„Ehrlichkeit ist eine Währung“ (Titel eines Buches von Theo Waigel)
Im Fernsehen sah ich bei Phoenix ein Gespräch mit dem hoch respektablen Theo Waigel. Das Gespräch mit einer Moderatorin fand am Ufer eines idyllischen Sees statt, in einer Landschaft, die sich für Reklameaufnahmen geeignet hätte. Mir schoss ein bekannter Fernsehgag in den Kopf, ein echter, nicht gestellter: Tagesschausprecherin Daubner las eines frühen Morgens die Nachrichten, und ein dunkelhäutiger Mensch war noch damit beschäftigt, das Studio für den Tag zu putzen, rannte dabei hin und her, und da ihm bewusst war, dass irgendetwas nicht stimmte, bückte er sich rücksichtsvoll, als er an Frau Daubner vorbei marschierte. Das wirkte sehr komisch, diese Szene wurde als Gag schon oft gezeigt.
So hätte ich mir gewünscht, dass beim ernsthaften Gespräch mit Theo Waigel mit dem See im Hintergrund ein paar dunkelhäutige Personen als fröhliche Kulisse herum gelaufen wären: Frauen im Burkini badend, ein oder zwei Familie am Feuer sitzend, einen Grillspieß drehend und Knochen auf die Wiese werfend, Männer, die die Züchtigkeit der Frauenkleidung kontrollieren. Denn Theo Waigel hatte zuvor von „Verhetzungsmentalität“ gesprochen und von „widerwärtigen Populisten“. Begriffe, die auf Menschen angewandt werden, die die zu große Zahl von „Flüchtlingen“ in diesem Land beklagen. Es ist unglaubwürdig, wenn man sich an eine besonders lauschige Stelle setzt und von da aus gegen Menschen wettert, die sich ihre Meinung unter ganz anderen Umständen bilden müssen, z.B. auf Bahnsteigen, in Freibädern in Nordrhein-Westfalen und anderswo“ .
Theo Waigel erzählte über seinen älteren Bruder, der im Krieg gefallen war. Er berichtete über die Briefe, die dieser vor seinem Tod an seine Familie geschrieben hatte, alles sehr anrührend. Durch den Tod des Bruders ist Theo Waigel zu folgendem Schluss gekommen: Der Tod des Bruders und von Millionen jungen Männern in den beiden Weltkriegen war nicht sinnlos, denn nur dadurch konnte sich in der deutschen Bevölkerung eine friedliche und pazifistische Grundeinstellung bilden (Warum Deutschland bei seiner pazifistischen Grundeinstellung einer der größten Waffenproduzenten und -verkäufer der Welt ist, das ist eine Frage für sich, die noch niemand, auch Theo Waigel nicht, beantwortet wollte).
Was Theo Waigel wohl kaum zur Kenntnis genommen hat ist die Tatssache, dass außer den „Millionen deutschen Soldaten“ noch zig-Millionen anderer Menschen zu Tode gekommen sind, und deren Angehörige sind sicher nicht zu diesen pazifistischen Grundansichten gelangt. Soll das Vergasen, Erschießung und Verbrennung von sechs Millionen Juden ein Mittel zur Läuterung der Deutschen sein? Die Hungerblockade von Leningrad, das Verbrennen französischer, italienischer,polnischer, russicher, griechischer, tschechischer Dörfer samt ihren Bewohner sollen den Sinn gehabt haben, dass Deutschland zu einem hoch moralischen Land geworden ist, das aus einer erhabenen Position sowohl die Nachbarländer als auch seine eigenen Bewohner moralisch zu erziehen befugt ist?
Theo Waigel hat ein Buch gechrieben mit dem Titel: "Ehrlichkeit ist eine Währung", wahrscheinlich sind es seine Erinnerungen als Finanzminister. Ich denke, dass er ein ehrlicher Mensch ist, aber zwischen Ehrlichkeit und Selbstehrlichkeit besteht ein weiter Unterschied. Zur Selbstehrlichkeit gehört etwas mehr als zu einer belanglosen Plauderei am idyllischen See.
So hätte ich mir gewünscht, dass beim ernsthaften Gespräch mit Theo Waigel mit dem See im Hintergrund ein paar dunkelhäutige Personen als fröhliche Kulisse herum gelaufen wären: Frauen im Burkini badend, ein oder zwei Familie am Feuer sitzend, einen Grillspieß drehend und Knochen auf die Wiese werfend, Männer, die die Züchtigkeit der Frauenkleidung kontrollieren. Denn Theo Waigel hatte zuvor von „Verhetzungsmentalität“ gesprochen und von „widerwärtigen Populisten“. Begriffe, die auf Menschen angewandt werden, die die zu große Zahl von „Flüchtlingen“ in diesem Land beklagen. Es ist unglaubwürdig, wenn man sich an eine besonders lauschige Stelle setzt und von da aus gegen Menschen wettert, die sich ihre Meinung unter ganz anderen Umständen bilden müssen, z.B. auf Bahnsteigen, in Freibädern in Nordrhein-Westfalen und anderswo“ .
Theo Waigel erzählte über seinen älteren Bruder, der im Krieg gefallen war. Er berichtete über die Briefe, die dieser vor seinem Tod an seine Familie geschrieben hatte, alles sehr anrührend. Durch den Tod des Bruders ist Theo Waigel zu folgendem Schluss gekommen: Der Tod des Bruders und von Millionen jungen Männern in den beiden Weltkriegen war nicht sinnlos, denn nur dadurch konnte sich in der deutschen Bevölkerung eine friedliche und pazifistische Grundeinstellung bilden (Warum Deutschland bei seiner pazifistischen Grundeinstellung einer der größten Waffenproduzenten und -verkäufer der Welt ist, das ist eine Frage für sich, die noch niemand, auch Theo Waigel nicht, beantwortet wollte).
Was Theo Waigel wohl kaum zur Kenntnis genommen hat ist die Tatssache, dass außer den „Millionen deutschen Soldaten“ noch zig-Millionen anderer Menschen zu Tode gekommen sind, und deren Angehörige sind sicher nicht zu diesen pazifistischen Grundansichten gelangt. Soll das Vergasen, Erschießung und Verbrennung von sechs Millionen Juden ein Mittel zur Läuterung der Deutschen sein? Die Hungerblockade von Leningrad, das Verbrennen französischer, italienischer,polnischer, russicher, griechischer, tschechischer Dörfer samt ihren Bewohner sollen den Sinn gehabt haben, dass Deutschland zu einem hoch moralischen Land geworden ist, das aus einer erhabenen Position sowohl die Nachbarländer als auch seine eigenen Bewohner moralisch zu erziehen befugt ist?
Theo Waigel hat ein Buch gechrieben mit dem Titel: "Ehrlichkeit ist eine Währung", wahrscheinlich sind es seine Erinnerungen als Finanzminister. Ich denke, dass er ein ehrlicher Mensch ist, aber zwischen Ehrlichkeit und Selbstehrlichkeit besteht ein weiter Unterschied. Zur Selbstehrlichkeit gehört etwas mehr als zu einer belanglosen Plauderei am idyllischen See.
anne.c - 29. Jul, 20:25