Pfingsten in Vorpommern (Teil IV - Ende)

Zur letzten Erkundung hielten wir in einem kleinen Straßendorf an einem kleinen Kirchlein. Es sah aus, als wäre es schon nicht mehr in Betrieb. Das Kuriose an diesem Dorf war, dass weder Häuser noch Kirche ein Lebenszeichen von sich gaben, und wenn man nur 3 km weiter fuhr, war man auf der Autobahn. Zum Abschied grüßte ein überdimensionaler Heldenstein auf dem Kirchplatz: Mit einem Relief eines Stahlhelmträgers und der Aufschrift: „Den Gefallenen zur Ehr, den Lebenden zur Lehr! Weltkrieg 1914-1918 und 1939-1945“
Ein „normaler“ Heldenstein auf einem „normalen“ Kirchenplätzchen. Man könnte darüber nachdenken, warum diese Heldensteine ausgerechnet auf den Kirchplätzen stehen und nicht vielleicht auf einem Dorfplatz. Man könnte auch überlegen, warum Menschen gerade geehrt sind, oder ihnen das ewige Leben versprochen wird, oder nicht von der Liebe Christus geschieden werden können, weil sie im Krieg zu Tode kamen. Was sie als Soldaten gemacht haben, zählt überhaupt nicht, sondern einfach die Tatsache, dass sie in Kriegen die mit unzähligen Toten und mit unzähligen Kriegsverbrechen verbunden waren, gefallen sind, erhebt sie über normale, ebenfalls sterbliche Menschen. Mehrmals habe ich an Pfarrer und Kirchengemeinden geschrieben und um eine Erklärung dafür gebeten, aber eine Antwort bekam ich nie.
Zum Glück war der Tag in vieler Hinsicht erlebnisreich, hätten wir ausschließlich in Kirchen den „Geist des Lebens“ erkundet, dann hätten wir feststellen müssen, dass wir kaum dem Geist des Lebens begegnet sind, umso mehr dem Geist der Erstarrung und des Todeskultes.
anne.c - 14. Jun, 09:32