Samstag, 4. April 2015

Gibt es eine frohe Botschaft zu Ostern?

Frohe Botschaften gibt es in den Nachrichten fast nie, denn es ist Aufgabe der Nachrichten, über dramatische, politisch brisante oder ungewöhnliche Ereignisse zu berichten, die für einen möglichst breiten Empfängerkreis interessant sind. Manchmal bringen die Nachrichten aber auch ein besonders positives Ereignis. In diesem Zusammenhang war in letzter Zeit öfter von der internationalen Einigung über das iranische Atomprogramm die Rede.

Ob es wirklich eine positive Nachricht ist, das sei dahin gestellt. Von der speziellen Thematik verstehe ich viel zu wenig, um mir ein Urteil erlauben zu können. Aus Israel hört man, dass es Entsetzen gibt, dass Premierminister Netanjahu die ganze Veranstaltung für eine Mogelpackung hält und dass er der Meinung ist: So wie die Atomverträge mit dem Iran konzipiert sind, wäre die Gefahr sehr hoch, dass der Iran eine Atombombe zumindest mittelfristig herstellen kann, was Israel ernsthaft die Existenz bedrohen würde. So wie man es aus dem Iran oft ankündigte.

Wenn ich mich erinnere, was ich in letzter Zeit an Bemerkungen dazu gehört habe, wenn ich nachschaue, was in Zeitungen und Onlinemagazinen steht, ganz zu schweigen von den Leserkommentaren, dann stelle ich fest, dass sich arrogante Besserwisserei über die ausgesprochenen Befürchtungen Netanjahus ergießt. Man unterstellt, dass Israel gegen jeglichen Vertrag sei, weil es ja an dem "Feindbild Iran" so hänge, dass es auf diesen Feind nicht verzichten möchte. Da Iran die Vernichtung Israels immer wieder öffentlich propagiert hat, besteht keine Veranlassung, an der realen Gefahr der Verwirklichung dieser Pläne zu zweifeln. Also ist es logisch, dass Netanjahu als Israels Ministerpräsident, der die Verantwortung für sein Volk trägt, die Bedenken und Zweifel am Atomabkommen äußern muss. Und selbst wenn diese nicht relevant wären, muss er vorsichtiger und genauer hinschauen, als jene, die sich weit weg von diesem gefährlichen Schauplatz wähnen.

Warum werden ihm diese Zweifel und Befürchtungen, die weite Teile der israelischen Öffentlichkeit teilen, nicht gestattet? Wieder und wieder wird beschworen, wir hätten aus dem Holocaust gelernt. Ist die Aussage von Primo Levi nicht bekannt: "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen!"? Mir kommt es sogar vor, dass hinter einer Abqualifizierung Netanjahus (und man würde es bei jedem anderen israelischen Ministerpräsidenten genauso tun) der verschwiegene Wunsch steht, dass die Ankündigung Ahmadinedschads Wirklichkeit werde. Ist das vielleicht der Grund, warum man Israel dämonisiert und delegitimiert, nämlich um schon vorbeugend alle Schuld auf Israel zu schieben?

Jahrelang hörte man immer wieder folgende Behauptung: Der Kernkonflikt, sozusagen die Mutter aller Konflikte im Nahen Osten, sei der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Niemand, jedenfalls niemand maßgeblicher hat dem je widersprochen, ja es wird weiter verkündet. Wenn man sich anschaut, wo überall im nahen Osten bis tief hinein nach Afrika gekämpft und gemordet wird, ohne dass es im Geringsten mit dem Palästinakonflikt zusammenhängt, sollte die massive Schuldzuweisung revidiert werden. Und es sollte klar werden, dass es mit der Atombombe in den Händen von iranischen Diktatoren auch so sein würde: Nicht nur Israel, das es nach Verständnis ganzer Heerscharen von Leserbriefschreibern selbst provoziert hat, würde es treffen, sondern es kann sich auch auf Gebiete ausweiten, wo es die deutschen Interessen schmerzlich treffen würde.

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