Eins greift ins Andere (Ein Erlebnisbericht in fünf Teilen - V )
Da bemerkte ich, dass meine Freundin sich unbehaglich fühlte. Ich hatte den Eindruck, sie wolle die Versammlung gern verlassen. Da ich meinen Part vollbracht, sogar noch eine Diskussion bestritten hatte, sagte ich, dass wir beide doch jetzt gern gehen möchten (wir waren insgesamt ca. 2 Stunden dort), und dass es vielleicht sinnvoll sei, noch einmal im etwas kleineren Kreis die Dinge zu besprechen. Zum Abschluss gaben wir allen Teilnehmern die Hand. Unsere Gastgeber verabschiedeten sich halb aufgeregt, halb verlegen. Sie hatten ein kleines Geschenkpaket für mich vorbereitet. Ich sagte, dass mir der Abend gefallen hat, und dass es mir nichts ausmacht, wenn nicht alle einer Meinung sind. Meine Freundin gestand mir später, dass sie überhaupt nicht begriffen hat, was da vor sich geht, dass sie der Diskussion nicht folgen konnte, weil sie über die Voraussetzungen nur flüchtig informiert war.
Später überlegte ich, wie wohl die Gruppe hinterher mit dem einladenden Ehepaar umgegangen sein mag. Mit dem christlichen Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, dass sie das Ehepaar B. wegen ihres vollkommenen Fehlgriffs einfach nur verhöhnt haben. Ich schätze, Herr Pastor J. hat die Sache noch einmal endgültig klargestellt und dann ist man vielleicht zum persönlichen Teil des Abends übergegangen: wer wohin gereist ist, was nach meiner Beobachtung eines der Hauptthemen in ähnlich situierten Kreisen ist. Einige Reiseziele waren mir in der Unterhaltung voraus schon zu Ohren gekommen.
Nachdem ich zu Hause war, schrieb ich bald eine E-Mail an das Ehepaar B., in der ich als Resümee des Abends zusammen fasste, dass zwischen den Ansichten von Pastor J. und mir nur ein winziger Unterschied, allerdings mit beträchtlichen Folgen, liegt: Pastor J. meint, dass eventuell judenfeindliche Verse im Neuen Testament gar nicht judenfeindlich sind, dass sie im übertragenen Sinn verfasst sind und in der späteren Geschichte miss interpretiert wurden. Ich sehe es so, dass die Evangelien durchaus von Menschen, nicht etwa von Gott, geschrieben sind, und dass diese meinten, was sie schrieben und bestimmte Absichten damit verfolgten. Als Anlage schickte ich einen kurzen Text eines niederländischen Theologen mit, der diese Thematik gut erklärte. Darauf bekam ich keine Antwort, was mich enttäuschte. Es passte nicht zu dem Ehepaar, und ich fand, dass die Leute nach meiner Nachsichtigkeit nun auch mir etwas schuldig wären. Bei dieser Überlegung hatte ich nicht Herrn Bs. Tütligkeit einkalkuliert. Natürlich kam noch etwas, sogar ein Brief, dem ein Blumengutschein beigelegt war, aber einen Monat später. Eine freundliche Antwort. Die Diskussion wurde so erklärt, dass man in ihrem Kreis manchmal etwas heftig und nicht immer tolerant diskutiere. Bei mir dachte ich: ´Ach, w ü r d e t ihr doch nur diskutieren!´ Ich bedankte mich freundlich.
Der Titel dieses Berichts ´Eins greift ins Andere´ erscheint mir für meine Erlebnisse zutreffend. Denn nicht nur die Ereignisse, die ich als vielschichtig und lebendig empfunden habe, griffen ineinander. Dazu gehören Gespräche, die ich später mit anderen Menschen führte, und die Gedanken, die ausgehend von den einzelnen Erlebnissen in die verschiedensten Richtungen schweifen und immer weiter greifen können. Je nachdem ob man bereit ist, sich darauf einzulassen, kann ´eins ins andere greifen´ oder auch nicht.
(Ende)
Später überlegte ich, wie wohl die Gruppe hinterher mit dem einladenden Ehepaar umgegangen sein mag. Mit dem christlichen Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, dass sie das Ehepaar B. wegen ihres vollkommenen Fehlgriffs einfach nur verhöhnt haben. Ich schätze, Herr Pastor J. hat die Sache noch einmal endgültig klargestellt und dann ist man vielleicht zum persönlichen Teil des Abends übergegangen: wer wohin gereist ist, was nach meiner Beobachtung eines der Hauptthemen in ähnlich situierten Kreisen ist. Einige Reiseziele waren mir in der Unterhaltung voraus schon zu Ohren gekommen.
Nachdem ich zu Hause war, schrieb ich bald eine E-Mail an das Ehepaar B., in der ich als Resümee des Abends zusammen fasste, dass zwischen den Ansichten von Pastor J. und mir nur ein winziger Unterschied, allerdings mit beträchtlichen Folgen, liegt: Pastor J. meint, dass eventuell judenfeindliche Verse im Neuen Testament gar nicht judenfeindlich sind, dass sie im übertragenen Sinn verfasst sind und in der späteren Geschichte miss interpretiert wurden. Ich sehe es so, dass die Evangelien durchaus von Menschen, nicht etwa von Gott, geschrieben sind, und dass diese meinten, was sie schrieben und bestimmte Absichten damit verfolgten. Als Anlage schickte ich einen kurzen Text eines niederländischen Theologen mit, der diese Thematik gut erklärte. Darauf bekam ich keine Antwort, was mich enttäuschte. Es passte nicht zu dem Ehepaar, und ich fand, dass die Leute nach meiner Nachsichtigkeit nun auch mir etwas schuldig wären. Bei dieser Überlegung hatte ich nicht Herrn Bs. Tütligkeit einkalkuliert. Natürlich kam noch etwas, sogar ein Brief, dem ein Blumengutschein beigelegt war, aber einen Monat später. Eine freundliche Antwort. Die Diskussion wurde so erklärt, dass man in ihrem Kreis manchmal etwas heftig und nicht immer tolerant diskutiere. Bei mir dachte ich: ´Ach, w ü r d e t ihr doch nur diskutieren!´ Ich bedankte mich freundlich.
Der Titel dieses Berichts ´Eins greift ins Andere´ erscheint mir für meine Erlebnisse zutreffend. Denn nicht nur die Ereignisse, die ich als vielschichtig und lebendig empfunden habe, griffen ineinander. Dazu gehören Gespräche, die ich später mit anderen Menschen führte, und die Gedanken, die ausgehend von den einzelnen Erlebnissen in die verschiedensten Richtungen schweifen und immer weiter greifen können. Je nachdem ob man bereit ist, sich darauf einzulassen, kann ´eins ins andere greifen´ oder auch nicht.
(Ende)
anne.c - 1. Nov, 13:52