Keine Begeisterung für die USA
Beim Aufräumen entdeckte ich uralte Briefwechsel, die hoch interessant sind. Spontan, nicht aufs Studium der Nachwelt spekulierend, mischt sich Familiäres mit dem Zeitgeschehen. Ich zitiere aus einem Brief von 1957, geschrieben von West nach Ost:
„Sputnik I und II beschäftigt die Leute sehr, jeder hofft, dass er das Hündchen, wenn es aus dem Weltraum hernieder schwebt, fangen kann. Jeder gönnt den Amis diesen Dämpfer, gerade auf technischem Gebiet, wo sie doch sonst das Land der unbegrenzten Möglichkeiten waren!“
Aha, hatte ich es mir doch immer gedacht. Nicht Nixon, nicht Reagan, ebenfalls nicht Trump sind die Auslöser von USA-Verachtung. Von dem Augenblick, wo sie Fuß auf europäischen Boden gesetzt hatten und – wie oft so schön behauptet wird – Deutschland vom Nationalsozialismus befreit haben -, spukt Amerika (USA) in den Köpfen der deutschen Menschen. Es ist eigentlich psychologisch schwer zu begreifen (in Wirklichkeit doch), dass zumindest die Westdeutschen den Russen, die ebenfalls Deutschland vom Nationalsozialismus befreit hatten - aber unter ungleich schlimmeren Umständen für diejenigen, die es erlebten -, den Triumph über die Amerikaner, zumindest in der Raumfahrt, gönnten. Ich denke an die Begebenheit, 30 Jahre später, als ein Enkel jenes Briefschreibers, ebenfalls im Westen mir erzählte, dass sie immer noch „unter Besatzung“ leben.
Vorstellen kann ich mir einige Versionen für die USA-Antipathie. Es kann blanker Neid sein auf die, die mächtiger sind. Mich wundert auch, warum gerade die Dinge, die vielleicht nicht die qualitätvollsten sind, wie Coca Cola, Mc Donald, Filme, die jährliche Verfolgung der Oscarverleihung, die Liebe zu Kreuzfahrten, ja sogar ausgeleierte Redewendungen wie die Benutzung eines sinnfreien „okay“ zu jeder Gelegenheit mit Begeisterung übernommen werden bei all der Amerikaverachtung. Es wird so etwas wie Hassliebe sein.
Eine andere Version ist mir eingefallen: Vielleicht sind die Deutschen doch nicht so begeistert davon, dass ihnen die Demokratie gebracht wurde. Vielleicht sehnen sie sich nach einer Führergestalt, die sie verehren und der sie vertrauen wollen. Da fallen mir einige selbst angehörte Aussprüche ein, die besagten, dass man „jetzt bei Corona Angela Merkels naturwissenschaftlichem Verstand vertrauen kann“. Dass trotz des "naturwissenschaftlichen Verstandes" in jedem Bundesland ein anderer Verstand, d.h. andere Regeln walten, tut nichts zur Sache, aber man wünscht sich eine Lichtgestalt, die über allem schwebt, die alles weiß und kann, auch wenn es das Gegenteil von vorher Gesagtem ist.
„Sputnik I und II beschäftigt die Leute sehr, jeder hofft, dass er das Hündchen, wenn es aus dem Weltraum hernieder schwebt, fangen kann. Jeder gönnt den Amis diesen Dämpfer, gerade auf technischem Gebiet, wo sie doch sonst das Land der unbegrenzten Möglichkeiten waren!“
Aha, hatte ich es mir doch immer gedacht. Nicht Nixon, nicht Reagan, ebenfalls nicht Trump sind die Auslöser von USA-Verachtung. Von dem Augenblick, wo sie Fuß auf europäischen Boden gesetzt hatten und – wie oft so schön behauptet wird – Deutschland vom Nationalsozialismus befreit haben -, spukt Amerika (USA) in den Köpfen der deutschen Menschen. Es ist eigentlich psychologisch schwer zu begreifen (in Wirklichkeit doch), dass zumindest die Westdeutschen den Russen, die ebenfalls Deutschland vom Nationalsozialismus befreit hatten - aber unter ungleich schlimmeren Umständen für diejenigen, die es erlebten -, den Triumph über die Amerikaner, zumindest in der Raumfahrt, gönnten. Ich denke an die Begebenheit, 30 Jahre später, als ein Enkel jenes Briefschreibers, ebenfalls im Westen mir erzählte, dass sie immer noch „unter Besatzung“ leben.
Vorstellen kann ich mir einige Versionen für die USA-Antipathie. Es kann blanker Neid sein auf die, die mächtiger sind. Mich wundert auch, warum gerade die Dinge, die vielleicht nicht die qualitätvollsten sind, wie Coca Cola, Mc Donald, Filme, die jährliche Verfolgung der Oscarverleihung, die Liebe zu Kreuzfahrten, ja sogar ausgeleierte Redewendungen wie die Benutzung eines sinnfreien „okay“ zu jeder Gelegenheit mit Begeisterung übernommen werden bei all der Amerikaverachtung. Es wird so etwas wie Hassliebe sein.
Eine andere Version ist mir eingefallen: Vielleicht sind die Deutschen doch nicht so begeistert davon, dass ihnen die Demokratie gebracht wurde. Vielleicht sehnen sie sich nach einer Führergestalt, die sie verehren und der sie vertrauen wollen. Da fallen mir einige selbst angehörte Aussprüche ein, die besagten, dass man „jetzt bei Corona Angela Merkels naturwissenschaftlichem Verstand vertrauen kann“. Dass trotz des "naturwissenschaftlichen Verstandes" in jedem Bundesland ein anderer Verstand, d.h. andere Regeln walten, tut nichts zur Sache, aber man wünscht sich eine Lichtgestalt, die über allem schwebt, die alles weiß und kann, auch wenn es das Gegenteil von vorher Gesagtem ist.
anne.c - 22. Aug, 15:42