Samstag, 6. Dezember 2014

Schon wieder Tuvia! (Teil 2)

Um zu verdeutlichen, wie Tuvia Tenenbom in seinem Buch "Allein unter Juden" Menschen und Geschehnisse beobachtet, greife ich ein beliebiges Kapitel heraus. Tuvia, der sich in Israel befindet, schließt sich einem von der (deutschen!) Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) organisierten Gruppenerlebnis an, einem gemeinsamen Ausflug von jüdischen und arabischen Lehrern nach Jordanien. Es ist der KAS ein Herzensanliegen, Israeli und Palästinenser bei gemeinsamen Unternehmungen einander nahe zu bringen, auf dass Friede im Kleinen entstehe, der sich anhand von Multiplikatoren ins Große ausbreite. Ein guter Gedanke!

Wie er in der Realität ausgeführt wird, erzählt uns Tuvia. Es beginnt damit, dass der Reisebus, in dem die Gruppe von israelischen und palästinensischen Lehrern gemeinsam reist, einen Umweg von 8 Stunden machen muss, da Isareli (welcher Religion auch immer) nur einen einzigen Grenzübergang, hoch im Norden benutzen dürfen, um von da wieder nach Süden zum Toten Meer zu fahren. An der jordanischen Grenze wird allein den Juden in der Gruppe mitgeteilt, dass sie nur mit einem Sammelvisum einreisen dürfen, d.h. sie müssen immer beieinander bleiben. Sie dürfen später ihr jordanisches Hotel nicht verlassen, der "Sicherheit" halber.

Das erste Ereignis dieser Fahrt ist ein Handyanruf der angemeldeten Hauptrednerin des Friedensevents, in dem sie mitteilt, dass sie nicht teilnehmen kann, weil ihre christlich-palästinensische Schule ihr untersagt hat, an einem Treffen mit Juden teilzunehmen. Tuvia stellt fest, dass die palästinensischen Lehrer nicht etwa aus dem Autonomiegebiet um Ramallah sind, wo man keine Gelegenheit hat, auf Juden zu treffen, sondern aus Jerusalem, wo Juden und Araber sich sowieso ständig über den Weg laufen. Und dass die jüdischen Teilnehmer von der (linken) Sorte sind, die den Palästinensern schon von vornherein zugeneigt sind. Das bewahrt sie nicht davor, dass ihnen der Händedruck von Arabern verweigert wird. Gemeinsam hörte sich die gesamte Gruppe einige Reden an, spielte fiktive Spiele (wie: sich vorstellen, dass man füreinander kocht) und versuchen sogar, miteinander zu tanzen. Ansonsten halten sich Juden und Araber auf der Reise stets unter sich auf. Selbst die so genannten Gruppengespräche halten sie getrennt ab. Kurzum, die teure Angelegenheit, die die KAS ca. 45 000 € gekostet hat, erweist sich als Mogelpackung.

Vieles in dem Buch hört sich so grotesk an, dass man es nicht glauben möchte. Solch absurde Handlungsweisen kann es doch gar nicht geben! Mir fiel ein, wie ich einmal bei einer Veranstaltung mit einem linken israelischen "Friedensabenteurer" war, der deutschen Zuhörern sein Buch vorstellte. Da saßen hinter mir einige neugierige Araber, die darüber sprachen, dass dieser Mann zwar interessant sei, ganz anders als die anderen Juden, aber sein Buch würden sie sich niemals kaufen, auch wenn sie noch so viel Geld bei sich hätten. Ob nach der von der KAS organisierten Reise die mitgereisten Palästinenser nun Juden die Hand schütteln würden, war nicht zu ermitteln. Tuvia verzichtete auf weitere Gruppenerfahrungen und organisierte sich privat eine Rückfahrt (wo er wieder auf Merkwürdiges traf).

Im Luftreich des Traums

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