fast, bevor man ins Halbdunkel zu Holbeins Fresken gelangt.
Da man in einer Kirche, laut dieser und jener medialen Aussage „zur Besinnung kommen“ oder „Spiritualität pflegen“ soll, machte ich den Versuch, mich diesem Thema spirituell zu nähern: Bedeutet Passion in Verbindung mit Kriegergedenken: Jesus ist auch für jene Soldaten und SS-Männer am Kreuz gestorben? Die Anmerkung der Stadt Lindau, dass wir nicht zu richten haben, bedeutet möglicherweise: Vielleicht haben die Genannten ihre Taten bereut – man kann ja nie wissen?
Selbst den getöteten Lindauer Juden wurde das Gedenken zugestanden (allerdings erst ab 1981), was ja auch seine gedanklichen Tücken hat. Denn wie die Kirche seit ca. 2000 Jahren verkündigte, waren es Juden, die Jesus gekreuzigt haben. Selbst wenn das nicht der Wahrheit entspricht, es wurde aber immer kolportiert, unzählige Juden sind im Lauf der Geschichte dafür verbrannt und anderswie getötet und vertrieben worden. (Ich selbst war dabei, als eine junge mecklenburgische Pastorin bei einer Tagung der Jüdin Ruth Lapide offen ins Gesicht sagte: Die Juden haben Jesus gekreuzigt!) Gedenktafeln für jüdische Lindauer (man bezeichnete sie als Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft) neben dem Passionsweg, Heiligenscheine auf den prachtvollen Fresken und Gemälden noch und noch, dazu auf Kriegertafeln der Vermerk von Offiziersrängen, einschließlich SS-Runen, die älteste Kirche von Lindau birgt schon eine aussagekräftige Diversität.
Mir fielen die Märchen und Legenden ein, wo man einem wunderschönen Menschen begegnet und mit ihm eine Strecke gehen soll, und auf einmal entdeckt man, dass unter seinem Mantel ein Pferdefuß hervor zu sehen ist.
Ich gehe davon aus, dass diese Zusammenstellung von Bildern und Symbolen nicht vielen Menschen auffällt, meine Begleiterinnen waren davon jedenfalls nicht berührt (nur die Bilder Jesu leidvoller Passion berührten sie). Trotzdem denke ich, dass die Selbstverständlichkeit einer solchen Zusammenstellung unbewusst in den Geist der Menschen eingeht. Schon dass es „normal“ wäre, die älteste und wie man sagt, die schönste der Lindauer Kirchen als Kriegergedenkkirche herzurichten, und solch eine Gedenkstätte in engen Zusammenhang mit der Passionsgeschichte zu stellen, spricht für sich. Über den riesengroßen ruhenden Soldaten stolpert man ja beim Hineingehen fast, bevor man ins Halbdunkel zu Holbeins Fresken gelangt.
Da man in einer Kirche, laut dieser und jener medialen Aussage „zur Besinnung kommen“ oder „Spiritualität pflegen“ soll, machte ich den Versuch, mich diesem Thema spirituell zu nähern: Bedeutet Passion in Verbindung mit Kriegergedenken: Jesus ist auch für jene Soldaten und SS-Männer am Kreuz gestorben? Die Anmerkung der Stadt Lindau, dass wir nicht zu richten haben, bedeutet möglicherweise: Vielleicht haben die Genannten ihre Taten bereut – man kann ja nie wissen?
Selbst den getöteten Lindauer Juden wurde das Gedenken zugestanden (allerdings erst ab 1981), was ja auch seine gedanklichen Tücken hat. Denn wie die Kirche seit ca. 2000 Jahren verkündigte, waren es Juden, die Jesus gekreuzigt haben. Selbst wenn das nicht der Wahrheit entspricht, es wurde aber immer kolportiert, unzählige Juden sind im Lauf der Geschichte dafür verbrannt und anderswie getötet und vertrieben worden. (Ich selbst war dabei, als eine junge mecklenburgische Pastorin bei einer Tagung der Jüdin Ruth Lapide offen ins Gesicht sagte: Die Juden haben Jesus gekreuzigt!) Gedenktafeln für jüdische Lindauer (man bezeichnete sie als Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft) neben dem Passionsweg, Heiligenscheine auf den prachtvollen Fresken und Gemälden noch und noch, dazu auf Kriegertafeln der Vermerk von Offiziersrängen, einschließlich SS-Runen, die älteste Kirche von Lindau birgt schon eine aussagekräftige Diversität.
Mir fielen die Märchen und Legenden ein, wo man einem wunderschönen Menschen begegnet und mit ihm eine Strecke gehen soll, und auf einmal entdeckt man, dass unter seinem Mantel ein Pferdefuß hervor zu sehen ist.
anne.c - 14. Sep, 13:50