Erzählt Euch eure Biographien
Das war eines der Schlagwörter im Zuge der deutschen Vereinigung. Zum Gedenken an „30 Jahre Mauerfall“, als man sich Gedanken machte, warum Ost und West immer noch nicht so recht zueinander passen, wurde es wieder aus der Mottenkiste heraus geholt. In unserem Regionalfernsehen hatte man die Idee, 30-jährige und 60-jährige, die jeweils Ost- und Westhintergrund hatten, zusammen zu bringen, und sich sozusagen ihre Biografien erzählen zu lassen. Mehr zu erzählen hatten naturgemäß die Älteren. Es wurden solche Fragen gestellt wie: ´und wie habt ihr euch gefühlt?´ Die Älteren erzählten, wie aufgeregt sie in der Wendezeit waren und dass sie nie gedacht hätten, dass das und das eintritt….. Oder: ´konntet ihr euch das und das kaufen?, und ehrfürchtig erfuhr man, dass es vieles nicht zu kaufen gab. Abgesehen davon, dass die Beteiligten Menschen waren, die es nicht gewohnt waren, vor der Kamera etwas zu erzählen und dass die Beiträge nur kurz waren, war es doch erschütternd zu erleben, wie nichtssagend diese Beiträge waren. Ich denke, jeder Einzelne hätte etwas zu erzählen gehabt. Das hätten selbst erlebte Anekdoten sein müssen, die Wesentliches aus dem Leben in der DDR kenntlich machen. Möglichst nicht das, was man in jeder Zeitung lesen kann. So werde ich in den nächsten Beiträgen einige DDR-Geschichten schreiben, zum Teil sind sie in diesem Blog schon einmal beschrieben.
Zum Beispiel, wie ich mit meiner 10-jährigen Tochter dem Eintritt der jungen Pioniere in die Organisation der „Thälmann-Pioniere“ beiwohnte. Zwar gehörte das Kind den Pionieren nicht an, aber die Lehrerin hatte gleich danach eine Elternversammlung einberufen. Ich sagte, da gehen wir einfach nicht hin, aber meine Tochter sollte mit einem Schulkameraden in der Elternversammlung ein Lied singen (es war ausgerechnet: „Wenn der Topf aber nun ein Loch hat?“), und da das Kind sehr pflichtbewusst war, bestand es darauf, pünktlich zum Schulappell zu kommen. Da erlebten wir eine gespenstische Situation, ein Erlebnis, was heutzutage außer in Nordkorea wohl keinem mehr vergönnt ist zu erleben. Auf dem dunklen Schulhof, direkt vor dem Thälmannrelief, standen blockweise aufgereiht die Klassen, die dieser Zeremonie alle beiwohnen mussten. Jeweils einen Schritt vor dem Block stand der jeweilige Pionierratsvorsitzende. Vor ihnen hatte sich eine Formation von Fackelträgern aufgereiht. Eine Lehrerin, die im normalen Leben eine normale Frau war, raunte mit vollkommen verstellter Stimme eine Ansprache. Gedichte wurden rezitiert. Die Thälmann Pioniere der älteren Garde banden den Jungpionieren ihr neues Halstuch um. Es zog sich eine Weile hin, mir erschien das alles als absurd und gespenstisch.
Anschließend gingen die Eltern in die Klasse zur regulären Versammlung. Bis jetzt hatte ich es noch nie erlebt, dass Kinder zu dieser Versammlung gesungen haben (es war ein Trick, damit das Nichtpioniermädchen erlebt, was sie an diesem Abend Schönes versäumt und dass noch ein weiteres Kind mitwirkte, war um dieses zu verschleiern). Die beiden Kinder sangen munter ihr Lied, und ich freute mich, meine Tochter beim Gesang zu erleben. Sie durften dann schon nach Hause gehen und mussten nicht das Ende der Klassenversammlung abwarten.
Das wirklich Absurde fand 2 Jahre später statt. Da war die Wende + Vereinigung gelaufen, Thälmann-Schule war nicht mehr passend, ebenso wenig das Thälmannrelief davor. So wurden kurzerhand Bauarbeiter bestellt und – da es gerade so passte -, wurde das Relief genau in der Unterrichtszeit vor den Augen der Schüler zertrümmert.
Zum Beispiel, wie ich mit meiner 10-jährigen Tochter dem Eintritt der jungen Pioniere in die Organisation der „Thälmann-Pioniere“ beiwohnte. Zwar gehörte das Kind den Pionieren nicht an, aber die Lehrerin hatte gleich danach eine Elternversammlung einberufen. Ich sagte, da gehen wir einfach nicht hin, aber meine Tochter sollte mit einem Schulkameraden in der Elternversammlung ein Lied singen (es war ausgerechnet: „Wenn der Topf aber nun ein Loch hat?“), und da das Kind sehr pflichtbewusst war, bestand es darauf, pünktlich zum Schulappell zu kommen. Da erlebten wir eine gespenstische Situation, ein Erlebnis, was heutzutage außer in Nordkorea wohl keinem mehr vergönnt ist zu erleben. Auf dem dunklen Schulhof, direkt vor dem Thälmannrelief, standen blockweise aufgereiht die Klassen, die dieser Zeremonie alle beiwohnen mussten. Jeweils einen Schritt vor dem Block stand der jeweilige Pionierratsvorsitzende. Vor ihnen hatte sich eine Formation von Fackelträgern aufgereiht. Eine Lehrerin, die im normalen Leben eine normale Frau war, raunte mit vollkommen verstellter Stimme eine Ansprache. Gedichte wurden rezitiert. Die Thälmann Pioniere der älteren Garde banden den Jungpionieren ihr neues Halstuch um. Es zog sich eine Weile hin, mir erschien das alles als absurd und gespenstisch.
Anschließend gingen die Eltern in die Klasse zur regulären Versammlung. Bis jetzt hatte ich es noch nie erlebt, dass Kinder zu dieser Versammlung gesungen haben (es war ein Trick, damit das Nichtpioniermädchen erlebt, was sie an diesem Abend Schönes versäumt und dass noch ein weiteres Kind mitwirkte, war um dieses zu verschleiern). Die beiden Kinder sangen munter ihr Lied, und ich freute mich, meine Tochter beim Gesang zu erleben. Sie durften dann schon nach Hause gehen und mussten nicht das Ende der Klassenversammlung abwarten.
Das wirklich Absurde fand 2 Jahre später statt. Da war die Wende + Vereinigung gelaufen, Thälmann-Schule war nicht mehr passend, ebenso wenig das Thälmannrelief davor. So wurden kurzerhand Bauarbeiter bestellt und – da es gerade so passte -, wurde das Relief genau in der Unterrichtszeit vor den Augen der Schüler zertrümmert.
anne.c - 24. Nov, 22:06