Familienerinnerungen
Ein paar Jahre ist es her. Bei einer Familienfeier wurde der Neffe nach seiner Freundin gefragt. Nach einem Aufenthalt in Israel war er längere Zeit mit einem israelischen Mädchen befreundet. Bereitwillig erzählte er über seine Freundin, und unvermittelt, so wie wahrscheinlich nur ein 20-jähriger dazu in der Lage ist, fragte er streng in die Runde blickend: "Und übrigens, ich habe da mal eine Frage an die Älteren: Was habt ihr so im dritten Reich gemacht?" Allgemeine Verlegenheit trat ein. Die "Älteren", zwischen 70 und 80 Jahren, im "dritten Reich" Kinder bis Jugendliche, überlegten und berichteten, wie sie ihre Schulzeit und Jugendjahre erlebt hatten. Eine Tante erzählte: "Mein Vater, dein Urgroßvater, war Pfarrer. Er war in der Bekennenden Kirche, das waren die Christen, die nicht mit Hitler sympathisierten. Trotzdem erinnere ich mich, dass er als das Attentat auf Hitler 1944 gescheitert war, einen Dankgottesdienst veranstaltete".
Diese Episode illustriert einiges von dem, was man als Vergangenheitsbewältigung bezeichnet. Die Jugend, die irgendwann auf die Spuren der Vergangenheit stößt und etwas Konkretes wissen möchte. Die damals fast Erwachsenen, die gezwungen sind, sich zu erinnern, obwohl sie es wahrscheinlich ohne Anstoß von außen vermeiden würden. Die Feststellung, dass man so ganz klar die damalige Rolle des Einzelnen nicht definieren kann. Und vor allem - das Erstaunen über die allgemeine Gläubigkeit, von der bis auf wenige Ausnahmen in der Zeit des Nationalsozialismus alle beseelt waren, an die Unantastbarkeit des Führers, egal wie viele Tausend Menschen ihm und seinen Gefolgsleuten täglich zum Opfer fielen.
Diese Episode illustriert einiges von dem, was man als Vergangenheitsbewältigung bezeichnet. Die Jugend, die irgendwann auf die Spuren der Vergangenheit stößt und etwas Konkretes wissen möchte. Die damals fast Erwachsenen, die gezwungen sind, sich zu erinnern, obwohl sie es wahrscheinlich ohne Anstoß von außen vermeiden würden. Die Feststellung, dass man so ganz klar die damalige Rolle des Einzelnen nicht definieren kann. Und vor allem - das Erstaunen über die allgemeine Gläubigkeit, von der bis auf wenige Ausnahmen in der Zeit des Nationalsozialismus alle beseelt waren, an die Unantastbarkeit des Führers, egal wie viele Tausend Menschen ihm und seinen Gefolgsleuten täglich zum Opfer fielen.
anne.c - 16. Apr, 15:02