Freitag, 26. August 2016

Eine Wahlprognose für die Landtagswahlen in M/V

kann man anhand der Wahlplakatierung nicht stellen. Doch eine 75 km lange Autofahrt quer durch Vorpommern kann, wenn man kriminalistisches Gespür einsetzt, Interessantes zutage fördern. Vorausgesetzt man entschließt sich ungern dazu, den Blick von der Landschaft und den Dörflein zu lösen.

Tief im Land, das ist nicht zu übersehen, muss die NPD eine treue Anhängerschaft haben, vital, kletterfreudig, mit hohen Leitern ausgestattet, denn ihre Plakate hängen seit eh und je ganz oben auf den Masten. Anhand der Prognosen und starker Konkurrenz nebenan im Parteienspektrum scheint es so etwas wie das letzte Aufgebot zu sein. Aber aktiv sind sie. Die SPD spart mit Plakaten, die CDU ist ein wenig potenter. In Stadtnähe sind beide, wenngleich zaghaft, häufiger vorhanden. An großen Kreuzungen lächelt der Landesvater von der SPD milde von übergroßen Billboards herunter. Sein CDU-Mitregent ebenso. Leicht verschämt ist auf den Plakaten der jeweilige Parteienname vermerkt. Die FDP gibt sich nicht allzu große Mühe oder sie kann es nicht. Nur zwei Typen von ihren Plakaten bemerkte ich, und sie verlangt auf ihnen nicht etwa Bildung, sondern Bildungsbeschleunigung. In Dörfern mischen sich eindeutig NPD und Grün. Oft kann man im Voraus am Aussehen des Dörfchens schon erahnen, wie die Wahlplakate gemischt sein werden. Einträchtig sah ich sie nebeneinander zu Beginn eines Grundstücks und an dessen Ende. Die NPD wünscht sich Kinderreichtum der Urbevölkerung im Lande. An Werktagen sind Kinder in Dörfern kaum zu entdecken, auch nicht in den Ferien. Spielplätze auf Grundstücken weisen darauf hin, dass sie wohl irgendwo doch verborgen sind. Die meisten Parteien halten sich mit Programmatischem zurück. Andererseits gibt es unbekannte Parteien, die sich umso mehr abmühen. In M/V nennt sich eine davon ALFA (anscheinend der intellektuelle Ableger der AfD). Als Kuriosum sah ich, dass die DKP hier und da auch plakatiert hat. Ihre schwesterliche Partei „Die Linke“ wirbt flächendeckend, verlässlich und solide. Aber wo bleibt die große und unbekannte Neue? Fast nicht vorhanden. Lange hielt ich sie für ein Phantom, bis ich bemerkte, dass die AfD recht gezielt an markanten Stellen präsent ist. Allerdings in fast mausgrauem Plakat-Gewand bzw. blaugrau. Kein parteieneigenes Gesicht konnte ich entdecken, die Wahlwerbung war einfallslos und unauffällig. Durch die Effektivität ihrer Postwurfsendungen scheint eine ausufernde Plakatwerbung überflüssig zu sein. Vielleicht verweigern sich aber auch Gestaltungs- und Plakatierungsfirmen „mit Haltung“. Wer weiß?

Weitere Betrachtungen ersparte ich mir. Die Landschaft war viel zu schön, die spärlich vorhandenen Menschen viel zu angenehm und interessant, als dass ich allzu lange meine Aufmerksamkeit der Wahlwerbung widmen wollte.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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