Dienstag, 15. März 2016

„Gefährliche Bürger“ - Ein Abend bei der Friedrich Ebert Stiftung (Teil 2)

Inzwischen war bei mir das diffuse Gefühl entstanden, dass im Spektrum der Veranstaltung noch ein Aspekt fehlt. Trotz der Gefahr, dass man mich verdächtigen wird, von der „neuen Rechten“ infiltriert worden zu sein, bemerkte ich, dass meines Wissens die AfD bis zum Sommer schon sehr im Sinken begriffen war und ob es nicht sein könne, dass der neuerliche Aufschwung von einer Politik komme, die die Bevölkerung sehr verunsichere. Weiterhin sagte ich, nicht die „neue Rechte“ oder die AfD als ein Problem zu sehen, sondern die offizielle Politik, die ohne die Bevölkerung und über deren Köpfe und Bedürfnisse hinweg gemacht werde und dadurch die Menschen zur AfD treibe. Da war Frau Bednarz entschieden anderer Meinung, was sie mir auch sagte. Sie erklärte, dass die AfD ohnehin kontinuierlich an Fahrt gewonnen hatte und dass die Flüchtlingsproblematik (die erst jetzt zum ersten Mal deutlich erwähnt wurde) der AfD nur weiteren Aufschwung gegeben habe. Das sichere Erstarken hätte ohne die Krise nur länger gedauert. Weiteres „Reden, Reden, Reden“ wurde aus Zeitgründen vermieden. Als Abschluss stellte ausgerechnet Frau Bednarz fest, dass allein die Bewältigung der Flüchtlingskrise die AfD zurück drängen könne.

Dem jungen Mann, der später an der Tür Literatur zum Thema verkaufte, sagte ich, dass mir Frau Bednarz´ Schlussbemerkung, die Bewältigung der Flüchtlingskrise könne der AfD Einhalt gebieten, paradox erscheint, weil sie ja kurz zuvor behauptet hatte, die Krise habe nur wie ein Katalysator gewirkt und ohne die Krise wäre der AfD-Aufschwung genauso, nur eben langsamer erfolgt. Ob er verstand, was ich meinte, konnte ich nicht feststellen.

Eine gewisse Logik kann ich nur erkennen, wenn Frau Bednarz meinen würde, der Aufstieg der AfD ist unaufhaltsam, außer wenn solche Menschen wie sie selbst sich diesem Aufstieg todesmutig in den Weg stellen. Das würde bedeuten, dass nicht nur die „gefährlichen Bürger“ der „neuen Rechten“ eine Bedrohung sind, sondern dass alle Bürger (bis auf eine kleine, wissende Elite), gefährlich sind, weil sie sich von der „neuen Rechten“ verführen lassen und zu dumm sind, es zu erkennen. Etwas Menschenverachtung steckt ineiner Ideologie immer.

Den Bezug zur Realität konnte ich beim bloßen Betrachten von Zahlen herstellen. Zu dieser Veranstaltung aus einem Einzugsgebiet von gut 20 000 Menschen erschienen 15 Zuhörer. Zu einer Veranstaltung, in der es um die Aufnahme von Flüchtlingen in ein Einzugsgebiet von etwa 3500 Menschen ging, erschienen 150 Teilnehmer. Das müsste in Frau Bednarz den Eindruck verstärken, dass das Land voll von „gefährlichen Bürgern“ ist.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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