Buchrezension "Ari heißt Löwe", (Ari Rath, Erinnerungen ) Paul Zsolnay Verlag 2012
Dieses Buch bekam ich geschenkt. Ich hatte in keiner Werbung darüber gelesen, nichts davon gewusst. Auch den Namen Ari Rath hatte ich nie gehört. So vertiefte ich mich in dieses Buch und lernte nicht nur eine interessante jüdische Biografie kennen, sondern bekam ein farbiges, plastisches Bild über den Beginn der Nazizeit in Österreich, über die Jugendaliyah (Einwanderung in Palästina), über die Gründung und den Aufbau des Staates Israel. Für Menschen, die Schwierigkeiten mit nüchternen historischen Fakten haben, könnte es fast ein Lehrbuch über Israel sein, denn Aris Raths Leben rankt sich geradezu um die israelische Geschichte.
Ari Rath, geboren 1925, stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Wien. Durch die Drangsalierungen, die die Juden nach dem "Anschluss" 1938 erleiden mussten, wandten er und sein Bruder sich der zionistischen Bewegung zu und konnten noch 1939 nach Palästina emigrieren. Nach Lehrjahren und Arbeit in einem Kibbuz studierte er Zeitgeschichte und Volkswirtschaft und hatte so ein ausgezeichnetes Rüstzeug für den Beruf seines Lebens:
Von 1957 bis 1989 war er Redakteur der "Jerusalem Post", davon viele Jahre Chefredakteur. In diesen Jahren erlebte Israel stürmische und prägende Jahre. Kriege wurden geführt, historische Verträge wurden geschlossen, diplomatische Beziehungen wurden aufgenommen. Bei wichtigen Verhandlungen war Rath dabei. Mit bedeutenden Persönlichkeiten Israels und des Auslandes war er gut bekannt oder sogar befreundet. So wurde er 1965 von seiner Zeitung frei gestellt, um den Wahlkampf von Ben-Gurion zu begleiten.
Das Buch ist in einem nüchternen, informativen Stil geschrieben. Mit sehr vielen Fakten, während Emotionen nur angedeutet sind. So wie man es bei einem Journalisten erwartet. Dafür gelingen ihm lebendige Schilderungen, und hinter allem, was man liest, erkennt man eine starke, unbändige Persönlichkeit..
Natürlich interessierte es mich besonders, was er von den deutschen Politikern, mit denen er in Berührung kam, hält. Um es ehrlich zu sagen: meine eigene Beurteilung der meisten wäre kritischer. Er übergeht aber gewisse Randbemerkungen nicht und übersieht es nicht, wenn er Jahre später in den Protokollen des ersten deutschen Botschafters in Israel hämische Bemerkungen über Juden liest. Als links eingestellter und der Arbeiterpartei verbundener Mensch neigt er dazu, neben jeder Persönlichkeit auch ihr Idealbild zu sehen, das ein Trugbild sein kann. Das trifft auf einen noch nicht lange verstorbenen deutschen Politiker zu, hinter dessen berühmtester Rede, die Ari Rath sehr lobt - wenn man näher hinschaut - sich ein Abgrund auftut. Das zu durchschauen war allerdings nicht Raths Aufgabe, denn er war genug mit den widersprüchlichen Charakteren israelischer Politiker beschäftigt.
So wünsche ich, dass Ari Rath seinen 90. Geburtstag vor wenigen Wochen gebührend gefeiert hat und dass es ihm vergönnt ist, den Aufbruch zum ersehnten Frieden in seiner Heimat noch zu erleben.
Ari Rath, geboren 1925, stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Wien. Durch die Drangsalierungen, die die Juden nach dem "Anschluss" 1938 erleiden mussten, wandten er und sein Bruder sich der zionistischen Bewegung zu und konnten noch 1939 nach Palästina emigrieren. Nach Lehrjahren und Arbeit in einem Kibbuz studierte er Zeitgeschichte und Volkswirtschaft und hatte so ein ausgezeichnetes Rüstzeug für den Beruf seines Lebens:
Von 1957 bis 1989 war er Redakteur der "Jerusalem Post", davon viele Jahre Chefredakteur. In diesen Jahren erlebte Israel stürmische und prägende Jahre. Kriege wurden geführt, historische Verträge wurden geschlossen, diplomatische Beziehungen wurden aufgenommen. Bei wichtigen Verhandlungen war Rath dabei. Mit bedeutenden Persönlichkeiten Israels und des Auslandes war er gut bekannt oder sogar befreundet. So wurde er 1965 von seiner Zeitung frei gestellt, um den Wahlkampf von Ben-Gurion zu begleiten.
Das Buch ist in einem nüchternen, informativen Stil geschrieben. Mit sehr vielen Fakten, während Emotionen nur angedeutet sind. So wie man es bei einem Journalisten erwartet. Dafür gelingen ihm lebendige Schilderungen, und hinter allem, was man liest, erkennt man eine starke, unbändige Persönlichkeit..
Natürlich interessierte es mich besonders, was er von den deutschen Politikern, mit denen er in Berührung kam, hält. Um es ehrlich zu sagen: meine eigene Beurteilung der meisten wäre kritischer. Er übergeht aber gewisse Randbemerkungen nicht und übersieht es nicht, wenn er Jahre später in den Protokollen des ersten deutschen Botschafters in Israel hämische Bemerkungen über Juden liest. Als links eingestellter und der Arbeiterpartei verbundener Mensch neigt er dazu, neben jeder Persönlichkeit auch ihr Idealbild zu sehen, das ein Trugbild sein kann. Das trifft auf einen noch nicht lange verstorbenen deutschen Politiker zu, hinter dessen berühmtester Rede, die Ari Rath sehr lobt - wenn man näher hinschaut - sich ein Abgrund auftut. Das zu durchschauen war allerdings nicht Raths Aufgabe, denn er war genug mit den widersprüchlichen Charakteren israelischer Politiker beschäftigt.
So wünsche ich, dass Ari Rath seinen 90. Geburtstag vor wenigen Wochen gebührend gefeiert hat und dass es ihm vergönnt ist, den Aufbruch zum ersehnten Frieden in seiner Heimat noch zu erleben.
anne.c - 7. Feb, 20:52