Samstag, 9. Januar 2016

Vorbeugender Gehorsam Teil I

"Die Einsatzlage gestaltete sich entspannt." Der Polizeibericht aus Köln vom Neujahrsmorgen.

Dass sich die Einsatzlage in der Silvesternacht in Köln durchaus nicht entspannt gestaltet hat, ist bekannt. Warum ist im Polizeibericht, der über das Geschehen in dieser Nacht nur einige Stunden später, am Neujahrsmorgen um 8.10 Uhr berichtet, davon die Rede, dass eine „entspannte Lage“ geherrscht hätte? Nach allem, was wir wissen, ist das eine grobe Lüge gewesen. Als die staunende Bevölkerung von diesen Vorfällen erfuhr, am 4. Januar, konnte sich die Tagesschau nicht zu einer „Brennpunkt“-Sendung entschließen, was bei nichtigeren Anlässen geschieht, sondern nur die späten Zuschauer wurden sehr vorsichtig in einer Sondersendung um 23 Uhr informiert. Obwohl Köln Medienstadt ist und einige der größten Sendeanstalten in Köln beheimatet sind, hatten Journalisten es noch nicht geschafft, zu wichtigen Punkten wahrheitsgemäß zu recherchieren.

Man kann sich verschiedene Gründe vorstellen, warum Lüge und Verschleierung sich in vieler Weise in die Berichterstattung eingeschlichen haben. Für mich der plausibelste Grund ist: vorbeugender Gehorsam. Ich kann mir kaum denken, dass es schriftliche Anweisungen z.B. an die Kölner Polizei oder an die ARD gibt, unangenehme Tatsachen, die mit Flüchtlingen zusammen hängen, zu verheimlichen oder zu verschleiern. Mir scheint, dass vorbeugender Gehorsam sich in viele Medien eingeschlichen hat, und vorbeugender Gehorsam wird schnell zur Lüge.

So habe ich vor mir ein nicht sehr bedeutsames christliches Wochenblättchen. Erschienen ist es am 10. Januar. Entweder war die Frist zu kurz um sich auf eine veränderte Situation einzustellen oder es handelt nach dem Motto: „Jetzt erst Recht!“ Auf der zweiten Seite äußert Bischöfin Fehrs die Bitte, dass wir im neuen Jahr das Leben von Randgruppen und Flüchtlingen „heil machen“ und Bischof v.Maltzahn fordert „verbale Abrüstung“ und aus „Ängsten kein Kapital zu schlagen“. Diese guten Ermahnungen im Rahmen einer Neujahrsbotschaft halten sich - rhetorisch gewandt – im Nebulösen.

Ein anschließend längerer Artikel von Flüchtlingsseelsorger Fricke ist offensiver: „Es gibt keine Flüchtlingskrise“ „Tausendfacher Dank gilt den Ehrenamtlichen“ (ebenso wie bei der Neujahrsbotschaft der Kanzlerin frage ich mich, ob sich die Flüchtlinge nicht selbst bedanken können und nicht diejenigen, die sicher recht gut besoldet, für sie angestellt sind). Die größte Angst hat Herr Fricke, dass es weiter einschränkende Gesetze in Bezug auf Flüchtlinge geben könnte. Denjenigen, die von den „Veränderungsprozessen in unserer Gesellschaft verunsichert sind“ versichert der Flüchtlingsseelsorger, dass er sie „hören und begleiten“ wird.

(Fortsetzung folgt)

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